Wellen in Kamtschatka: Russland surft – juhu!

Möglicherweise ist Ihnen der Name bislang nicht bekannt, doch er sollte bei jedermann auf der Liste der Reiseziele stehen, die man unbedingt gesehen haben sollte. Wenn Sie einem Russen gegenüber Kamtschatka erwähnen, hat er sofort Bilder von blubbernden heißen Quellen vor Augen, von unzähligen, schneebedeckten Vulkanen und klaren, nicht verschmutzten Flüssen, in denen im Sommer Lachse schwimmen und die im Winter unter einer dicken Eisschicht liegen.
Kamtschatka hat eines der größten Wildnisgebiete der Welt zu bieten. Die Halbinsel grenzt an die internationale Zeitzone sowie ihre Hauptstadt Petropawlowsk-Kamtschatski an (9.992 km von Moskau entfernt) und liegt tatsächlich so weit im Osten, dass Tokio und Seattle näher sind als Moskau.
Ein Großteil der 1000 km langen Halbinsel ist noch so ursprünglich, dass Einheimische stolz erklären, in Kamtschatka gebe es keine Straßen, nur Richtungen. Die Isolation der Region und die mangelnde Infrastruktur können Segen und Fluch zugleich sein.
Die Tatsache, dass man in Kamtschatkas Natur so viel Schönheit und Ruhe finden kann, liegt zum Teil daran, dass es in dieser Gegend kaum kommerziellen Tourismus gibt. Der Nachteil davon ist, dass die Region nur schwer zu erreichen ist.
Für einen unabhängigen (Rucksack-)Touristen ist es fast unmöglich, ohne die Unterstützung eines Reiseunternehmens durchs diese Gegend zu reisen – selbst wenn er abenteuerlustig und sehr erfahren ist.
Der Winter dauert in Kamtschatka neun Monate. Hier sind nur wilde, leere Strände und das Meer. Doch das ist die einzige Region Russlands, in der es echte Ozeanwellen gibt. Nur wenige Menschen wissen das.
Eine Reise der Zeitschrift „Surfer“ mit den Surf-Gurus Keith Malloy und Dane Gudauskas hierher bereitete Surfern aus dem Westen den Weg.
Die Bedingungen sind hier ziemlich rau: Das Klima ist schonungslos, das Wasser kalt und ein Flug nach Kamtschatka kann teurer sein als einer nach Bali. Doch auch ein hoher Preis und ein wenig Wind können echte Helden nicht davon abhalten, sich am Ende der Welt herumzutreiben – auf der abgelegenen Halbinsel Kamtschatka.
Seit 2004 ist Surfen in Kamtschatka immer beliebter geworden. Es begann mit Snowboardern, die sich auch im Sommer nicht von ihren Brettern trennen wollten. Heutzutage besteht Kamtschatkas Aufstellung aus bis zu 20 Personen.
Das Wasser ist hier zu kalt zum Schwimmen. Das liegt daran, dass diese Region zu den nördlichsten in Russland zählt. Surfen ist deshalb ohne Neoprenanzug nicht möglich. Die Wassertemperatur steigt im Sommer auf 17 Grad Celsius, während im Februar die Lufttemperatur -20 Grad Celsius beträgt und das Wasser ungefähr 0 Grad hat.
Bei den kamtschatkischen Surfern ist der Chalaktirski Strand besonders beliebt. Er liegt nur 15 Kilometer, also 20 bis 30 Auto-Minuten, von Petropawlowsk-Kamtschatski entfernt.
Man kann hier entlang der Küste Robben, Wale und sogar Orcas antreffen. Sie versuchen, sich vom Land fernzuhalten, doch nicht selten sieht man über einem Wellenkamm eine Flosse.
Als „Arktisches Surfen“ bezeichnen Sportler aus Skandinavien das Surfen im Winter. Sie gehörten zu den Ersten, die im Winter auf den Wellen ritten und dabei die wärmsten verfügbaren Neoprenanzüge trugen.
Kamtschatkas lange Küstenlinie ist zum Surfen ideal geeignet.
Wenn man einen Surfer fragt, warum er bei -20 Grad hierher gekommen ist oder weshalb er die Wellen genau an diesem Ort erobern möchte, wird er sicher antworten: „Wegen der Natur und der Atmosphäre. Wie viele Tausend Menschen surfen jetzt vor Balis Stränden? Doch an all den vielen Stränden in Kamtschatka gibt es niemanden außer uns!“

Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland

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