Die jüngsten Atombombentests haben die Welt aufgeschreckt.
ReutersAm Morgen des heutigen Freitags führte Nordkorea seine fünften und bislang größten Atombombentests durch. Der United States Geological Survey und das seismologische Zentrum Chinas verzeichneten starke Beben im Bereich des Atomtestgeländes. Später wurden die Tests von Nordkorea bestätigt.
Was international für Aufsehen sorgte, findet der frühere Botschafter Russlands in Nordkorea, Waleri Suchinin, wenig überraschend. Pjöngjang hätte zuvor angekündigt, dass Tests im Rahmen eines langfristigen Programms durchgeführt würden. Weltweit sei das jedoch überwiegend als Bluff und Propaganda abgetan worden.
Südkorea nimmt die Lage hingegen sehr ernst. Präsidentin Park Geun-Hye verwendete den Löwenanteil ihrer Auftritte auf dem Eastern Economic Forum in Wladiwostok, um vor dem nordkoreanischen Atomprogramm zu warnen. Es sei die größte Bedrohung für die Wirtschaften in Ostasien, betonte sie. Russlands Präsident Wladimir Putin versprach, die bestehenden Verbindungen zur nordkoreanischen Regierung zu nutzen, um die Lage auf der koreanischen Halbinsel zu normalisieren.
Dass es hochrangige Kontakte zwischen Moskau und Pjöngjang gibt, bezweifeln die Experten nicht. Waleri Suchinin geht dabei in erster Linie von diplomatischen Kanälen aus, nämlich den Botschaften Russlands in Pjöngjang und Nordkoreas in Moskau.Doch von der Effektivität dieser Kontakte sind nicht alle überzeugt: „Trotz der Kanäle war Moskau bisher nicht in der Lage, Pjöngjang davon abzuhalten, neues Potenzial zu entwickeln, oder die Führung dazu zu bringen, mit der Weltgemeinschaft zusammenzuarbeiten“, konstatiert Alexander Gabujew, Leiter des russischen Asien-Pazifik-Programms am Moskauer Carnegie-Zentrum.
Russland verfüge, im Gegensatz zu China, über keinen wirtschaftlichen Einfluss auf Nordkorea, fügt der Experte hinzu. „Es ist schwer vorstellbar, dass Russland einflussreicher und nützlicher bei der Lösung dieses Problems sein könnte, als es heute der Fall ist“, sagt er.
Aber selbst mit wirtschaftlichem Druck werde sich nichts erreichen lassen, ist Georgi Toloraja, Leiter der Ostasien-Abteilung des Instituts für Wirtschaft an der RussischenAkademie der Wissenschaften, sicher: „Nordkorea hat sich in eine Lage gebracht, in der es nicht mehr möglich ist, gewaltlos Einfluss zu nehmen.“
Dabei habe Pjöngjang bereits angekündigt, sein Atomprogramm zu stoppen, wenn weltweit nuklear abgerüstet werde, erinnert der ehemalige Botschafter Waleri Suchinin. „Ich glaube, dass es einen Kompromiss und konstruktive Lösungen braucht. Man muss verstehen, was Pjöngjang will und welche Gründe dahinterstecken“, mahnt der Diplomat. So hätten sich die Nordkoreaner vor Kurzem bereit erklärt, die Atomtests einzustellen, sollten die amerikanisch-koreanischen Manöver beendet werden. „Man muss am Verhandlungstisch Probleme lösen können“, insistiert Suchinin.
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