In den 70er Jahren wurde bunter Schmuck mit großen Edelsteinen zu einem Massenprodukt. Die Steine waren synthetisch, aber trotzdem wird der sowjetische Schmuck in manchen Familien noch immer von Generation zu Generation weitergegeben.
Heutzutage gibt es Geschäfte, die immer noch alten sowjetischen Schmuck und Modeschmuck verkaufen. So seltsam es auch klingen mag, sie sind nicht nur bei Sammlern gefragt. Für manche hat das sowjetisches Gold immer noch die beste Qualität.
Ohrringe
Mit dem steigenden Lebensstandard in der UdSSR wurde ab den 1960er Jahren Goldschmuck mit Edelsteinen beliebt. Diese waren in der Regel künstlich gefertigt, sahen aber fast so aus wie die echten und manchmal sogar besser. Sowjetische Wissenschaftler/innen synthetisierten sie erfolgreich in Laboren – zunächst für den Bedarf der Industrie. Zirkonia, eine Diamantimitation, wurde in optischen Instrumenten verwendet; die synthetischen Alexandrite und Rubine wurden zur Herstellung von Uhren und Lasern eingesetzt. Später verbreitete sich die Erfindung in der Schmuckindustrie, so dass fast jede junge Frau ein Schmuckstück mit diesen Steinen besaß.
Dank der synthetischen Steine wurde Ende der 70er Jahre die Massenproduktion von Schmuck etabliert, aber das Angebot war nicht sehr vielfältig. Die Modelle, die von verschiedenen Fabriken hergestellt wurden, waren einander sehr ähnlich. Das am weitesten verbreitete Modell für das Design von Zirkonia war zum Beispiel die Himbeere, eine runde Aneinanderreihung von Steinen gleicher Größe. Solche Ohrringe wurden in den Schmuckfabriken von Swerdlowsk, Eriwan, Charkow und anderen hergestellt.
Für junge Frauen gab es hübschere und kleinere Ohrringe. Eines der beliebtesten Modelle hieß Tulpe und war mit einem künstlichen Rubin oder Alexandrit verziert – fast jeder hatte ein solches Paar. Eine Alternative waren goldene Ohrringe ohne Steine, die mit Facetten verziert waren.
Auch unter dem Schmuck für Erwachsene waren steinlose Stücke zu finden. Zum Beispiel waren Ohrringe Sudaruschka in Form eines umgekehrten Kokoschniks und Kugelohrringe sehr beliebt.
Ringe wurden in fast den gleichen Designs wie die Ohrringe kreiert und konnten leicht miteinander kombiniert werden. Ein Schleifenring mit Muster wurde Turban genannt – es gab auch Ringe ohne Muster und sie wurden oft als Eheringe verwendet. Ein rautenförmiger Ring wurde wegen der kleinen „Beine“ an den Rändern Tausendfüßler genannt.
Der Marquise-Ring war zu seiner Zeit ein sehr modisches Modell, ähnlich wie ein Tausendfüßler, aber mit einem Stein. Der Spinnen-Ring konkurrierte mit ihm in der Beliebtheit. Beide Ringe wurden mit verschiedenfarbigen Steinen hergestellt.
Der besondere Chic des massenproduzierten Schmucks waren die Sсhahinja-Ringe mit durchbrochenem Geflecht und großen Steinen.
Heutzutage ist solcher Schmuck nicht besonders wertvoll, aber in manchen Familien wird er immer noch von Generation zu Generation weitergegeben: „Ich trage gerade die Rubin-Spinne meiner Mutter. Mein Vater hat ihr diesen Ring kurz nach der Hochzeit geschenkt, meine Mutter hat ihn in Ehren gehalten, und jetzt, wo meine Mutter nicht mehr lebt, hat mein Vater ihn mir geschenkt. Ich liebe und trage dieses Familienerbstück“, schrieb die Userin O. K. in den Kommentaren unter dem Beitrag über den sowjetischen Schmuck.
Schmuckkombination (Paruren) aus Halbedelsteinen
Neben Schmuck mit synthetischen Steinen gab es auch Stücke aus Halbedelsteinen wie Malachit, Bernstein, Türkis und Koralle, aus denen komplette Sets hergestellt wurden. Bernstein war besonders verbreitet, da sich etwa 90 % der weltweiten Reserven des Steins in Kaliningrad (Russland, etwa 1100 km von Moskau entfernt) konzentrierten – er wurde industriell abgebaut und an die Schmuckfabrik geliefert. Die Produkte, die aus Bernstein hergestellt wurden, waren die gleichen wie die aus synthetischen Steinen. Sie waren sich sehr ähnlich. „Als ich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion zum ersten Mal Polen besuchte, war ich völlig überwältigt von der unglaublichen Vielfalt und Schönheit der Bernsteinstücke.“
Die meisten Bernsteine war russisch, aber kleine polnische Werkstätten fertigten die wunderbarsten Dinge daraus an, und das auch noch für wenig Geld“, erzählt Marina aus Moskau.
Genau wie Ringe ließen sich auch Anhänger leicht mit Ohrringen kombinieren – viele Designs wurden in den verschiedenen Schmuckstücken dupliziert.
Kunstperlen waren kreativer: Sie wurden aus klarem und farbigem Glas und Natursteinen hergestellt. Manche Modenfans verbanden gleich mehrere Stränge miteinander – eine Art Boho-Chic-Look.
Silberne Armbänder wurden mit ziselierten Mustern verziert – sie hatten die Form von gewölbten Ringen und waren in der Größe verstellbar.
Die sowjetischen Broschen waren sehr vielfältig. Sie wurden sowohl mit Steinen als auch mit Emaille hergestellt, aber am beliebtesten waren die Broschen aus Glas der tschechischen Firma Jablonex. Mehrfarbige Strasssteine imitierten Edelsteine und manchmal wurde eine spezielle Beschichtung darüber aufgetragen, um ein schillerndes Licht zu erzeugen.