Wassertaxis in St. Petersburg

Der Zwölf-Sitzer der Firma „Inter Yacht Service“ fahren allesamt auf der großen Newa. Foto: Inter Yacht Service

Der Zwölf-Sitzer der Firma „Inter Yacht Service“ fahren allesamt auf der großen Newa. Foto: Inter Yacht Service

Wassertaxis, auch Aquabusse genannt, sind nicht neu für St. Petersburg. Aber dieses Jahr sollen noch mehr Menschen damit transportiert werden. Vor drei Jahren, 2010, wurden die ersten Aquabusse zu Wasser gelassen. 2012 wurden damit nach offiziellen Angaben rund 500.000 Passagiere befördert. Ein neuer Trend in St. Petersburg.

Es ist jeden Morgen dasselbe Bild: Die Straßen sind verstopft und die Autofahrer warten im Stau. In Moskau sind die Staus zwar noch heftiger als in St. Petersburg, aber auch die Stadt von Peter, dem Großen, ist auf so eine Masse von Autos nicht ausgelegt. Deshalb hat sich die ehemalige Gouverneurin von St. Petersburg, Walentina Matwienko, eine Lösung überlegt. Sie lautete: Wassertaxis, auch Aquabusse genannt. Es sind Busse für Passagiere – nur nicht auf der Straße, sondern auf dem Wasser. Allerdings sprechen wir da von Kleinbussen, denn in die meisten Aquabusse passen nicht mehr als zwölf Menschen. Das war auch das größte Problem in den vergangenen Jahren. Viele Bewohner haben sich darüber beschwert, dass die Aquabusse zu schnell voll sind.

Darauf hat die Firma „Inter Yacht Service“ nun reagiert. Sie betreibt zwei der vier Linien in St. Petersburg. Mit der „Zentralen Linie“ kann man zum Beispiel von der Universität über den Sommergarten bis hin zum Smolny-Kloster fahren. Von dort aus übernimmt die Newskaja-Linie und fährt Richtung Süden bis zur Metro-Station Rybatzkoje. Die Firma hat 16 Boote mit je zwölf Plätzen. In diesem Jahr setzt sie vier nagelneue Boote mit 36 Plätzen ein. Kostenpunkt pro Stück: 500.000 Euro. Der Direktor von „Inter Yacht Service“, Sergej Tscherepanow, sagt, dass sich die Investition lohne und in fünf Jahre amortisiere. Im Gespräch merkt man aber auch, dass er enttäuscht ist von der Stadtverwaltung.

Als Matwienko noch Gouverneurin war, waren sieben weitere Strecken für Aquabusse in Planung. Doch ihr Nachfolger, Georgi Poltawtschenko, will davon nichts mehr wissen und drückt bei Ausbauplänen deutlich auf die Bremse. Die Stadtverwaltung subventioniert die Aquabusse – allerdings hat sich das gerade in den Herbstmonaten als besonders unrentabel erwiesen. Deshalb mauert das städtische Transportkomitee. Nicht einmal die Preise für dieses Jahr sind bislang bekannt. Im letzten Jahr hat eine Fahrt 100 Rubel, umgerechnet 2,50 Euro, gekostet. Deshalb wurden die Aquabusse in den Sommermonaten vor allem von Touristen genutzt. „Die Touristen sehen das als günstige Alternative zu teuren Bootstouren,“ sagt Sergej Tscherepanow, „aber eigentlich ist es ein Transportmittel für die Bewohner der Stadt.“

Aquabusse sind Alternative zu teuren Bootstouren

Wie viel Zeit man damit einsparen kann, ist unklar. Wenn man eine Strecke von Anfang bis Ende fährt braucht man zwischen 30 und 45 Minuten, auf dem Landweg dauert es nicht selten doppelt so lang. Außerdem ist es natürlich mitunter bequemer, sich auf dem Wasser fortzubewegen, weil es nicht so einfach ist, in St. Petersburg von einer Insel zur anderen zu gelangen. Bei schlechtem Wetter, also starkem Regen und Nebel, bleiben die Boote im Depot oder an den Haltestellen.

Ob die Aquabusse den Verkehr in St. Peterburg tatsächlich entlasten, darüber gibt es keine verlässlichen Zahlen. „Um einen spürbaren Effekt zu haben, müsste man die Strecken ausbauen und die Aquabusse häufiger fahren lassen“, meint Sergej Tscherepanow. Außerdem sieht er in Hinblick auf die innerstädtischen Kanäle wie Moika und Fontaka noch viel Ausbaupotenzial. Denn derzeit fahren dort noch überhaupt keine Wassertaxis.


Info: Die Aquabusse sind vom 31.5. bis 31.10. in Betrieb, von 8 bis 20 Uhr im 15-Minuten-Takt. Die vier Routen findet man hier (auch auf Englisch): http://www.orgp.spb.ru/aquabus.htm.

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