Foto: AFP / East-News
„Die Menschen erinnern sich nicht besonders gut daran, was Wladimir Putin überhaupt versprochen hatte, und gehen deshalb bei der Antwort auf diese Frage von ihrer persönlichen Wahrnehmung Putins aus“, sagte der Direktor des Lewada-Zentrums, Lew Gudkow.
Als Putins größter Verdienst wird der „zurückgewonnene Status einer respektierten Großmacht“ bezeichnet (36 Prozent der Befragten). „Dabei handelt es sich um einen Propaganda-Effekt. Die Menschen orientieren sich an den TV-Berichten“, sagte Gudkow. Dieser Verdienst Putins sei vor allem von den in der Provinz lebenden Russen mit geringem Einkommen angeführt worden.
Der zweitgrößte Verdienst Putins sind laut der Umfrage die steigenden Löhne, Renten und Subventionen (28 Prozent der Befragten). Gleichzeitig sind nicht alle Russen mit der Wirtschafts- und Sozialpolitik zufrieden. 43 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass Putin nicht dafür sorgt, dass die Einnahmen gerechter verteilt werden. 36 Prozent kritisieren, dass Putin es nicht geschafft hat, „einfachen Menschen das während der Reformen verloren gegangene Geld zurückzugeben“.
Nur elf Prozent sehen die „Stärkung des Gesetzes und der Ordnung“ als Putins Verdienst. 25 Prozent dagegen machen den Kreml-Chef für die fehlende Ordnung im Land verantwortlich.
Laut Gudkow können sich die russischen Bürger kein klares Bild von Putin machen. Sie seien sich nicht sicher, ob er sich mit der Korruption abfinden müsse oder selbst darin verwickelt sei. Doch die meisten Russen sind gegenüber Putin neutral eingestellt. Zudem seien sie der Ansicht, dass es keine Alternative zu Putin gebe, so der Experte.
„Die Kreml-Imageberater haben ernsthaften Anlass zur Sorge. Wenn die Staatsduma konservative Gesetze beschließt, werden sie von der Gesellschaft unterstützt und wirken sich positiv auf Putins Umfragewerte aus. Doch diese Initiativen haben mit dem Alltag nichts zu tun“, so der Politologe Boris Makarenko. Wegen des Umzugs von Gerard Depardieu nach Russland würden die Heiz- und Wasserkosten nicht langsamer wachsen, sagte der Politologe. In der Öffentlichkeit werden die politischen Themen falsch gesetzt. Es entstehe das Trugbild, dass Putins Entscheidungen von allen unterstützt werden, sagte der Experte.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei RIA Novosti.
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