Wladimir Putin: „Die russische Außenpolitik ist friedfertig“

"Uns hat überhaupt niemand und niemals bei der Planung und zu Beginn von Militäreinsätzen informiert. Wir aber haben das getan."

"Uns hat überhaupt niemand und niemals bei der Planung und zu Beginn von Militäreinsätzen informiert. Wir aber haben das getan."

Alexey Nikolsky / TASS
Der russische staatliche Fernsehsender Rossija strahlte am Sonntag in der Sendung „Woskresnyj Wecher“ (zu Deutsch: „Sonntagabend“) ein Exklusiv-Interview mit Russlands Präsidenten aus. Darin äußerte sich Wladimir Putin zur Militäroperation in Syrien, zum Kampf gegen den Terror, zur Aufrüstung und zu den Zielen der russischen Außenpolitik.

Über Terrorismus und die jüngsten Anschläge in der Türkei

„Die Anstrengungen im Kampf gegen das Böse müssen vereint werden. Das, was in der Türkei passiert ist, ist ein dreister terroristischer Überfall. (…) Eine klare Provokation im Zuge des Wahlkampfs.“

„Unsere Kollegen aus Europa und den USA sagen, dass sie gegen den Terrorismus kämpfen. Doch wir sehen keine konkreten Ergebnisse. Zudem wurde in den USA das Programm zur Vorbereitung der sogenannten Freien Syrischen Armee beendet. Zunächst war geplant, 12 000 Soldaten auszubilden. Danach hieß es, sie würden nur 6 000 ausbilden. Tatsächlich wurden lediglich 60 Kämpfer ausgebildet, von denen nur vier bis fünf wirklich gegen den IS kämpfen. 500 Millionen US-Dollar haben sie dafür ausgegeben. Besser wäre es gewesen, sie hätten uns dieses Geld gegeben. Wir hätten es besser eingesetzt im Kampf gegen den internationalen Terrorismus.“

Über die Krise in Syrien und den russischen Militäreinsatz

„Wir haben im Vorfeld alle unsere Partner, besonders die Länder in der Region, über unsere  Absichten und Pläne informiert. Einige werfen uns vor, wir hätten das zu spät getan. Doch ich möchte darauf aufmerksam machen, dass uns überhaupt niemand und niemals bei der Planung und zu Beginn von Einsätzen dieser Art informiert hat. Wir aber haben das getan.“

„(…) Als Antwort auf die an uns gerichteten Vorwürfe, wir würden Einsätze gegen die gemäßigte Opposition fliegen, nicht gegen den IS und andere terroristische Organisationen, sagen wir: Nehmen wir an, ihr versteht die Situation auf dem Territorium besser, ihr seid seit mehr als einem Jahr illegitim dort präsent, gebt uns die Ziele, wir arbeiten sie ab. (Haben sie das abgelehnt?) Ja, sie haben.“

„Wir haben uns auf Militäreinsätze vorbereitet. Wir haben an einem für uns geeigneten Ort und zu einer für uns geeigneten Zeit eine ausreichende Menge an Kräften, Mitteln und Munition konzentriert. Wir führten entschieden und über lange Zeit hinweg Aufklärung aus dem Weltraum und aus der Luft durch. (…) Durch Datenaustausch erhielten wir zusätzliche Informationen. Daher ist alles, was zu Lande und in der Luft passiert, keine spontane Aktion, sondern die Umsetzung vorher festgelegter Pläne.“

„Zwischen Schiiten und Sunniten unterscheiden wir überhaupt nicht. Ein bedeutender Teil unserer Bevölkerung, zehn Prozent, bekennt sich zum Islam. Sie sind ebenso Bürger Russlands wie die Christen und die Juden. Wir wollen uns in Syrien keinesfalls in interkonfessionelle Konflikte einmischen.“

Über neue Waffen und die russische Außenpolitik

„Es geht nicht um einen Rüstungswettlauf. (…) Unser Rüstungsprogramm wurde schon vor einigen Jahren entworfen, in einer entspannten internationalen Situation. Das Programm wird nicht umgesetzt, weil wir uns angeblich auf ein aggressives Vorgehen vorbereiteten, sondern weil die Waffensysteme der russischen Armee veraltet waren. Die Zeit ist gekommen, sie zu ersetzen.“

„Die russische Außenpolitik ist friedfertig, ohne jede Übertreibung. Ein Blick auf die Weltkarte und darauf, was Russland an sich darstellt, genügt, um zu sehen, dass wir weder fremde Territorien noch fremde Bodenschätze brauchen. Russland ist ein selbstgenügsames Land.“ 

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