Der Zwölf-Sitzer der Firma „Inter Yacht Service“ fahren allesamt auf der großen Newa. Foto: Inter Yacht Service
Es ist jeden Morgen dasselbe Bild: Die Straßen sind verstopft und die
Autofahrer warten im Stau. In Moskau sind die Staus zwar noch heftiger
als in St. Petersburg, aber auch die Stadt von Peter, dem Großen, ist
auf so eine Masse von Autos nicht ausgelegt. Deshalb hat sich die
ehemalige Gouverneurin von St. Petersburg, Walentina Matwienko, eine
Lösung überlegt. Sie lautete: Wassertaxis, auch Aquabusse genannt. Es
sind Busse für Passagiere – nur nicht auf der Straße, sondern auf dem
Wasser. Allerdings sprechen wir da von Kleinbussen, denn in die meisten
Aquabusse passen nicht mehr als zwölf Menschen. Das war auch das größte
Problem in den vergangenen Jahren. Viele Bewohner haben sich darüber
beschwert, dass die Aquabusse zu schnell voll sind.
Darauf hat die Firma „Inter Yacht Service“ nun reagiert. Sie
betreibt zwei der vier Linien in St. Petersburg. Mit der „Zentralen
Linie“ kann man zum Beispiel von der Universität über den Sommergarten
bis hin zum Smolny-Kloster fahren. Von dort aus übernimmt die
Newskaja-Linie und fährt Richtung Süden bis zur Metro-Station
Rybatzkoje. Die Firma hat 16 Boote mit je zwölf Plätzen. In diesem Jahr
setzt sie vier nagelneue Boote mit 36 Plätzen ein. Kostenpunkt pro
Stück: 500.000 Euro. Der Direktor von „Inter Yacht Service“, Sergej Tscherepanow, sagt, dass sich die Investition lohne und in fünf Jahre
amortisiere. Im Gespräch merkt man aber auch, dass er enttäuscht ist von
der Stadtverwaltung.
Als Matwienko noch Gouverneurin war, waren sieben weitere Strecken
für Aquabusse in Planung. Doch ihr Nachfolger, Georgi Poltawtschenko,
will davon nichts mehr wissen und drückt bei Ausbauplänen deutlich auf
die Bremse. Die Stadtverwaltung subventioniert die Aquabusse –
allerdings hat sich das gerade in den Herbstmonaten als besonders
unrentabel erwiesen. Deshalb mauert das städtische Transportkomitee.
Nicht einmal die Preise für dieses Jahr sind bislang bekannt. Im letzten
Jahr hat eine Fahrt 100 Rubel, umgerechnet 2,50 Euro, gekostet. Deshalb
wurden die Aquabusse in den Sommermonaten vor allem von Touristen
genutzt. „Die Touristen sehen das als günstige Alternative zu teuren
Bootstouren,“ sagt Sergej Tscherepanow, „aber eigentlich ist es ein
Transportmittel für die Bewohner der Stadt.“
Aquabusse sind Alternative zu teuren Bootstouren
Wie viel
Zeit man damit einsparen kann, ist unklar. Wenn man eine Strecke von
Anfang bis Ende fährt braucht man zwischen 30 und 45 Minuten, auf dem
Landweg dauert es nicht selten doppelt so lang. Außerdem ist es
natürlich mitunter bequemer, sich auf dem Wasser fortzubewegen, weil es
nicht so einfach ist, in St. Petersburg von einer Insel zur anderen zu
gelangen. Bei schlechtem Wetter, also starkem Regen und Nebel, bleiben
die Boote im Depot oder an den Haltestellen.
Ob die Aquabusse den Verkehr in St. Peterburg tatsächlich entlasten,
darüber gibt es keine verlässlichen Zahlen. „Um einen spürbaren Effekt
zu haben, müsste man die Strecken ausbauen und die Aquabusse häufiger
fahren lassen“, meint Sergej Tscherepanow. Außerdem sieht er in Hinblick
auf die innerstädtischen Kanäle wie Moika und Fontaka noch viel
Ausbaupotenzial. Denn derzeit fahren dort noch überhaupt keine
Wassertaxis.
Info: Die Aquabusse sind vom 31.5. bis 31.10. in Betrieb, von 8
bis 20 Uhr im 15-Minuten-Takt. Die vier Routen findet man hier (auch auf
Englisch): http://www.orgp.spb.ru/aquabus.htm.
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