BRICS-Staaten nehmen Afrika ins Visier

Der russische Präsident Wladimir Putin mit seinem südafrikanischem Kollegen Jacob Zuma während des BRICS-Gipfels in Durban. Foto: Reuters

Der russische Präsident Wladimir Putin mit seinem südafrikanischem Kollegen Jacob Zuma während des BRICS-Gipfels in Durban. Foto: Reuters

Die BRICS-Staaten wollten sich in Afrika stärker engagieren. Dabei hätte keines dieser Länder die Absicht, dort Werte mit Raketen und Bomben durchzusetzen.

Asien wird allgemein als wirtschaftliche Wachstumslokomotive bezeichnet. Doch auch wenn die Märkte Chinas und Indiens zuweilen grenzenlos zu sein scheinen, wird sich das schnelle Wachstum nicht für immer halten

können. In zehn oder zwanzig Jahren werden die Märkte auch dort immer stärker gesättigt sein und die Investoren werden nach neuen Zielen suchen. Es liegt auf der Hand, dass sich als nächste treibende Kraft für das Wachstum der Weltwirtschaft Afrika anbietet. Dieser Kontinent bietet heute jene Kombination von Faktoren, die vor Jahrzehnten auch Asien zum Erfolg führten: billige Arbeitskräfte, bedeutende Ressourcen und eine große Anzahl potentieller Konsumenten.

„Afrika hat eindeutig eine große Entwicklungsperspektive vor sich. Die Rohstoffindustrie und die billigen Arbeitskräfte können den ausschlaggebenden Mix für einen neuen Wachstums-Megatrend geben. Die Investmentattraktivität europäischer Länder ist beständig am Sinken. Und der erwartete ‚Sonnenuntergang' in Europa führt dazu, dass auch vorsichtigere Anleger nach neuen Investmentmöglichkeiten suchen", analysiert Iwan Fedotow, Prorektor der Russischen Akademie für Volkswirtschaft und Staatsdienst, gegenüber Russland HEUTE.

Noch jedoch rüstet sich Afrika erst für den großen Spurt. Seit Beginn der 1990er Jahre ist das durchschnittliche Bruttoinlandsprodukt aller afrikanischen Länder lediglich um 40% gewachsen, obwohl im gleichen Zeitraum der Warenverkehr um das Vierfache und die Privatinvestitionen um das Doppelte gestiegen sind. In naher Zukunft kann dies gerade zusammen mit den Investitionen aus den BRICS-Staaten zu einem kumulativen Effekt führen und dem afrikanischen Wirtschaftswachstum einen kräftigen Schub verleihen.

Die BRICS-Länder haben heute zu wenig Einfluss in der weltweiten Finanzpolitik und sind in den globalen Finanzinstitutionen untervertreten. Doch gerade in Afrika verfügen sie bereits heute über fundierte Erfahrungen und wichtige Positionen. So hat Russland von der Sowjetunion eine lange Tradition der Präsenz in afrikanischen Ländern geerbt. Nicht wenige russische Firmen betätigen sich erfolgreich auf dem Schwarzen Kontinent. 2009 vergab Russland über 20 Milliarden US-Dollar an Krediten an afrikanische Länder. Zudem ernannte der Präsident einen Sonderbeauftragten für die Region. Die Stelle wurde mit Michail Margelow, der zugleich Vorsitzender des Komitees für internationale Angelegenheiten des Föderationsrates ist, besetzt.

„In Afrika gibt es einflussreiche Institutionen. Die Afrikanische Union hat die Post-Gaddafi-Krise überwunden und ist heute eine wirklich starke internationale Organisation. Afrika ist ein Kontinent, in dem es arbeitendes Kapital gibt, in den Firmen aus aller Welt, auch aus Russland, vordringen. Es ist ein Kontinent mit einem Wirtschaftswachstum, das höher ist als in zahlreichen asiatischen Ländern", analysierte Margelow kürzlich in einem Interview mit dem Radiosender Echo Moskwy.

Beispielsweise im Kongo sind bereits heute zahlreiche russische Firmen tätig. Die Wirtschaft des Landes wächst derzeit um sechs Prozent pro Jahr. Letztes Jahr lud Kongos Präsident russische Firmen dazu ein, sich am Ausbau von Transportwegen, Pipelines und weiterer Objekte der Energieinfrastruktur zu beteiligen. Intensiv sind die russischen Aktivitäten auch in Mosambik und Zimbabwe. So ist beispielsweise geplant, ein Pipeline-Netz von Mosambik nach Zimbabwe und weiter nach Sambia und Malawi zu bauen. Trotz allem: die Handelsbilanz zwischen Russland und den Ländern Afrikas fällt im Vergleich zu den Aktivitäten der EU oder Chinas noch immer winzig aus. Moskaus Umsätze in Afrika sind rund zwanzigmal kleiner als jene von Brüssel oder Peking.

Margelow ist fest davon überzeugt, dass die Epoche der Dominanz der USA und der EU in Afrika vorbei ist. Auf dem Schwarzen Kontinent sei mit den BRICS-Staaten ein neuer Akteur hinzugekommen. Keines dieser Länder habe eine koloniale Vergangenheit in Afrika. Zudem würden sich die BRICS-Staaten auch heute prinzipiell nicht in die inneren Angelegenheiten der afrikanischen Staaten einmischen. „Kein BRICS-Land will in Afrika die Demokratie mit militärischen Methoden verbreiten. Wir haben nicht vor, unsere Werte mit Raketen und Bomben durchzusetzen", so der Präsidentenvertreter weiter.

Der neue Block der BRICS-Staaten wird wirtschaftlich immer stärker. In den letzten zwölf Jahren haben die BRICS-Staaten ihren Anteil an den weltweiten ausländischen Investitionen von sechs auf 20 Prozent gesteigert. Bei den ausländischen Investitionen in den afrikanischen Kontinent erreichen die BRICS-Länder heute einen Anteil von 25 Prozent.

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