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Moskau respektiere die Willensäußerung der griechischen Bürger, sagte Wladimir Putins Sprecher Dmitri Peskow nach dem Referendum in Griechenland. Man wünsche den griechischen Partnern, „so schnell wie möglich den nötigen Kompromiss mit den Kreditgebern zu erreichen“, um Entscheidungen zu treffen, „die der wirtschaftlichen und sozialen Stabilität dieses Landes am meisten nutzen“, erklärte er.
„Griechenland ist ein Land, mit dem wir lange historische und sehr enge Beziehungen sowie eine vielseitige Partnerschaft pflegen. (…) Natürlich beobachten wir sehr aufmerksam, was in Griechenland geschah und geschieht und, das Wichtigste, was noch geschehen wird“, sagte Peskow weiter.
Am Montag, ein Tag nach der Abstimmung in Griechenland, haben Peskow zufolge der russische Präsident Wladimir Putin und der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras telefoniert. Dabei sei das Referendum diskutiert worden und „einige Fragen der künftigen Entwicklung der griechisch-russischen Beziehungen“, wie Peskow weiter erklärte. Putin habe dem griechischen Volk seine Unterstützung bei der Überwindung der Probleme, die nun auf das Land zukommen könnten, zugesagt.
Finanzhilfe für Athen?
Ob diese Unterstützung auch in finanzieller Hilfe bestehen wird, sollten sich die Griechen nicht mit ihren Kreditgebern einigen können, verriet Peskow nicht. Diese Frage sollte direkt an Athen gestellt werden, empfahl er. „Wir haben bereits mehrmals gesagt, und auch der Außenminister (Sergej Lawrow) erklärte, dass es bisher keine Hilfsanfragen gegeben hat und dieses Thema in unseren bilateralen Beziehungen in keiner Weise aufgetreten ist“, stellte Putins Sprecher klar.
Am vergangenen Sonntag hielten die Griechen ein Referendum ab. Dabei ging es um die Spar- und Reformpläne der europäischen Geldgeber, die diese zur Bedingung für eine weitere Unterstützung gemacht haben. 61 Prozent der Griechen sagten „Nein“ zu den Plänen, nur 39 Prozent stimmten mit „Ja“. Etwa 6,2 Millionen Griechen beteiligten sich am Referendum, das entspricht 62,5 Prozent der Wahlberechtigten.
Das Referendum war von der Tsipras-Regierung initiiert worden. Die Regierung wollte sich der Unterstützung des griechischen Volks für ihren Kurs versichern und ein schnelles und für Griechenland weniger einschneidendes Abkommen mit den Kreditgebern erreichen. Aus dem Lager der Kreditgeber gab es Kritik am Referendum. Ein „Nein“ könne den Austritt Griechenlands aus der Eurozone provozieren, drohten sie.
Wie geht es weiter?
Dieser Drohungen ungeachtet stimmten die Griechen nun also mit „Nein“. Doch der Vorsitzende des Internationalen Komitees der russischen Staatsduma Alexej Puschkow hält den Austritt Athens aus der Eurozone kurzfristig betrachtet für unwahrscheinlich. Im Interview mit dem Fernsehsender Rossija 24 sagte Puschkow, die Griechen hätten beim Referendum nicht über den sogenannten Grexit abgestimmt, sondern über ihre Haltung zu den Bedingungen der Kreditgeber. Einen Austritt der Griechen aus der Eurozone zu einem späteren Zeitpunkt wollte er aber nicht ausschließen. Das sei allerdings weder im Interesse Griechenlands noch Brüssels, fügte er hinzu. Ein Grexit könne zu einem Dominoeffekt führen und sich auf die Eurozone und die Europäische Union negativ auswirken, meinte er.
Puschkow beschrieb gegenüber der Nachrichtenagentur Tass zwei mögliche Zukunftsszenarien: Zum einen könnte Griechenland die Gespräche mit der EU und den Kreditgebern wiederaufnehmen, um „bessere Bedingungen auszuhandeln und das von Europa vorgeschlagene Abkommen zumindest teilweise zu revidieren“. Der andere Weg wäre „eine Weigerung der EU, die Gespräche fortzuführen, oder eine harte Linie zu vertreten, die keinerlei Kompromisse zulässt, sodass Griechenland in die Krise schlittert und die Regierung Tsipras fällt“. Ob Griechenland bald auch „Nein“ zum Euro sagen werde, hänge nun davon ab, welches dieser Szenarien eintrete, so Puschkow.
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