Generalprobe für das Schulabschluss-Fest Purpurrote Segel, 2023.
Alexander Demianchuk/TASSSo feiert St. Petersburg das spektakulärste Ereignis des Jahres – die Schulabsolventen-Feier Purpurrote Segel... Aber wie kam es dazu und warum heißt sie so?
Die märchenhafte Novelle Purpurrote Segel des sowjetischen Schriftstellers Alexander Grin wurde 1923 veröffentlicht. In der Geschichte lebt das verträumte Mädchen Assol mit ihrem Seemannsvater in einem imaginären Land am Meer. Eines Tages trifft sie einen wandernden Märchenerzähler, der ihr voraussagt, dass sie einmal vom Ufer aus ein wunderschönes Schiff mit purpurroten Segeln sehen wird. Ein schöner Prinz wird ans Ufer kommen und sie in ein wundervolles Land jenseits des Meeres entführen.
Anastasija Wertinskaja als Assol im Film „Purpurrote Segel“, 1961.
SputnikSeitdem glaubt das Mädchen an dieses Märchen. Sie und ihr Vater leben in Armut, und Assol wird wegen ihres naiven Glauben belächelt. Aber sie bleibt sich selbst treu.
Jahre später sieht Gray, ein junger Mann, der von zu Hause weggelaufen und Kapitän geworden ist, ein Mädchen von unglaublicher Schönheit und verliebt sich auf den ersten Blick. Und in der Taverne hört er den volleren Spott erzählte Geschichte über die purpurroten Segel. Also kauft er zweitausend Quadratmeter leuchtend roten Stoff und lässt ihn als Segel für sein Schiff anbringen.
Früh am Morgen sieht Assol das Schiff mit seinen purpurroten Segeln auf dem Meer. Der junge Mann kommt mit einem Boot an Land und führt Assol mit sich fort.
Ein Standbild aus dem Film „Purpurrote Segel“, 1961.
SputnikDiese Geschichte erzählt uns, dass die eigenen Träume wahr werden, wenn man sehr fest an sie glaubt. Und auch davon, dass das Herz um eines geliebten Menschen willen zu großen Taten fähig ist.
Als der Film Purpurrote Segel im Jahr 1961 in die Kinos kam, zog er sogleich das sowjetische Publikum in seinen Bann und wurde ein Kassenschlager. Assol wurde von der schönen Anastasia Wertinskaja gespielt und Gray von Wassilij Lanowoj. Der Film war so beliebt, dass sogar neugeborene sowjetische Mädchen den seltenen Namen Assol erhielten.
Sowjetische Kinder, die von Märchenerzählungen fasziniert waren und mit Begeisterung Romane über ferne Welten lasen, liebten das Märchen von den Purpurroten Segeln.
Im Jahr 1968 schlugen unternehmungslustige Schüler der Abschlussklassen in Leningrad vor, das Fest der Purpurroten Segel zu feiern. Am 28. Juni versammelten sich mehr als 25.000 Absolventen an der breiten Newa, wo der majestätische Schoner Leningrad (der später in Nadjeschda umbenannt wurde) segelte. Bereits im darauffolgendem Jahr wurde er durch den Schoner Kodor ersetzt.
„Purpurrote Segel“-Feier in Leningrad, 1971
Rudolf Kutscherow/SputnikDie Tradition setzte sich durch, und das Fest wurde jedes Jahr in großem Stil gefeiert. Sein Sinn besteht darin, dass die Absolventen nach ihrem Schulabschluss ein neues Leben beginnen, ihre Träume wahr werden und eine glückliche und strahlende Zukunft auf sie wartet. Das Motto des Festes lautet: Der Jugend stehen alle Wege offen.
Doch 1979, mitten in der Ära der Stagnation, sagte die Stadtverwaltung solcher Art Massenveranstaltungen für junge Menschen ab. Die Feierlichkeiten wurden in ein Stadion verlegt. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion begannen in der Nacht nach dem letzten Schultag mit purpurroten Segeln geschmückte Privat-Yachten die Newa hinaufzufahren, um den Schulabschluss spontan zu feiern.
Wladimir Putin schlug 2005 vor, den Feiertag wiederzubeleben. Er hatte 1970 in Leningrad die Schule abgeschlossen und das große Fest der Purpurroten Segel miterlebt. Seitdem findet dieses Großereignis mit einem Konzert, einem prächtigen Feuerwerk und Millionen von Zuschauern jedes Jahr statt. Sein Symbol ist die Zweideck-Brigg Rossija, die eigens für die Purpurroten Segel gekauft und umgebaut wurde.
„Purpurrote Segel“ im Jahr 2023.
Pjotr Kowaljow/TASSAlle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung ausschließlich unter Angabe der Quelle und aktiven Hyperlinks auf das Ausgangsmaterial gestattet.
Abonnieren Sie
unseren kostenlosen Newsletter!
Erhalten Sie die besten Geschichten der Woche direkt in Ihren Posteingang!