1. Wie wurde das Datum von Epiphanias ermittelt?
Epiphanias ist ein christlicher Feiertag, der zu Ehren der Geschichte aus dem Evangelium über die Taufe von Jesus Christus im Jordan durch Johannes den Täufer eingeführt wurde. In der orthodoxen Kirche wird der Feiertag am 6. (19.) Januar begangen. Warum wurde dieses Datum gewählt?
Die Orthodoxe Enzyklopädie stellt dazu zwei grundsätzliche Hypothesen auf. Die erste besagt, dass die Feiertage Weihnachten (die Geburt Jesu) und Epiphanias (die Taufe Jesu) früher ein und derselbe Feiertag waren, der den alten heidnischen Feiertag der Sonnenwende ersetzte – den 25. Dezember im Alten Stil, nach dem Gregorianischen Kalender, bzw. den 6. Januar im Neuen Stil, nach dem Julianischen Kalender.
Die zweite Hypothese besagt, dass der 6. Januar durch eine komplexe chronologische Berechnung ermittelt wurde und mit dem Todesdatum Christi und dem jüdischen Pessachfest verbunden ist. In der orthodoxen Kirche wird Epiphanias unabhängig davon gefeiert, wohingegen dieser Feiertag in der römisch-katholischen und anderen östlichen Kirchen als Dreikönigstag bezeichnet und die Erscheinung Christi und die Anbetung durch die Heiligen Drei Könige gefeiert wird.
2. Warum wurde Jesus getauft, wo er doch bereits ohne Sünde war?
Dem Evangelium zufolge war Johannes, der die Menschen im Jordan taufte, überrascht, als Jesus zu ihm kam und sprach zu ihm: Ich bedarf dessen, dass ich von dir getauft werde, und du kommst zu mir? Jesus aber antwortete: Lass es jetzt zu! Denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen [Matthäus 3.14] und ließ sich von Johannes taufen. Während der Taufe, so berichtet das Evangelium, kam der Heilige Geist in Form einer Taube vom Himmel auf Jesus herab, und eine Stimme aus dem Himmel sagte: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen!
Auf diese Weise gab Jesus ein Beispiel für alle seine Anhänger. Wie der Theologe Alexander Moisejenkow schreibt, „wird derselbe Ritus vollzogen, um die Verbindung zwischen ihm und denen, die an ihn glauben, zu betonen“ – jeder, der den Ritus der Taufe vollzogen hat, ist dadurch mit Gott verbunden.
3. Was ist Weihwasser?
Die Taufe ist im Christentum nicht nur ein Fest, sondern ein eigenes Sakrament, das mit der Taufe des Täuflings in Christus verbunden ist. Während des Sakraments verwendet der Priester Weihwasser – er taucht die zu taufende Person dreimal darin ein (in der Regel, wenn es sich um einen Säugling handelt) oder besprengt (übergießt) sie mit Weihwasser, wenn es sich um einen Erwachsenen handelt.
Weihwasser (griechisch: Αγίασμα) ist Wasser, das durch ein besonderes Gebet und den Ritus (die Ordnung) der Weihe geheiligt wird. Diese Tradition ist im Christentum seit dem 3. Jahrhundert bekannt. Johannes Chrysostomus erklärte in seiner Predigt im Jahre 387: „Um Mitternacht an diesem Fest nimmt jeder, der Wasser geschöpft hat, es mit nach Hause und bewahrt es ein ganzes Jahr lang auf.... Die Qualität dieses Wassers verschlechtert sich nicht im Laufe der Zeit; im Gegenteil, das heute geschöpfte Wasser bleibt ein ganzes Jahr lang unverdorben und frisch, oft sogar zwei oder drei Jahre lang.“
Es gibt große (an Epiphanias) und kleine Wasserweihen (an verschiedenen Tagen des Jahres in den Kirchen, bei Wasserweihungsgebeten). An Epiphanias wird das Wasser mit einer feierlichen Prozession zu dem entsprechenden Gewässer, die als Gang zum Jordan bekannt ist, geheiligt. Das Wasser wird an zwei Tagen geweiht: am Vorabend, dem 18. Januar, und an Epiphanias selbst. Wasser, das nach der großen Ordnung der großen Weihe geheiligt wurde, darf nur auf nüchternen Magen und nach einem besonderen Gebet getrunken werden.
4. Wird mit dem Eintauchen in das Eisloch Jesus geehrt?
Christliche Theologen sind sich einig: Taufbäder sind keine christliche Tradition. Sie waschen nicht die Sünden weg, wie die Menschen gemeinhin glauben. Schon 1892 bemerkte der russische geistliche Schriftsteller Sergej Bulgakow: „Besonders diejenigen, die sich zu den Zwölf Weihnachtstagen verkleiden, wahrsagen und so weiter, schreiben diesem Bad abergläubisch eine reinigende Kraft von diesen Sünden zu.“
Übrigens wurde früher in St. Petersburg bei der Wassersegnung in der Nähe des Winterpalastes, an der auch die Zarenfamilie teilnahm, das geweihte Wasser direkt aus der Newa getrunken, aber niemand badete.
Moderne Historiker glauben, dass diese Bäder wahrscheinlich ein Erbe eines älteren, heidnischen Wasserfestes im Zusammenhang mit der Wintersonnenwende sind.
5. Welche Bedeutung hatte Epiphanias in den russischen Dörfern?
Im russischen Dorf war Epiphanias mit vielen mächtigen, wahrscheinlich vorchristlichen Traditionen verbunden. Der volkstümliche Name für das Fest ist Wodokreschtschi und geweihtes Wasser spielt dabei eine zentrale Rolle. Es wurde auf das Haus, die Menschen, den Hof, das Vieh, die Bienenstöcke und die Gemüsebeete gesprenkelt, in den Brunnen gegossen, dem Viehfutter beigefügt und in Weinfässer gefüllt.
Für die Bauern war das Baden im Eisloch obligatorisch, das Eisloch selbst und alles drumherum galt als heilig – zum Beispiel durfte man innerhalb von zwölf Tagen nach der Wasserweihe im Eisloch keine Wäsche waschen. Man glaubte, dass die Kranken von ihren Leiden geheilt und die Gesunden von Sünden gereinigt werden würden. Das (geweihte) Wasser wurde auch mit Beschwörungen gegen Brände in Verbindung gebracht, die üblicherweise an Epiphanias vorgetragen wurden: „Die Heiligen sind mir gefolgt und haben eine Schale mit Wasser getragen. Wenn es ein Feuer gibt, werden die Heiligen das Feuer löschen.“
An Epiphanias wurden im Haus Reinigungsrituale durchgeführt, bei denen die Dämonen durch das Geräusch von Geschirr, das Knallen von Peitschen und einfach durch lautes Rufen ausgetrieben wurden. Gleichzeitig leitete Epiphanias die sogenannten Hochzeitswochen für das winterliche Fleischessen (die Zeit zwischen den Fasten) ein, das bis zu Aschermittwoch andauerte.
>>> Wie Russen die Taufe des Herrn feiern: Anleitung in drei Schritten
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