Islamisten drohen Russland mit Krieg

IS-Terroristen wollen Nordkaukasus erobern. Foto: AFP/East News

IS-Terroristen wollen Nordkaukasus erobern. Foto: AFP/East News

Die Terrororganisation Islamischer Staat hat mit „Krieg gegen Russland“ im muslimisch geprägten Nordkaukasus gedroht. Russland fordert, der terroristischen Bedrohung mit Härte zu begegnen und ein internationales Bündnis gegen die Islamisten zu bilden. Der Westen müsse aufhören, die Gefahr durch die IS-Kämpfer mit zweierlei Maß zu messen.

Die Kämpfer der terroristischen Gruppierung Islamischer Staat (IS) veröffentlichten eine Videobotschaft, in der sie androhten, im gesamten Nordkaukasus und insbesondere in Tschetschenien einen Krieg gegen Russland beginnen zu wollen. Der tschetschenische Präsident Ramsan Kadyrow kündigte daraufhin an, „jedem Feind in seinem Bett den Kragen umzudrehen“. Am 2. September forderte Russlands Außenminister Sergej Lawrow die internationale Staatengemeinschaft dazu auf, „gemeinsam der Bedrohung durch den internationalen Terrorismus die Stirn zu bieten und diesen konsequent zu bekämpfen, ohne dabei doppelte Standards zu verfolgen“. Lawrow kritisierte, dass der Westen sich zwar an der Bekämpfung der IS-Krieger im Irak beteilige, diese in Syrien aber ohne Beachtung ließen, da die Terroristen dort gegen das Assad-Regime kämpften, welches der Westen ablehne.

 

Angst vor einem Kalifat

„Wir müssen uns vereinigen, um dem Terrorismus in all seinen Formen den Kampf anzusagen“, forderte der russische Außenminister. „Wir dürfen Terroristen nicht rechtfertigen. Wir dürfen sie nicht in ,gut‘ und ,böse‘ aufteilen, nicht in jene, die in konjunkturbedingten Überlegungen gegen ein für ein bestimmtes Land unpassendes Regime vorgehen und vor deren Handlungen daher die Augen verschlossen werden, und in jene, die versuchen, gegen die Ziele eines bestimmten Landes anzukämpfen“, bekräftige Lawrow.

Georgij Mirskij, Professor am Moskauer Institut für Weltwirtschaft und Internationale Beziehungen an der Russischen Akademie der Wissenschaften, erklärt in einem Gespräch mit RBTH, dass die Terrormiliz IS eine „lebensgefährliche Bedrohung“ darstelle, vor deren Hintergrund alle anderen Konflikte, auch jener in der Ukraine, zweitrangig wären. „In sämtlichen Botschaften kündigt der IS eine Wiederherstellung der Macht des Islams von Spanien bis Buxoro an. Wenn die Dschihadisten des IS Zugang zum kurdischen Erdöl gewinnen würden, dann hätten sie die nötigen Ressourcen für eine weitere Expansion. Sie würden Jordanien und dann auch Saudi-Arabien einnehmen. Und das wäre dann bereits ein echtes Kalifat.“ Mirskij merkt des Weiteren an, dass die Terroristen es sich zum Ziel gesetzt hätten, auch die muslimischen Gebiete Russlands, in erster Linie den Nordkaukasus und die Wolgaregion, unter ihre Kontrolle zu bringen.

Der Experte glaubt, dass der IS nur auf militärischem Wege zerschlagen

werden könne, denn wirtschaftliche wie auch politische Maßnahmen wären dafür nicht ausreichend. Doch derzeit seien keine günstigen Bedingungen für einen großflächigen Einsatz von Bodentruppen gegen die Dschihadisten gegeben. „Einerseits ist die westliche Gesellschaft kriegsmüde, weshalb die Entsendung großer Kontingente an Bodentruppen in den Irak zurzeit nicht ernsthaft diskutiert wird. Andererseits führt die Rückkehr der US-Luftwaffe in den Irak dazu, dass dem IS neue Freiwillige beitreten, die das Ziel verfolgen, gegen die Allianz der Amerikaner, Juden und Schiiten zu kämpfen“, erklärt Mirskij und unterstreicht: „Aus diesem Grund ist die Unterstützung der Kurden derzeit zwar gerechtfertigt, jedoch nicht genug, da die Basen des IS in Syrien liegen. Deshalb müsste mit Baschar al-Assad über ein Bündnis verhandelt werden.“

 

Verhandlungen mit den Terroristen führen zu nichts

Michail Margelow, Vorsitzender des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten des russischen Föderationsrates, merkt gegenüber RBTH an, dass Russland „dazu bereit ist, sich am Kampf gegen radikalislamische Gruppierungen im Nahen Osten zu beteiligen, die USA eine solche Beteiligung aber nicht begrüßen“. Margelow verweist auf Äußerungen von Jen Psaki, Pressesprecherin des US-Außenministeriums, die sagte, dass es „eine Reihe an Staaten gibt, die in dieser Hinsicht konstruktivere Arbeit leisten“ würden. „Die Konstruktivität besteht allem Anschein nach darin, den einen Teil des IS im Irak zu bombardieren und den anderen Teil in Syrien zu unterstützen“, bemerkt Margelow.

Margelow ist überzeugt, dass der IS den USA momentan noch nicht wirklich Kopfzerbrechen bereite: „Wenn dem nämlich so wäre, dann würden die USA die Terrororganisation IS in Syrien nicht unterstützen. Denn dort hat diese Gruppierung sich genauso verhalten, wie sie es jetzt im Irak tut. Vonseiten des Westens hat es aber keine einzige Verurteilung der Handlungen des IS in Syrien gegeben.“

In Hinblick auf konkrete Schritte, die Russland unternehmen könnte, betont Margelow, dass Verhandlungen mit den Terroristen und eine mündliche Verurteilung ihrer Taten „zu nichts führen“. „Russland hilft dem Irak konkret,

indem es auf Bitte der Regierung des Landes die irakische Armee mit modernen Waffen ausstattet, darunter auch Su-25-Erdkampfflugzeuge. Russland hat dem Irak zudem einen großen Preisnachlass auf die Waffenlieferungen gewährt, was auch die Lieferung von amerikanischen Waffen in den Irak beschleunigte“, so der Vorsitzende.

Auf die Frage, ob es möglich sei, eine „Anti-Dschihad-Koalition“ zu bilden, antwortete Margelow, dass bislang noch unklar sei, wer sich einer solchen Koalition anschließen würde. „Dieses Thema war vor allem nach dem 11. September in aller Munde. Damals waren Russland und die USA dazu bereit, gemeinsam gegen jede Terrorgefahr vorzugehen. Russland wäre auch jetzt noch für eine Vereinigung der Kräfte bereit. Denn im Prinzip muss es eine einzige Front gegen den Terrorismus geben.“ Dazu dürfte jedoch keine Form des Terrorismus akzeptiert werden.

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