Die Welt in Russlands Medien: Nein zu South Stream, Ja zur Türkei

Russland und die Türkei seien außenpolitisch isoliert und hätten sich daher einander angenähert, schreibt die Zeitung „Nesawisimaja gaseta“. Foto: Konstantin Zawrazhin / Rossijskaja Gazeta

Russland und die Türkei seien außenpolitisch isoliert und hätten sich daher einander angenähert, schreibt die Zeitung „Nesawisimaja gaseta“. Foto: Konstantin Zawrazhin / Rossijskaja Gazeta

Russische Medien berichten über Putins Staatsbesuch in der Türkei und das Treffen der Nato-Außenminister am Dienstag. Die außenpolitische Isolation eint Russland mit der Türkei und fördert die Zusammenarbeit. Die Nato reicht Russland die Hand, jedoch zu ihren Bedingungen.

Moskowski Komsomolez“: Putin stoppt South Stream

Der „MK“ berichtet über Wladimir Putins Staatsbesuch in der Türkei. Beide Staaten hätten sich in acht Abkommen auf eine Kooperation in den Bereichen Energie, Finanzen und Recht geeinigt, so „MK“. 

Putin habe zudem den Stopp der South-Stream-Pipeline verkündet, laut „MK“ eine sensationelle Meldung. Über South Stream sollten pro Jahr bis zu 64 Milliarden Kubikmeter Gas nach Europa geliefert werden. Putin begründete das Aus für South Stream mit andauernden Behinderungen durch die EU-Kommission sowie der Weigerung Bulgariens, eine Zustimmung für den Bau der Pipeline auf bulgarischem Staatsgebiet zu geben. 

Putin habe zudem angekündigt, dass Russland alternativ eine Pipeline in die Türkei bauen werde, schreibt der „MK“. Durch diese solle der wachsende Energiebedarf des Landes gedeckt werden. Die Pipeline soll bis zur türkisch-griechischen Grenze geführt werden, an der ein Gasumschlagplatz auf türkischem Staatsgebiet entstehen soll, berichtet der „MK“ weiter. Von dort aus soll Gas an Interessenten nach Südeuropa geliefert werden. Die Zeitung zitiert Gazprom-Chef Alexej Miller, der erklärte, diese alternative Pipeline werde ebenso leistungsstark sein wie South Stream.

 

Nesawisimaja gaseta“: Russland und die Türkei sind strategische Partner

Auch die „Nesawisimaja gaseta“ widmet sich Putins Besuch bei seinem türkischen Amtskollegen. Beide Staaten seien außenpolitisch isoliert und hätten sich daher einander angenähert, schreibt die Zeitung. Putins Besuch könne als weiterer Hinweis auf die Orientierung Russlands nach Osten gesehen werden.  

„Trotz der Mitgliedschaft in der Nato und den Bemühungen um eine Integration in die EU  setzt die türkische Führung im Hinblick auf Russland auf den Ausbau der Beziehungen“, stellt Stanislaw Iwanow, wissenschaftlicher Mitarbeiter der IMEMO und des Instituts für Ostkunde

an der Russischen Akademie der Wissenschaften, fest. Vor dem Hintergrund der Sanktionen der EU und der USA gegen Russland müsse dem Besuch eine besondere Bedeutung zugemessen werden, sagte er. „Die Türkei kann ebenso wie weitere strategische Partner Russlands dazu beitragen, die Folgen der Sanktionen zu kompensieren“, glaubt Iwanow.

Putin und Erdogan hätten vorrangig Fragen auf dem Gebiet der Energie besprochen, berichtet die Zeitung. Um Energie ginge es auch bei den geplanten Kooperationen. „Die Türkei hat einen wachsenden Energiebedarf, weil ihre Wirtschaft schnell wächst. Russland ist auf der Suche nach neuen Absatzmärkten“, erklärt Danila Botschkarew, leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter am Ost-West-Institut in der „Nesawisimaja gaseta“. In den Gesprächen sei es hauptsächlich um eine Preissenkung für russische Gaslieferungen in die Türkei gegangen und um eine Erhöhung der Liefermenge in die Türkei durch die Blue-Stream-Pipeline um drei Milliarden Kubikmeter jährlich.

 

Kommersant“: Nato stellt Russland Bedingungen 

Der „Kommersant“ berichtet über das Treffen der Nato-Außenminister, das am Dienstag in Brüssel stattfand. Dabei werden die Ukraine-Krise und damit zusammenhängende Pläne der Nato im Mittelpunkt stehen, schreibt die Zeitung. Diese Pläne drehen sich laut „Kommersant“ hauptsächlich um eine Containment-Politik gegenüber Russland.

„Die Nato ist kein Feind Russlands“, habe Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg gegenüber russischen Journalisten klargestellt, so der „Kommersant“. Stoltenberg habe betont, dass im Gegenteil keinem anderen Land eine derart privilegierte Partnerschaft angeboten worden sei wie Russland. Als Bedingung für eine Wiederaufnahme der Arbeit des Nato-Russland-Rats habe Stoltenberg aber von Russland gefordert, die

Unterstützung der Aufständischen in der Südost-Ukraine zu beenden und alle russischen Truppen aus dem Land abzuziehen. Zudem bestehe die Nato laut Stoltenberg auf der Einhaltung aller Punkte der Minsker Vereinbarung und der Achtung internationaler Übereinkünfte, berichtet „Kommersant“. Der Generalsekretär habe darüber hinaus angekündigt, die Verteidigungsfähigkeit der Nato-Mitgliedstaaten zu stärken und die Ukraine durch Hilfeleistungen zu unterstützen.

Geplant sei zudem eine Diskussion über die Umsetzung von drei Beschlüssen, die beim Nato-Gipfeltreffen in Wales gefasst worden seien und ebenfalls im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise stehen, berichtet die Zeitung weiter. Dabei geht es um den Ausbau der Nato-Infrastruktur in Osteuropa und um den Aufbau einer schnellen Einsatztruppe, die aus militärischen Kräften der einzelnen Nato-Mitgliedstaaten bestehen soll. Bisher haben jedoch nach Informationen von „Kommersant“ lediglich Deutschland, die Niederlande und Norwegen ihre Beteiligung an der Einsatztruppe bestätigt.

Zudem wird es in Brüssel um die Bereitstellung von Trust-Fonds für die Ukraine gehen. Die darin bereitgestellten Finanzmittel sollen zur Durchführung von Reformen im Verteidigungssektor des Landes eingesetzt werden, etwa in den Bereichen Logistik, der Leitung und Kontrolle, der Cyberverteidigung, der Feldmedizin und der Versorgung von Verwundeten, schreibt die Zeitung.  

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