Russland baut Kooperation mit Argentinien aus

Der russische Präsident Wladimir Putin während seines Staatsbesuchs mit der argentinischen Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner. Foto: RIA Novosti

Der russische Präsident Wladimir Putin während seines Staatsbesuchs mit der argentinischen Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner. Foto: RIA Novosti

Wladimir Putin war auf Staatsbesuch in Argentinien. Im Beisein der argentinischen Präsidentin de Kirchner wurde eine Reihe strategisch wichtiger Abkommen unterzeichnet. Beide Länder wollen ihre Zusammenarbeit im Energie-, Raumfahrt- und Militärsektor ausbauen. Zudem wurden gemeinsame politische Ziele festgelegt.

Argentinien und Russland befinden sich bereits seit 2008 in einer strategischen Partnerschaft. Während des damaligen Staatsbesuchs der argentinischen Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner in Moskau waren sich beide Seiten einig, der Beziehung zwischen ihren beiden Staaten neue Impulse zu geben. Laut des Außenministers von Argentinien, Héctor Timerman, führen Russland und Argentinien einen intensiven Dialog auf verschiedenen Ebenen und zu unterschiedlichen Themen: von Fragen der bilateralen Beziehung bis hin zu internationalen Fragen. „Dieser anhaltende Dialog hat eine sehr wichtige Rolle für das große gegenseitige Vertrauen gespielt und unsere gegenseitige Beziehung zu einem historischen Höhepunkt geführt“, stellte Timerman in einem Interview mit russischen Medien fest.

Der Direktor des Lateinamerika-Instituts der Russischen Akademie der Wissenschaften, Wladimir Davydov, merkte an, wie wichtig der Staatsbesuch Putins in Lateinamerika in Bezug auf die Akzentsetzung in der

russischen Außenpolitik sei: „Argentinien ist in dieser Region zu einem besonderen Partner Russlands geworden, seit die Präsidentin de Kirchner sich der Position Russlands in Bezug auf die Krim angeschlossen hat. Sie rügte den Westen für dessen Doppelmoral hinsichtlich des Referendums auf der Krim und den Falklandinseln“, so der Experte gegenüber RBTH. „Putin hat nicht umsonst positiv angemerkt, dass Argentinien zu vielen wichtigen Problemen der Region und der Welt eine souveräne Meinung vertritt. Dabei vertreten unsere Länder auch bei entscheidenden internationalen Fragen dieselbe Position: Sie beide sind Verfechter der Prinzipien einer multipolaren Welt, der Gleichberechtigung und Sicherheit. Auch ihre kritische Einstellung dem internationalen Finanzsystem gegenüber verbindet beide Länder.“

 

Wirtschaftliche Perspektiven im Energiesektor

Mit dem Ziel einer Ausweitung der Kooperation der beiden Länder wurde am Samstag in Buenos Aires unter Anwesenheit der Präsidenten Argentiniens und Russlands eine Reihe wichtiger Verträge unterzeichnet. Drei davon waren nach Vorgaben beider Justizministerien ausgefertigt worden, darunter Übereinkommen über gegenseitige Rechtshilfe in Strafsachen und die Auslieferung von zur Freiheitsstrafe verurteilten Personen. Putin zählt darauf, dass das gemeinsame Abkommen über die Zusammenarbeit im Bereich der friedlichen Nutzung von Atomenergie in Zukunft eine wichtige Säule der russisch-argentinischen Zusammenarbeit sein wird. Russland verfügt über Spitzentechnologie für den Bau von Atomkraftwerken, die sich durch hohe Effektivität auszeichnen und den höchsten Standards sowohl in ihrer Sicherheit als auch in ihrer Wirtschaftlichkeit entsprechen. Rosatom wird sich am Bau eines vierten Atomkraftwerkes in Argentinien beteiligen.

Klicken Sie das Bild an, um es näher anzusehen. Bild: Natalia Michajlenko

„Ungeachtet der schwierigen Prozesse in der Weltwirtschaft ist es uns gelungen, eine positive Tendenz beim Warenumsatz beizubehalten, im vergangenen Jahr ist er um mehr als 16 Prozent gestiegen“, so Putin nach dem Treffen. Der Präsident erinnerte daran, dass mehr als 20 Prozent der Wasserkraft in Argentinien nur dank russischer Technik gewonnen werden können, und äußerte seine Hoffnung, dass sich russische Unternehmen aktiv an dem Programm zur Modernisierung von Wasserkraftwerken und dem Bau neuer Wasserkraftwerke in Argentinien beteiligen werden. Unter

anderem plant Inter RAO, das Wasserkraftwerk Chiuido 1 zu bauen – so soll hier russisches Know-how zum Einsatz kommen. Seine Leistung soll 637 Megawatt betragen, seine Kosten sollen sich auf 1,5 Milliarden Euro belaufen. Der Konzern Silovye Maschiny schloss einen Vertrag über die Lieferung von Turbinen für das Wasserkraftwerk Punta Negra über eine Summe von 14 Millionen Euro ab. Dieses Unternehmen hofft zudem, sich an der Modernisierung des Wasserkraftwerks Salto Grande, einem argentinisch-uruguayischen Großprojekt, zu beteiligen.

 

Erschließung neuer Öllagerstätten in Patagonien

Russlands Firmen hoffen auf Aufträge vom anderen Ende der Welt. In Patagonien soll ein Wasserkraftwerk entstehen – Russlands Industrie hofft auf eine Zusammenarbeit. Laut RBTH vorliegenden Informationen verhandeln Gazprom und der argentinische Ölkonzern YPF weiterhin über die Möglichkeit einer gemeinsamen Erschließung der größten nichtkonventionellen Erdöl-und Gaslagerstätte der Welt, Vaca Muerta in Patagonien.

„Wir haben vor, die Zusammenarbeit auch in anderen hochtechnischen Bereichen auszuweiten, darunter auch die Weltraumtechnik“, merkte Putin an. „Wir erwarten eine positive Entscheidung über den Bau einer Messstation für Glonass in Argentinien.“ Besondere Aufmerksamkeit wurde bei den Verhandlungen auf die Zusammenarbeit im Bereich der Militärtechnologie gelegt. Im Einzelnen wurden Lieferungen von Hubschrauber- und Transportflugzeugen für die gemeinsame Arbeit in der Antarktis diskutiert. 

Cristina Fernández de Kirchner betonte, dass Argentinien und Russland nicht nur in der Region strategische Partner seien, sondern auch in den

Vereinten Nationen, wo Argentinien zurzeit ein nichtständiges Mitglied des Weltsicherheitsrats und zudem Teil der G20 ist. Die Präsidentin meint, in Zukunft könne es möglich sein, den Aufgabenbereich der G20 um das Problem des Kampfes gegen den internationalen Terrorismus sowie die globale Finanzarchitektur zu erweitern. Im Einzelnen ist es de Kirchner nach „unerlässlich, den Kapitalstrom, der die Welt in ein globales Kasino verwandelt hat, in dem viele Länder an ihren Schulden ersticken, zu regulieren.“ Argentinien befindet sich derzeit akut in einer Finanzkrise, dem Land droht der zweite Zahlungsausfall innerhalb von 13 Jahren.

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