Was ist der Sonntag der Vergebung?

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GEORGI MANAJEW
Der letzte Tag vor Beginn der Fastenzeit wird in der orthodoxen Kirche Sonntag der Vergebung genannt.

Woher kommt die Tradition, an diesem Tag um Vergebung zu bitten?

Masleniza, die Butterwoche, in der die Russen traditionell Spaß haben und den Winter verabschieden, wird in der orthodoxen Kirche Käsefastenwoche genannt. Es ist die letzte Woche vor der Fastenzeit, in die Gläubigen Käse (sowie generell Milchprodukte und Eier) essen können. Diejenigen, die das Fasten einhalten, hören in der Woche zuvor – der sogenannten Fleischfastenwoche – auf, Fleisch zu essen. Aber woher kommt die Tradition, am letzten Sonntag vor der Fastenzeit Gott und einander um Vergebung zu bitten?

Wer hat die Tradition des Sonntags der Vergebung ins Leben gerufen?

Diese Tradition stammt aus dem Leben der ägyptischen Mönche in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt. Sie verbrachten die Fastenzeit allein und zogen sich in Wüsten und Höhlen zurück. Nicht alle kehrten zu Ostern ins Kloster zurück – einige starben vor Hunger, andere konnten von wilden Tieren gerissen werden.

Deshalb trennten sich die Mönche, um sich erst zu Ostern wieder zu treffen. In dem Bewusstsein, dass sie sich vielleicht nie wiedersehen würden, verabschiedeten sie sich voneinander und baten sich gegenseitig um Vergebung für alle ihre freiwilligen oder unfreiwilligen Sünden. „Euer Vater im Himmel wird euch vergeben, wenn ihr den Menschen vergebt, die euch Unrecht getan haben. Wenn ihr ihnen aber nicht vergebt, dann wird Gott auch eure Schuld nicht vergeben“, heißt es im Matthäus-Evangelium (Matthäus 6:14-15).

Die Reihenfolge des Verzeihens

Die orthodoxe Kirche schreibt den Gläubigen vor, am Sonntagmorgen zu beichten und die Kommunion zu empfangen, und erst dann die Angehörigen um Vergebung zu bitten. Nachdem man um Vergebung gebeten und die Antwort Gott wird vergeben erhalten hat, küsst man sich normalerweise dreimal als Zeichen der Versöhnung und Freundschaft.

Bei den Russen fiel der Sonntag der Vergebung mit dem Ende der Feierlichkeiten zur Butterwoche zusammen. An diesem Tag war es üblich, vor dem Abendessen auf den Friedhof zu gehen, um der kürzlich verstorbenen Verwandten zu gedenken und sie „um Verzeihung zu bitten“, obwohl dies von der Kirche nicht vorgeschrieben ist – anscheinend handelt es sich dabei um ein Relikt heidnischer Traditionen, ebenso wie beim Verbrennen der Masleniza-Puppe, mit dem angeblich alle Sünden des alten Jahres verbrannt wurden.

An diesem Sonntag wird während des Abendgottesdienstes in den Kirchen ein besonderer Gottesdienst durchgeführt – der Ritus der Vergebung. Während dieses Gottesdienstes hält der Priester den Gläubigen eine Predigt über die Notwendigkeit, einander um Vergebung zu bitten, Beleidigungen zu vergeben, und er selbst bittet alle Anwesenden um Vergebung, worauf diese antworten: Gott wird Ihnen vergeben, heiliger Vater. Vergib uns Sündern und segne auch uns. So beginnen die orthodoxen Christen, nachdem sie sich miteinander versöhnt haben, die Fastenzeit.

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