Fotoausflug: Dieser Bahnhof in Petersburg sah die Zaren und Anna Karenina

Schon der Eisenbahnpionier Franz Anton von Gerstner wusste, dass „es kein anderes Land in der Welt gibt, wo die Eisenbahn lukrativer und gar notwendiger wäre als in Russland.“ Denn die Bahn mache es möglich, „große Entfernungen durch Steigerung der Fortbewegungsgeschwindigkeit zu verkürzen“, schrieb der deutsch-böhmische Ingenieur an den russischen Zaren Nikolai I. Dem eisenbahnbegeisterten Maschinenbauer hat Russland seine erste Bahnstrecke zu verdanken: Er hat den Zaren überzeugt, dass dessen Land die Eisenbahn wie kein anderes braucht. Franz Anton von Gerstner konnte sich gegen alle Kritiker durchsetzen, die geglaubt hatten, dass eine Bahnstrecke unter Russlands widrigen Naturbedingungen nichts als rausgeschmissenes Staatsgeld wäre. Dass Russland nach der Eröffnung der Transsib in 1916 zum Eisenbahnimperium Nr. 1 aufsteigen würde, konnten sie sich wohl gar nicht vorstellen.

Schon der Eisenbahnpionier Franz Anton von Gerstner wusste, dass „es kein anderes Land in der Welt gibt, wo die Eisenbahn lukrativer und gar notwendiger wäre als in Russland.“ Denn die Bahn mache es möglich, „große Entfernungen durch Steigerung der Fortbewegungsgeschwindigkeit zu verkürzen“, schrieb der deutsch-böhmische Ingenieur an den russischen Zaren Nikolai I. Dem eisenbahnbegeisterten Maschinenbauer hat Russland seine erste Bahnstrecke zu verdanken: Er hat den Zaren überzeugt, dass dessen Land die Eisenbahn wie kein anderes braucht. Franz Anton von Gerstner konnte sich gegen alle Kritiker durchsetzen, die geglaubt hatten, dass eine Bahnstrecke unter Russlands widrigen Naturbedingungen nichts als rausgeschmissenes Staatsgeld wäre. Dass Russland nach der Eröffnung der Transsib in 1916 zum Eisenbahnimperium Nr. 1 aufsteigen würde, konnten sie sich wohl gar nicht vorstellen.

Ruslan Shamukov
Sie kennen schon alle klassischen Highlights von Sankt Petersburg – die Paläste, die Museen, die Uferpromenaden? Dann schauen Sie doch im Witebsker Bahnhof vorbei! Das Bahnhofsgebäude ist eine wahre Perle des Jugendstils, die bis in unsere Zeit erhalten geblieben ist. Und außerdem steht es dort, wo der Eisenbahnverkehr in Russland begonnen hat.
Russlands erste Eisenbahnstrecke entstand 1837 – als Verbindung zwischen Sankt Petersburg und Zarskoe Selo, der Sommerresidenz der Zaren. Dafür baute der russische Architekt deutscher Abstammung, Konstantin Thon, den ersten Bahnhof der damaligen russischen Hauptstad: den Zarskoselsker Bahnhof. 1904 entsteht dann die neue Bahnhofshalle im Jugendstil. Seit 1937 heißt das Bauwerk Witebsker Bahnhof.
Der Wartesaal der ersten und zweiten Klasse heißt auch die Bilderhalle. Riesige Spiegel schmücken deren Wände, Wandmalerei und große Gemälde erzählen die Geschichte der ersten russischen Bahnstrecke. Heute finden dort hin und wieder Konzerte statt. Die Passagiere warten indes allesamt im Wartesaal der dritten Klasse.
Durch einen Bogen ging es früher aus der Bilderhalle weiter in ein Restaurant. Heute ist der Durchgang zugemauert, das Restaurant aber soll renoviert werden. Wie durch ein Wunder hat eine Anrichte vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis in unsere Tage überdauert, wie auch Stücke des Ornaments, Spiegelrahmen und Türen im Jugendstil.
Filmemacher lieben den Witebsker Bahnhof. „In der Restauranthalle liegt bis heute ein Requisit von den Dreharbeiten zum neuen Anna Karenina-Film von Karen Schachnasarow. 2015 hat der berühmte Regisseur hier gedreht“, sagt die Historikerin Marina Subkowa beim Rundgang durch den Bahnhof. Und in der Sowjetvariante von Sherlock Holmes wurde der Witebsker Bahnhof kurzerhand zur Londoner Victoria Station.
Für die ranghöchsten Bahnreisenden wurden in dem Bahnhof die „Großfürstlichen Gemächer“ eingerichtet. Großfürsten aber stiegen dort niemals ab, die erhabene Bezeichnung war ein Erbe: Die vorherige Bahnhofshalle hatte „Großfürstliche Gemächer“ für die Zarenfamilie. Heute befindet sich dort das Büro des Bahnhofsdirektors.
In dem neuen Gebäude wurde 1900 bis 1901 ein Pavillon für den Zaren und seine Angehörigen erbaut. Einer Legende zufolge kontrollierte der Hofkommandant des russischen Zaren, Wladimir Wojenkow, den Aufenthaltsraum des russischen Herrschers immer fünf Minuten vor dessen Ankunft persönlich, um sicherzugehen, dass alles vorbereitet war. Einmal aber kam er und sah, dass der Pavillon geöffnet ist und der Zar mit seinen Töchtern auf dem Bahnsteig steht. Wojenkow machte sich auf eine Rüge gefasst. Dazu kam es aber nicht, denn der Zar Nikolai kam schlicht 15 Minuten früher als üblich am Bahnhof an.
In dem Lichtsaal zwischen der Wartehalle und dem Ausgang zu den Zügen sind bis heute auf wundersame Weise Glasmalerei, Gusseisenbögen und Bodenkeramik von Villeroy & Boch aus der vorrevolutionären Zeit erhalten geblieben. 2007 ist hier ein Denkmal für Franz Anton von Gerstner, den Bahnpionier, aufgestellt worden.
Auch ein Modell des ersten Zuges der ersten Bahnlinie Russlands ist im Witebsker Bahnhof zu sehen, mit all den Wagen der ersten, zweiten und dritten Klasse. Die Dampfloks schufen die Strecke nach Zarskoe Selo 1837 in Rekordzeit: 35 Minuten. Gebaut wurden sie in England, bei Robert Stephenson and Company in Newcastle-upon-Tyne.Die Redaktion dankt dem Bildungsprojekt „Petersburg mit den Augen eines Ingenieurs“ für die Unterstützung bei der Erstellung des Artikels.

Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung ausschließlich unter Angabe der Quelle und aktiven Hyperlinks auf das Ausgangsmaterial gestattet.

Diese Webseite benutzt Cookies. Mehr Informationen finden Sie hier! Weiterlesen!

OK!