Flugmanöver über Drittländern gehören zum militärischen Alltag. Foto: MoD/Crown Copyright
In der russischen Militärsprache nennt sich das Kampfpatrouillieren. Dabei geht es um die Demonstration russischer Militärpräsenz im internationalen Luftraum. Im Zuge des Flugs werden verschiedene Kampfaufgaben erprobt, einschließlich einer Betankung während des Fluges, radioelektronischen Spähens oder Angriffssimulationen.
Die Flugzeugbesatzung bleibt im Training und kampfbereit. Auf diese Weise sind sie jederzeit auf den Einsatz in einer militärischen Konfliktsituation vorbereitet.
Meist handelt es sich dabei um strategische Langstreckenbomber. Die Tupolew Tu-160 ist zum Beispiel der größte strategische, raketenfähige Langstreckenbomber der Welt mit einer veränderbaren Flügelgeometrie. Die Tupolew Tu-95MS ist ein strategischer, raketenfähiger Langstreckenbomber mit Turbinenantrieb, es ist eines der schnellsten Turbinenflugzeuge überhaupt. Manchmal werden diese Maschinen von Il-78-Tankflugzeugen oder von MiG-31-Kampfjets begleitet.
Meist werden die Manöver über neutralen Gewässern ausgeführt, zum Beispiel vor Norwegen, in der Barentssee und über dem Atlantischen Ozean, aber auch über dem Schwarzen Meer und dem Pazifischen Ozean. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums sind alle Flüge der russischen Luftwaffe in Einklang mit den internationalen Richtlinien zur Nutzung des internationalen Luftraums und über neutralen Gewässern ausgeführt worden, ohne dabei in den Luftraum anderer Staaten einzudringen.
Petr Dejnekin, ehemaliger Oberbefehlshaber der Luftstreitkräfte der UdSSR, erklärt, dass während der Manöver üblicherweise keine atomaren Waffen an Bord seien, wohl aber Testraketen.
Russlands Luftwaffenchef Wiktor Bondarew verneint das. Militärflüge schalten die entsprechenden Geräte ab, die es der Zivilluftfahrt nach dem ICAO-System ermöglichen, andere Flugobjekte zu identifizieren (sogenannte Transponder). Bei eingeschaltetem Transponder werde das Flugzeug für alle Ortungsgeräte sichtbar, was bei Einsätzen nicht gewünscht sei. Im Gegenteil, das Militärflugzeug solle unerkannt bleiben, so Bondarew.
Nach Einschätzung des russischen Militärs ist das nicht der Fall. Die Routen der Militärflugzeuge und der Reiseflugzeuge überschneiden sich nicht. Auch bei einem vermeintlichen Beinahe-Zusammenstoß zwischen einem russischen Militärflugzeug und einer Passagiermaschine, den Schweden im
Dezember letzten Jahres gemeldet hat, habe laut russischem Verteidigungsministerium keine Gefahr bestanden. Demnach betrug die Distanz zwischen den Flugrouten über 70 Kilometer.
Die Reaktion der westlichen Länder fällt selten neutral aus, scharfe Kritik gibt es vor allem in den Medien. In der Praxis wird ein Flugzeug, das in einen fremden Luftraum eindringt, von Kampfjets abgefangen und eskortiert. Der Begriff „abfangen" ist in diesem Zusammenhang übrigens nicht ganz korrekt. „Abfangen" bezeichnet einen Maßnahmenkomplex von Kampfhandlungen mit dem Ziel, die potenzielle Gefahr zu beseitigen. Korrekter wäre es, im vorliegenden Fall von einem Kampfeskort zu sprechen.
Der Verteidigungsminister der Russischen Föderation, Sergej Schojgu, erklärte am 1. März, Russland werde die Zonen für seine Kampfpatrouillen allenfalls erweitern. „Wir sind nicht geneigt, unsere Praxis zu ändern", stellte er klar.
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