Putins Rhetorik: Von der innerukrainischen Krise zur Nato-Verschwörung?

Foto: AP

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Der russische Präsident Wladimir Putin äußerte sich am Montag während eines Besuchs in Sankt Petersburg unerwartet scharf zur Ukraine-Krise. Insbesondere die ukrainischen Freiwilligenbataillone erregten seinen Unmut. Diese seien Söldner der Nato, ihr einziges Ziel: Russland zurückdrängen.

Während eines Besuchs in Sankt Petersburg kritisierte der russische Präsident Wladimir Putin die ukrainischen Freiwilligenbataillone scharf. Er nannte sie „Nato-Legionäre", die keinesfalls für die Interessen des ukrainischen Volkes kämpften. Der Auftrag dieser Männer sei es, die geopolitische Landschaft zu verändern und Russland zurückzudrängen, so Putin.

RBTH hat zentrale einige zentrale Aussagen Putins, vom Beginn der Krise bis in die Gegenwart, gesammelt. Sie zeigen, wie sich die Einschätzungen des russischen Präsidenten gewandelt haben. Sah Putin anfangs noch oppositionelle Kräfte am Werk und betrachtete die Krise als ein innerukrainisches Problem, so setzt er die Ereignisse nun in einen globalen Zusammenhang.

 

2. Dezember 2013

„Was die Ereignisse in Ukraine betrifft, so erinnern mich diese nicht so sehr an eine Revolution, sondern an Pogrome. Meiner Meinung nach hat das wenig mit dem Verhältnis der Ukraine zur Europäischen Union zu tun. Vielmehr ist es ein Versuch der Opposition, die legitimierte – das möchte ich unterstreichen – Regierung im Land zu destabilisieren."

4. März 2014

„Die Bewertung [dessen, was in Kiew passiert ist] kann nur auf eine Weise vorgenommen werden: Es ist ein verfassungsfeindlicher Umsturz und eine bewaffnete Übernahme der Macht."

17. April 2014

„Was die Präsidentschaftskandidaten betrifft, so wissen Sie ja, wie der Wahlkampf abläuft. Er verläuft absolut unzulässig, auf eine absolut inakzeptable Art und Weise. Wenn das alles so weiter läuft, dann werden wir natürlich all das, was in der Ukraine passiert, alles was nach dem 25. Mai passieren wird, nicht als legitim anerkennen."

6. Juni 2014

„Ich denke, dass umgehend gehandelt werden muss: Die Strafaktionen im Südwesten der Ukraine müssen umgehend eingestellt werden. Nur so können die Bedingungen dafür geschaffen werden, dass ein wirklicher Verhandlungsprozess mit den Anhängern einer Föderalisierung zustande kommt."

22. Juni 2014

„Das, was Präsident Poroschenko zur Waffenruhe verkündet hat, ist zweifelsohne ein wichtiger Bestandteil der endgültigen Regelung, vielleicht sogar der wichtigste Teil. Ansonsten ist es unmöglich, sich auf irgendetwas zu einigen. Und Russland wird zweifelsohne diese Bestrebungen unterstützen."

21. Juli 2014

„Wir haben mehrfach alle Konfliktparteien dazu aufgerufen, das Blutvergießen unverzüglich einzustellen und sich an den Verhandlungstisch

zu setzen. Man kann mit aller Sicherheit sagen, dass es bestimmt nicht zu dieser Tragödie [Absturz des malaysischen Flugzeugs] gekommen wäre, wenn die Kampfhandlungen im Osten der Ukraine am 28. Juni nicht wieder aufgenommen worden wären. Gleichzeitig sollte auch niemand das Recht haben, diese Tragödie zur Durchsetzung zutiefst eigennütziger politischer Ziele zu missbrauchen."

12. September 2014

„Wissen Sie, mir geht da der verwegene Gedanke durch den Kopf, dass die Ukraine eigentlich niemanden interessiert – sie wird einfach nur als Instrument zur Destabilisierung der internationalen Beziehungen benutzt."

14. Oktober 2014

„Die schlimmste Tragödie besteht in der Entfremdung zwischen dem ukrainischen und dem russischen Volk. Das ist wirklich die größte Tragödie! Und natürlich muss, ungeachtet aller gegenwärtig existierenden Probleme, ein Weg gefunden werden, diesen Zustand zu überwinden."

24. Oktober 2014

„Mir scheint, dass Dominique [de Villepin, der frühere Ministerpräsident Frankreichs] gleichwohl die ukrainische Krise als Grund für die Verschlechterung der internationalen Beziehungen bezeichnet hat. Natürlich ist diese Krise ein solcher Grund, aber dennoch ist sie nicht der ursprüngliche Grund. Die Ukraine-Krise selbst ist eine Folge des gestörten Gleichgewichtes in den internationalen Beziehungen."

17. November 2014

„Ich sage es Ihnen gerade heraus: Wir sind sehr besorgt darüber, dass möglicherweise der Wunsch nach ethnischen Säuberungen aufkommen wird. Wir fürchten, dass die Ukraine in den Neonazismus abgleitet. Aber was, wenn die Leute mit einem Hakenkreuz auf dem Ärmel herumlaufen? Oder wir auf den Helmen einiger Kampfeinheiten, die zurzeit im Osten der

Ukraine kämpfen, SS-Runen sehen? Wenn das ein zivilisierter Staat sein soll, wohin schaut denn da die Regierung?"

26. Januar 2015

„Es ist immer die Rede von der ukrainischen Armee. Aber wer kämpft denn da eigentlich? Tatsächlich handelt es sich zum Teil um offizielle Einheiten der Streitkräfte, aber im Wesentlichen sind es so genannte freiwillige nationalistische Bataillone. Eigentlich ist das gar keine Armee – das ist eine ausländische Legion, im konkreten Falle eine ausländische Nato-Legion, die natürlich nicht die nationalen Interessen der Ukraine vertritt. Sie hat vollkommen andere Ziele, die mit der Umsetzung geopolitischer Ziele zur Eindämmung Russlands zu tun haben, die sich absolut nicht mit den nationalen Interessen des ukrainischen Volkes überschneiden."

 

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