Russische Intelligenzija in den Porträts von Walentin Serow

Am 19. Januar vor 150 Jahren kam der russische Maler Walentin Serow auf die Welt, der die überkommenen Vorstellungen von einem Repräsentationsporträt revolutionieren sollte. Serow wuchs in Sankt Petersburg in der Familie eines Musikkritikers und Komponisten auf. Diese Tradition setzte er aber nicht fort. Er entschied sich für ein Leben als Maler. // Selbstportrait, 1880er Jahre
Serows Mutter entdeckte das Talent ihres Sohnes recht früh und ließ ihn von Karl Kopping und dem berühmten russischen Maler Ilja Repin unterrichten, dessen Name mit Gemälden wie „Die Wolgatreidler“ und „Die Saporoger Kosaken schreiben dem Sultan einen Brief“ verbunden ist. „Die Gemälde unseres Jahrhunderts sind nüchtern und abweisend, sie haben nichts Erbauliches. Ich möchte etwas Erbauliches. Das ist alles, was ich malen werde”, sagte Serow, der an der angesehenen Petersburger Kunstakademie studierte. // Portrait von Mika Morosow, 1901
1887 schuf Serow „Das Mädchen mit den Pfirsichen”. Auf dem Bild ist Vera zu sehen, die Tochter des nahmhaften Wohltäters und Sammlers Sawwa Mamontow. Es zählt zu seinen berühmtesten Bildern. Kein anderer russischer Künstler hatte es je geschafft, die Poesie der Jugend mit so ergreifender Frische und meisterhaften Technik einzufangen. // Mädchen mit Pfirsichen, 1887
Das folgende Gemälde mit dem Titel „Mädchen im Sonnenlicht“ zelebriert ebenfalls Jugend, Frische und friedliches Vergnügen — ein deutlicher Schritt in Richtung Post-Impressionismus, der besonders die Einheit von Mensch und Natur ins Blickfeld zog. „Ich habe immer nach der Frische gesucht, die man in der Natur wahrnimmt, auf Bildern aber nicht zu sehen bekommt.” // Portrait von Maria Simonowitsch, 1888
Serow perfektionierte sein Können und schuf in späteren Jahren eine Gallerie der berühmtesten Personen seines Zeitalters, darunter Monarchen, Prinzen, Industrielle, Bankiers, Schauspieler und Künstler. // Portrait des Malers Isaak Lewitan, 1893
Viele Repräsentationsporträts dieser Zeit wurden schablonenhaft erstellt. Hatte ein Künstler einmal eine Vorlage erarbeitet, die funktionierte, griff er immer wieder auf sie zurück und stellte die Porträtierten stets in den gleichen Posen dar. // Portrait des Komponisten Nikolai Rimsky-Korsakow, 1898
Serows formale Porträts aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert kamen ohne banale Posen und heroische Haltungen aus. Seine Modelle verwandelten sich auf der Leinwand nicht in idealisierend überhöhte Gestalten, sondern blieben sie selbst. Das von ihm geschaffene Porträt von Nikolaus Romanow zählt zu den schönsten Porträts des russischen Zaren. // Portrait von Nikolaus II., 1900
In den 1900er Jahren bildeten Serows Porträts berühmte Personen ab, sie waren von Exklusivität und stolzer Einsamkeit geprägt, als stünden sie auf einem Sockel. Die beunruhigende Atmosphäre der Revolution füllte solche Bilder mit Leben. „Das ist wirklich ein Denkmal für Jermolowa!”, schrieb der Architekt Fjodor Schechtel, Serows Porträt war so ausdrucksstark, dass es wie eine Skulptur wirkte. // Portrait von Maria Jermolowa, 1905
Zwei Highlights aus Djagilews Spielplänen, die Ballettaufführungen Kleopatra und Scheherazade, waren sensationell. Ihre Hauptrollen spielte Ida Rubinstein, in der Serow „Ägypten und Assyrien auf wunderbare Weise in einer außergewöhnlichen Frau wiederauferstanden“ sah. „Monumentales ist in jeder ihrer Bewegung — ein archaisches Flachrelief, das zum Leben erweckt wurde.” // Portrait von Ida Rubinstein, 1910
Vergangenen Herbst wurde das „Portrait von Maria Zetlin” für einen Preis von 9,26 Milliarden britischen Pfund im Auktionshaus Christie’s versteigert. Damit ist es jetzt zugleich die wertvollste Arbeit des Künstlers und das teuerste der auf der sogenannten „russischen Auktion“ versteigerten Kunstobjekte. // Portrait von Maria Zetlin, 1910

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