V.l.n.r. Der britische Premierminister Winston Churchill, US-Präsident Franklin Roosevelt und das sowjetische Staatsoberhaupt Josef Stalin im Februar 1945 auf der Jalta-Konferenz (Krim). Foto: U. S. Signal Corps/Library of Congress , Franklin D. Roosevelt Library & Museum
Vom 4. bis 11. Februar 1945 trafen sich in Jalta auf der Halbinsel Krim das sowjetische Staatsoberhaupt Josef Stalin, US-Präsident Franklin Roosevelt und der britische Premierminister Winston Churchill. Ihr Ziel war es, den Zweiten Weltkrieg zu beenden. Heute, 70 Jahre später, gibt es zwar keinen Weltkrieg, aber eine Vielzahl heftiger regionaler Konflikte von globaler Bedeutung, etwa in der Ukraine oder im Nahen Osten. Professor Michail Mjagkow vom Moskauer Staatlichen Institut für Internationale Beziehungen hält daher eine Neuauflage der Jalta-Konferenz von vor 70 Jahren für notwendig. Teilnehmen sollten die Staaten, die heute in der Welt ein gewichtiges Wort mitzureden haben. Diese müssten neue Spielregeln für die internationalen Beziehungen aushandeln, und zwar, wie Mjagkow betont, auf der Grundlage der UN-Charta.
Die Entscheidung mit der Uno eine internationale Staatengemeinschaft zu schaffen gilt als eines der wichtigsten Ergebnisse der Jalta-Konferenz 1945. Bereits im Dezember des Vorjahres wurden entsprechende Pläne diskutiert, doch eine Übereinkunft, wie die Nachfolgeorganisation der Liga der Nationen aussehen soll, wurde erst in Jalta getroffen. Der Militärhistoriker Miroslaw Morozow glaubt, dass Stalin, Roosevelt und Churchill entschlossen waren, einen Kompromiss zu finden. Michail Mjagkow berichtet, dass die Architektur des UN-Sicherheitsrates weitgehend auf der Idee einer „Weltpolizei“ von Roosevelt basiere, die sich aus den USA, der UdSSR, Großbritannien und China zusammensetzen sollte. In Jalta wurde schließlich noch Frankreich in den Kreis der Weltpolizisten aufgenommen. Das ging nicht zuletzt auf eine Initiative Stalins zurück, der sich zuvor mit General Charles de Gaulle, dem Anführer des französischen Widerstandes gegen die deutsche Besatzung, getroffen hatte.
Der Saal, wo Stalin mit Roosevelt sprach. Foto: Rossijskaja Gazeta
Roosevelt wollte zunächst ein Mehrheitsrecht im UN-Sicherheitsrat durchsetzen. Das war für die Sowjetunion inakzeptabel, stellten doch die westlichen Staaten die Mehrheit. Die UdSSR erreichte schließlich, dass die ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates ein Veto-Recht bekommen. Heute werden gelegentlich Stimmen laut, die fordern, das Veto-Recht wieder abzuschaffen.
In Jalta ging es 1945 auch darum, die Einflusssphären vor allem innerhalb Europas abzusprechen. Dabei war man bereit, Rücksicht aufeinander zu nehmen und gab sich kompromissbereit. Der Militärhistoriker Witalij Bogdanow erzählt, dass Moskau bei den Vorbereitungen zur Jalta-Konferenz bestrebt gewesen sei, mit seinen Vorschlägen keine allzu große Unzufriedenheit des Westens zu provozieren. Die Kommunisierung osteuropäischer Staaten stand damals noch nicht auf der sowjetischen Agenda; dazu kam es erst während des Kalten Krieges. In Jalta hatte die Sowjetunion kein Interesse an einem Zerwürfnis mit Europa. US-Präsident Roosevelt setzte ebenfalls auf eine Politik der offenen Türen. Er schien zu glauben, US-amerikanische Interessen könnten durch die Wirtschaftsmacht seines Landes im sowjetischen Einflussbereich durchgesetzt werden.
Der Liwadija-Palast auf der Krim, in dem die Jalta-Konferenz stattgefunden habe. Foto: Rossijskaja Gazeta
Der Kalte Krieg setzte der Zusammenarbeit und Kompromissbereitschaft zwischen der Sowjetunion und dem Westen ein Ende. Die Übereinkünfte von Jalta hatten dennoch Bestand. Daher sollte eine Aktualisierung des internationalen Sicherheitssystems nach Meinung russischer Beobachter auf den Prinzipien beruhen, die schon in Jalta vereinbart wurden: Die Uno ist unverzichtbar und einflussreiche Staaten dürfen nicht ausgeschlossen werden. Allerdings beklagen Experten in der heutigen Zeit einen Mangel an charismatischen Führungspersönlichkeiten, wie es sie damals in Jalta gegeben habe. Den Politikern unserer Tage scheinen sie nicht zuzutrauen, den aktuellen Herausforderungen begegnen zu können.
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