US-Angriff in Syrien: Wird Russland mit Militärschlag antworten?

Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums Igor Konaschenkow nach dem Luftangriff von den USA.

Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums Igor Konaschenkow nach dem Luftangriff von den USA.

RIA Novosti
Während Moskau offiziell davon spricht, dass der Angriff der US-Streitkräfte auf eine syrische Luftwaffenbasis die Beziehungen zwischen Russland und den USA weiter verschlechtert, sehen Experten bislang keinen Anlass zur Sorge.

Zwei US-amerikanische Zerstörer haben 59 Tomahawk-Marschflugkörper auf den syrischen Luftwaffenstützpunkt Schairat in einem Vorort der Stadt Homs abgeschossen. Washington bezeichnete den Angriff als „angemessene Antwort“ auf den Giftgasangriff in der Provinz Idlib, der angeblich von Assads Truppen verübt worden war.

Wie das russische Verteidigungsministerium auf Anfrage von RBTH berichtete, hätten die USA wichtige Militärobjekte der syrischen Luftwaffe zerstört, darunter Start- und Landebahnen, Tankstellen sowie Flugzeuge vom Typ MiG-23 in den Hangars der Luftwaffenbasis. Nach dem Raketenschlag gingen Milizen des „Islamischen Staats“ und der al-Nusra-Front zum Angriff gegen die syrische Armee über.  

US-Außenminister Rex Tillerson gab bekannt, dass das Pentagon vorab eine Warnung an das russische Verteidigungsministerium geschickt hatte. Aus diesem Grund kamen die russischen Flugabwehrsysteme bei dem Angriff der Tomahawk-Raketen nicht zum Einsatz.

„Russland wurde im Voraus über den Angriff informiert. Zwischen Moskau und Damaskus gilt eine Vereinbarung über die Teilung der Befugnisse in Syrien. Die russischen Flugabwehrsysteme sind nur für den Schutz von russischen Soldaten und der Technik zuständig. Für den Schutz der syrischen Stützpunkte sind ausschließlich Assads Regierungstruppen verantwortlich“, sagte Sergej Rogow, wissenschaftlicher Leiter des Instituts für USA- und Kanada-Studien an der Russischen Akademie der Wissenschaften, im Gespräch mit RBTH.   

Die Reaktion des Kremls

 Der US-amerikanische Zerstörer USS Ross (DDG 71) schießt Tomahawk-Marschflugkörper auf den syrischen Luftwaffenstützpunkt Schairat ab. / Reuters Der US-amerikanische Zerstörer USS Ross (DDG 71) schießt Tomahawk-Marschflugkörper auf den syrischen Luftwaffenstützpunkt Schairat ab. / Reuters

Russlands Präsident Wladimir Putin bezeichnete den US-Angriff als „Aggression gegen einen souveränen Staat“. Das Völkerrecht werde dabei unter falschem Vorwand verletzt, sagte Putins Pressesprecher Dmitri Peskow russischen Medien. Er betonte, dass die syrische Armee nicht über Giftgas verfüge. Es sei im Jahr 2016 unter Aufsicht der Vereinten Nationen zerstört worden. „Putin glaubt, es verschlimmere die Lage, dass ein Einsatz des Giftgases durch Terroristen ausgeschlossen wird“, sagte Peskow.

Russlands Außenminister Sergej Lawrow kommentierte, dass der Angriff auf die syrische Luftwaffenbasis die ohnehin komplizierten Beziehungen zwischen Russland und den USA verschlechtern würde. Als erste Antwort auf den Angriff legte Moskau ein bilaterales Abkommen über die Vermeidung von Konfrontationen zwischen russischen und amerikanischen Soldaten in Syrien auf Eis.

Die Experten glauben, dass der Kreml eine sofortige Einberufung des UN-Sicherheitsrats fordern werde. Aggressivere Handlungen erwarten sie aber nicht.   

Trumps Stimmungsschwankungen

Die syrische Luftwaffenbasis nach der Attacke von den USA.  / Mikhail Voskresensky/RIA NovostiDie syrische Luftwaffenbasis nach der Attacke von den USA. / Mikhail Voskresensky/RIA Novosti

Russische Analysten halten den Luftschlag für eine einmalige Aktion. Vor ein paar Jahren hatte der heutige US-Präsident die aggressive Politik seines Landes in Syrien noch kritisiert, da sie zu schwerwiegenden Folgen für Washington führen würde.

„Noch einmal für unseren unklugen Präsidenten: Greifen Sie Syrien nicht an. Wenn Sie das tun, dann wird es Konsequenzen geben und den USA nützt dieser Kampf nichts“, schrieb Donald Trump auf Twitter an Barack Obama gerichtet.  

Sergej Rogow vom Institut für USA- und Kanada-Studien sieht Trumps Entscheidung als impulsive Reaktion eines Geschäftsmanns, nicht eines Politikers. „Trump improvisiert weitestgehend. Diese Aktion sollte die Entschlossenheit des Präsidenten demonstrieren und der Gesellschaft zeigen, dass er keine freundschaftlichen Beziehungen mit Russland führe und auch nichts unternehmen werde, um diese zu verbessern“, sagte der Experte.      

Allerdings wird die Präsenz der russischen Luftwaffe die USA daran hindern, das „Libyen-Szenario“ zu wiederholen. „Die Einführung einer Flugverbotszone würde die Handlungen des russischen Verteidigungsministeriums einschränken, was zu einem schwerwiegenden Konflikt mit Russland führen würde. Washington wird solch unbedachte Schritte nicht unternehmen, das ist ausgeschlossen. So ausgeschlossen wie die Einführung von US-Bodentruppen“, glaubt Timofej Bordatschow, Leiter des Zentrums für europäische und internationale Studien an der Higher School of Economics.

Zudem glaubt er, dass die Amerikaner zunächst Russlands Reaktion abwarten werden. „Die Antwort Moskaus wird zurückhaltend ausfallen. Russland wird die Schritte der USA verurteilen und den UN-Sicherheitsrat einberufen. Aggressive Handlungen wird es jedoch nicht unternehmen“, sagte Bordatschow.

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