Flugverbote: Russisch-ukrainischer Sanktionskrieg in den Lüften

Durch das gegenseitige Überflugverbot zwischen Russland und der Ukraine drohen massive finanzielle Verluste.

Durch das gegenseitige Überflugverbot zwischen Russland und der Ukraine drohen massive finanzielle Verluste.

Sergej Bobilew / TASS
Ab Ende Oktober wird es keinen Flugverkehr mehr zwischen Russland und der Ukraine geben. Russland reagiert damit auf ukrainische Sanktionen für russische Fluggesellschaften. Den Flugunternehmen und Flughafenbetreibern drohen nun auf beiden Seiten schmerzhafte finanzielle Einbußen, warnen Experten.

Ab dem 25. Oktober wird der direkte Flugverkehr zwischen Russland und der Ukraine vollständig eingestellt, kündigte der russische Transportminister Maxim Sokolow in einem Gespräch mit RBTH an. Die Initiative dazu sei von der Ukraine ausgegangen. Nach Drohungen, den ukrainischen Luftraum für russische Fluggesellschaften zu sperren, seien diese nun wahrgemacht worden. „Die Versuche der russischen Regierung, Verhandlungen mit der Ukraine aufzunehmen, waren nicht von Erfolg gekrönt. Unlängst erhielten wir die offizielle Mitteilung, dass allen russischen Unternehmen die Nutzung des ukrainischen Luftraums untersagt wird“, erklärte Sokolow.

Der Minister hält das Verbot für ein Eigentor der Ukraine. Denn Angaben der russischen Luftfahrtbehörde Rosawiazija zufolge wird die Flugverbindung zwischen beiden Ländern zu 70 Prozent von Ukrainern genutzt. Das Passagieraufkommen zwischen Russland und der Ukraine sei seit Ende 2013 deutlich zurückgegangen, habe aber in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres immer noch etwa 800 000 Fluggäste betragen, sagte Sokolow. „Wir suchen nun nach alternativen Transitstrecken über andere Länder“, erklärte der Minister.

Eine politische Entscheidung

„Die Entscheidung, dass russische Airlines keine Ziele in der Ukraine mehr anfliegen dürfen, sowie das Überflugverbot sind eine politische Entscheidung“, meint Oleg Pantelejew, Leiter des analytischen Dienstes der Agentur Aviaport. Die Ukraine protestiere damit gegen die Eingliederung der Krim, die auch von russischen Flugunternehmen angeflogen wird.

Dem stimmt Sergej Iljin, Analyst der Investmentgesellschaft Premier, zu. Die ukrainischen Beweggründe seien „kurzsichtig“ und politisch motiviert, wie er sagt. Auch er unterstreicht: Die Einstellung der direkten Flugverbindung treffe vor allem die Flugreisenden aus beiden Ländern. 

Fluggesellschaften und Flughäfen drohen große Verluste

Das Flugverbot verstoße gegen das bestehende Flugverkehrsabkommen zwischen den beiden Ländern dar, merkt Pantelejew weiter an. „Die Reaktion Russlands, den russischen Luftraum für ukrainische Flugzeuge ebenfalls zu sperren, ist sehr pragmatisch – sie schützt die geschäftlichen Interessen unserer Unternehmen“, findet der Experte. Und Einbußen sind bereits spürbar: Allein bei den großen russischen Airlines Aeroflot und Transaero, die bereits Ende September von der Ukraine gesperrt worden waren, seien pro Tag mindestens acht Flüge ausgefallen.

Die Verluste durch das gegenseitige Flugverbot beziffert Pantelejew für die ukrainischen Luftfahrtunternehmen auf rund 31 Millionen Euro. Davon entfallen rund 17 Millionen Euro auf Flugausfälle, etwa fünf Millionen Euro auf Ausfälle von Flügen des Streckennetzes und über 700 000 Euro pro Monat durch die Leerlaufzeit von drei Maschinen. Zudem drohen dem ukrainischen Luftraumüberwachungsdienst Ukraeroruch Mindereinnahmen von bis zu 8,7 Millionen Euro pro Jahr.

„Die ukrainischen Flughäfen werden wahrscheinlich ebenfalls Hunderttausende Passagiere weniger abfertigen. Genau lässt sich das noch nicht sagen, weil ein Teil des Passagieraufkommens auf Anschlussflüge in anderen Ländern umgeleitet werden wird“, sagt Oleg Pantelejew. Er schätzt den Schaden für die russischen Luftfahrtunternehmen allerdings deutlich größer, da sie gegenwärtig ein größeres Passagieraufkommen hätten.

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