Ukraine im Medienspiegel: Vorwürfe, Fußball und Käse

Der US-Außenminister John Kerry wies Sergej Lawrows Aussage, es sei kein schweres Kriegsgerät aus Russland im Osten der Ukraine eingesetzt worden, als unwahr zurück, berichtet die "Nesawissimaja gaseta". Foto: Getty Images/Fotobank

Der US-Außenminister John Kerry wies Sergej Lawrows Aussage, es sei kein schweres Kriegsgerät aus Russland im Osten der Ukraine eingesetzt worden, als unwahr zurück, berichtet die "Nesawissimaja gaseta". Foto: Getty Images/Fotobank

Auch am 28. Juli dreht sich in den russischen Medien alles um die Ukraine, die näher an die USA rückt. In Europa wächst der Unmut: Putin droht eine Sammelklage, Rufe nach sportpolitischen Konsequenzen der Krise werden laut. Nebenbei verhängt Russland Einfuhrbeschränkungen für Milchprodukte aus der Ukraine.

„Wedomosti": Die Käse-Frage

Die Zeitung „Wedomosti" berichtet über die Meldung der Verbraucherschutzbehörde Rospotrebnadsor, eine temporäre Beschränkung für die Einfuhr von Milch und Milcherzeugnissen aus der Ukraine zu verhängen. Hatte die landwirtschaftliche Aufsichtsbehörde Rosselchosnadsor 2013 noch 37 Warenlieferungen aus „qualitativ minderwertiger und gefährlicher" Milchproduktion aus der Ukraine blockiert, so sei die Anzahl blockierter Produkte in der ersten Hälfte dieses Jahres bereits auf 196 gestiegen, berichtet „Wedomosti" unter Verweis auf die Webseite der Behörde. Die Zeitung zitiert Igor Schwajk, den Minister für Landwirtschafts- und Versorgungspolitik der Ukraine, der die Vorwürfe zurückweist und versichert, in den von dem Einfuhrverbot betroffenen ukrainischen Milchprodukten seien keine verbotenen Substanzen festgestellt worden. Doch auch trotz Einfuhrverbot drohe kein Mangel an Milchprodukten in Russland: „Russland kann den ukrainischen Käse durch belarussischen oder europäischen ersetzen", schreibt die Zeitung.

 

„Kommersant": USA erhöhen Druck auf Moskau

Die Zeitung „Kommersant" berichtet über den Vorstoß der USA, aus der Ukraine einen Militärverbündeten der USA außerhalb der Nato zu machen. Das ermögliche eine engere militärische und technische Zusammenarbeit beider Staaten mit Blick auf die Kampfhandlungen in der Südostukraine, schreibt „Kommersant". Experten erklärten gegenüber „Kommersant", dass diese Hilfe wahrscheinlich aus der Entsendung von Militärberatern und Lieferungen von Militärtechnik bestehen werde. Gleichzeitig, so die von „Kommersant" befragten Experten, erhöhe „das Zugeständnis eines Sonderstatus für Kiew den Druck der USA auf Moskau".

 

„Gazeta.ru": Keine Fußball-WM in Russland?

„Gazeta.ru" berichtet, der ukrainische Innenminister Arsen Awakow habe auf seiner Facebook-Seite dazu aufgerufen, die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 nicht in Russland auszutragen. Der Vize-Premierminister

Großbritanniens, Nick Clegg, unterstütze den Aufruf, berichtet die Zeitung. Laut „Gazeta.ru" zitierte Awakow den britischen Politiker mit den Worten, dass die Welt „schwach und verlogen" aussehe, wenn Russland weiterhin Gastgeber bleibe. Awakow soll vorgeschlagen haben, die WM 2018 in Großbritannien auszurichten.

„Gazeta.ru" berichtet zudem mit Verweis auf eine Meldung der Zeitung „Herald Scotland", dass Schottland und Großbritannien ein mit Russland geplantes Kulturjahr abgesagt haben. Als Gründe seien die Eingliederung der Krim in die Russische Föderation, die Lage in der Ukraine und der Abschuss des malaysischen Passagierflugzeugs über der Donezk-Region genannt worden, so die Zeitung.

 

„Nesawisimaja gaseta": US-Außenminister bezichtigt Lawrow der Lüge

Die „Nesawisimaja gaseta" schreibt unter Verweis auf den Hörfunksender Echo Moskwy (Echo Moskaus), dass der US-amerikanische Außenminister John Kerry seinen russischen Amtskollegen Sergej Lawrow der Lüge beschuldigt habe. Nach einer Meldung des US-Außenministeriums wies Kerry Lawrows Aussage, es sei kein schweres Kriegsgerät aus Russland im Osten der Ukraine eingesetzt worden, als unwahr zurück. Am Vortag seien Satellitenaufnahmen veröffentlicht worden, die „angeblich beweisen, dass von Russland aus ukrainisches Territorium beschossen werde", berichtet „Nesawisimaja gaseta".

 

„Nowaja gaseta": Europa und die USA ziehen nicht an einem Strang

Die „Nowaja gaseta" hat einen aktuellen Artikel des amerikanischen Magazins „Time" über die aktuellen Beziehungen zwischen Russland, den USA und Europa als Aufhänger. In diesem Artikel wird die These

aufgestellt, dass der Westen das „gefährliche Spiel" Putins verliere. Daran anschließend druckt die „Nowaja gaseta" Auszüge eines Interviews mit dem als russlandkritisch bekannten US-amerikanischen Politiker John McCain, Senator von Arizona, ab. Darin erklärt McCain, er glaube nicht, dass sich die „Einstellung des Westens gegenüber der russischen Regierung radikal ändern wird". In jedem Fall würden die Europäer nicht handeln, solange sie von russischen Energielieferungen abhängig seien, zitiert ihn die Zeitung. Die Ereignisse in der Ukraine, beginnend mit der Eingliederung der Krim in die Russische Föderation, stellten den Westen vor eine schwierige Wahl, schreibt „Nowaja gaseta". Nun hänge alles von der viel beschworenen transatlantischen Einheit ab. US-amerikanische Medien, so „Nowaja gaseta", gingen davon aus, dass Europa nicht bereit sei, so weit zu gehen wie die USA.

 

„Moskowskij Komsomolez": Britische Anwälte wollen Putin verklagen

„Moskowskij Komsomolez" berichtet, dass Juristen der Londoner Anwaltskanzlei McCue & Partners eine Sammelklage in Zusammenhang mit dem Abschuss des malaysischen Passagierflugzeugs vorbereiten. Die Klage richte sich gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin sowie „hochrangige Beamte des Verteidigungsministeriums und Politiker, die dem russischen Präsidenten nahestehen", berichtet die Zeitung. Vertreter der Kanzlei sollen in der vergangenen Woche in die Ukraine gereist sein, wo sie den Fall diskutierten. Unklar sei noch, wo die Klageschrift eingereicht werden soll. Die Familien der Opfer können sich der Klage anschließen, so die Anwälte.

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