Nikolai Starikow (in der Mitte) ist einer der Gründer der neuen Bewegung "Antimidan". Foto: Wladimir Trefilow/RIa Novosti
In Russland gibt es eine neue politische Gruppierung. Am vergangenen Donnerstag, den 15. Januar, wurde die Gründung von Antimaidan auf einer Pressekonferenz verkündet. Daran teil nahmen unter anderem Dmitri Sablin, Leiter des Veteranenvereins „Kampfgemeinschaft", Alexander Saldostanow, Putin-Freund und Chef des russischen Motorrad- und Rockerclubs „Nachtwölfe", sowie Nikolai Starikow, Gründer der linken Partei „Das Große Vaterland". Erklärtes Ziel der Bewegung ist, gegen Unruhen vorzugehen, die zu einem Staatsstreich führen könnten. Der Name verweist auf die Ereignisse in der Ukraine seit November 2013.
Ihren ersten Einsatz hatte die Gruppe denn auch gleich am Gründungstag. Auf dem Moskauer Manegeplatz hatten sich Anhänger des Oppositionspolitikers Alexej Nawalny versammelt, um gegen das kürzlich gegen Nawalny und dessen Bruder verhängte Hafturteil zu protestieren. Alexej Nawalny war Ende Dezember zu einer Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt worden, sein Bruder muss ins Gefängnis. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Brüder den französischen Kosmetikkonzern Yves Rocher um einen Millionenbetrag betrogen haben. Nach Angaben von Nikolai Starikow standen anderthalb bis zweitausend Anhänger von Antimaidan nur wenigen Anhängern Nawalnys gegenüber. Starikow erklärte, dass sie ihre Bereitschaft und Entschlossenheit zeigen wollten, keine Unruhen auf der Straße entstehen zu lassen. Die Polizei nahm laut Medienberichten einige Antimaidan-Anhänger fest, da ihre Aktion – wie auch die Nawalny-Protestversammlung – nicht genehmigt war.
Antimaidan gegen „das orangene Tierchen"
Starikow hält Antimaidan für eine unbedingt notwendige Bewegung. Er erinnerte an die Folgen des Euromaidan in Kiew: „Wenn Sie vor anderthalb Jahren einen Einwohner des Donbass gefragt hätten, ob er sich vorstellen könne, dass die ukrainische Armee die Region bald mit schwerer Artillerie beschießen wird, hätte er Sie wahrscheinlich ausgelacht und für verrückt erklärt." Starikow betonte, dass es Gruppierungen gebe, die bereit seien, für geopolitische Veränderungen radikale Maßnahmen zu ergreifen. Dagegen wende sich Antimaidan mit großer Entschlossenheit.
Dmitri Sablin ergänzte: „Das orangene Tierchen zeigt unserem Land bereits die Zähne. Es will die Menschen in unserem Land gegeneinander aufhetzen. Ich sehe schon alte Weiber jenseits des Ozeans wieder Brötchen backen." Damit spielte er auf die US-amerikanische Diplomatin Victoria Nuland an, derzeit Assistant Secretary of State des US-Außenministeriums. Nuland hatte während der Unruhen auf dem Maidan Kekse und Brötchen an die Demonstranten verteilt.
Einige russische Medien vergleichen Antimaidan mit der regierungstreuen Jugendbewegung Naschi, die im Jahr 2005 nach der Orangenen Revolution in der Ukraine gegründet wurde. Diese Organisation war nicht unumstritten und hat inzwischen weitgehend an Bedeutung verloren. Starikow sieht
allerdings keine Gemeinsamkeiten und lehnt Vergleiche mit Naschi ab. Er weist darauf hin, dass Naschi „von oben", also von der russischen Regierung, gegründet worden sei, während Antimaidan eine Bewegung „von unten" sei. Zudem sei Naschi eine Jugendbewegung gewesen, während sich bei Antimaidan erwachsene Menschen zusammenfinden, die Militärerfahrung hätten, etwa aus dem Afghanistan-Einsatz von 1979 bis 1989, oder die ehemaligen Offiziere der Geheimdienste seien.
Einige Politikwissenschaftler betrachten das Potenzial von Antimaidan mit Skepsis. Michail Remisow, Präsident des Instituts für nationale Strategien, sagt: „Farbige Revolutionen – Revolutionen von neuem Format – können nicht vermieden werden, wenn man Revolutionären nachjagt." Er ist durchaus der Meinung, dass es wichtig sei, die Initiative zu ergreifen. Jedoch findet er, dass Antimaidan weite Teile der russischen Gesellschaft außen vor lasse. Antimaidan versammle nicht die einflussreichsten politischen Kräfte, meint Remisow. Er glaubt, dass es notwendig sei, zusätzlich die Gesellschaftsschichten zu mobilisieren, die den Kurs der außerparlamentarischen Opposition, die sich unter anderem um Alexej Nawalny gruppiert, nicht unterstützen.
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