Ukraine im Medienspiegel: Fortschritte im Gasstreit, Massengräber im Donbass

Gazprom-Chef Alexej Miller. Foto: AP

Gazprom-Chef Alexej Miller. Foto: AP

Am 29. September berichten russische Medien über Fortschritte im Gasstreit und beim Friedensprozess in der Ukraine. Darüber hinaus schreiben einige über die Entdeckung von Massengräbern, in denen offenbar hingerichtete Zivilisten begraben sind, und die schweren kriegsbedingten Infrastrukturschäden im Donbass.

„Nesawisimaja gaseta": Im Gasstreit hat die Ukraine einen langen Atem

Die „Nesawisimaja gaseta" berichtet über die Ergebnisse der Verhandlungen im Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine Ende der vergangenen Woche in Berlin. Gazprom hätte dabei Erfolge erzielen können, schreibt die Zeitung und fasst die Verhandlungsergebnisse unter Berufung auf das russische Energieministerium zusammen. Demnach hat Kiew sich bereit erklärt, über 2,4 Milliarden Euro zur Begleichung offener Rechnungen an Gazprom und zukünftig 385 US-Dollar pro 1 000 Kubikmeter Erdgas zu zahlen. Allerdings stehe eine Bestätigung der Abmachungen durch die jeweiligen Regierungen noch aus, berichtet „Nesawisimaja gaseta" weiter und weist darauf hin, dass zudem nicht garantiert sei, dass Kiew eine weitere Eskalation im Gasstreit vermeiden wolle. Denn diese Verhandlungsergebnisse widersprächen grundsätzlich den Forderungen von Naftogas. Die Zeitung erinnert daran, dass Kiew zuvor gefordert hatte, den Preis für russisches Gas auf dem Niveau der europäischen Gasbörsen festzuschreiben.

Nun würden die russische und die ukrainische Regierung über die Verhandlungsergebnisse weiter beraten, bereits in dieser Woche ist ein erneutes Treffen geplant, schreibt die Zeitung. Von „Nesawisimaja gaseta" befragte Experten sehen mögliche Hindernisse auf dem Weg zu einer Einigung in Ratschlägen, die der ukrainische Ministerpräsident Arsenij

Jazenjuk von amerikanischen Beratern erhalten könnte. Die Experten befürchten, dass diese den Verhandlungsfortschritt aufhalten und neue Probleme schaffen könnten. Gleichzeitig sind die befragten Experten der Meinung, dass Kiew sich in einer starken Verhandlungsposition befindet. Die Ukraine habe knappe, aber ausreichende Gasreserven, um den kommenden Winter zu überstehen, und könnte die Verhandlungen daher in die Länge ziehen. Europa sei dagegen weiter auf russische Gaslieferungen angewiesen und habe daher ein Interesse an einer schnellen Lösung. Das sei, so ein Experte, auch im Interesse von Gazprom. Das Unternehmen fürchte um den guten Ruf als zuverlässiger Lieferant. Daher, so der Experte der „Nesawisimaja gaseta", sei „Moskau an einer Regelung der Gaskrise sogar eher interessiert" als Kiew.

 

„Kommersant": Infrastruktur des Donbass ist stark beschädigt

Der „Kommersant" berichtet über den Waffenstillstand. Der gelte bereits seit drei Wochen, dennoch gingen Kampfhandlungen auf beiden Seiten weiter, schreibt die Zeitung. Besonders angespannt ist die Lage laut „Kommersant" in Donezk, Debalzewo und in Richtung Mariupol. Die Zeitung weist darauf hin, dass die Infrastruktur des Donezbeckens unter dem Krieg stark gelitten habe. Der bevorstehende Winter erleichtere die Situation nicht. Der „Kommersant" berichtet, dass die Führung der selbsternannten Volksrepublik Lugansk in Vorbereitung auf den Winter nach Möglichkeiten suche, das Gasverteilungsnetzwerk auf Gaslieferungen aus Russland umzustellen. Technisch könnte Kiew die Gasversorgung der besetzten Gebiete kappen, wenn zum Beispiel die Verbraucher in diesen Regionen sich weigerten, das Gas zu bezahlen, so „Kommersant". Im Bereich der Stromversorgung wäre die Unabhängigkeit der selbsternannten Volksrepubliken größer, da sich auf dem Gebiet ausreichend Transformatoren befinden, wovon allerdings einige durch die Kampfhandlungen stark beschädigt worden seien. Zudem seien auch Leitungen zerstört worden, laut „Kommersant" in „verheerendem" Ausmaß. Ein Wiederaufbau sei schwierig, die Region sei daher nicht bereit für den Winter, erklärte ein von „Kommersant" befragter Experte.

 

„Wsgljad": Massenhinrichtungen sind Kriegsverbrechen

Die Zeitung „Wsgljad" berichtet über die Entdeckung eines vierten Massengrabs mit Leichen von Zivilisten in der Nähe von Nischnja Krinka. Die Ortschaft könnte zum „Symbol für Massenhinrichtungen im Donbass-Krieg" werden, schreibt „Wsgljad". Beobachter der OSZE hätten Untersuchungen aufgenommen, heißt es weiter. Nach Auffassung der russischen Behörden, so „Wsgljad", deuten hinter dem Rücken verbundene Hände und Anzeichen für Kontrollschüsse in den Kopf darauf hin, dass hier Menschen hingerichtet

worden sind. Die Zeitung bemerkt, dass das russische Außenministerium die Tötung von Zivilisten in der Nähe von Donezk als Kriegsverbrechen bezeichnet hatte. Die Ukraine weise jedoch alle Vorwürfe zurück.

Weiter berichtet „Wsgljad" über eine Ansprache des russischen Außenministers Sergej Lawrow, die von mehreren russischen TV-Sendern ausgestrahlt wurde. Darin habe Lawrow erklärt, dass der Friedensprozess in der Ukraine angelaufen sei, so „Wsgljad". Die Zeitung weist auf Äußerungen Lawrows gegenüber dem TV-Sender „Bloomberg" hin, in denen er klar gestellt habe, dass Moskau das Minsker Abkommen umsetzen wolle und in erster Linie das Interesse des ukrainischen Volkes im Blick habe. Lawrow habe zudem betont, dass Moskau sich Forderungen der USA nicht beugen werde, um Sanktionen zu beenden, berichtet „Wsgljad" weiter. Die Zeitung interpretiert Lawrows Worte dahingehend, dass Moskau an einer Normalisierung der Beziehungen zu Washington interessiert sei, da der Friedensprozess in der Ukraine nun voranschreite.

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