Ein Wochenende in Archangelsk

Archangelsk befindet sich an der Mündung der Nördlichen Dwina ins Weiße Meer. Foto: Iwan Malkin

Archangelsk befindet sich an der Mündung der Nördlichen Dwina ins Weiße Meer. Foto: Iwan Malkin

Unweit vom nördlichen Polarkreis entfernt liegt Archangelsk, eine traditionelle und historische Stadt, die aber eine Vorliebe für Jazzmusik und den Sport Bandy hat. Wir sagen Ihnen, wie Sie die nördliche Hauptstadt zwei Tage lang am besten genießen können.

An der Mündung der Nördlichen Dwina ins Weiße Meer befindet sich Archangelsk. Die Stadt liegt nur 225 Kilometer vom nördlichen Polarkreis, aber ungefähr tausend Kilometer von Moskau entfernt und dennoch in derselben Zeitzone. Dort, jenseits der karelischen Wälder, vergehen die Tage langsam. Archangelsk wurde 1584 gegründet und verdankt seinen Namen dem nahe gelegenen Erzengel-Michael-Kloster. Es handelt sich nach wie vor um eine traditionelle und historische Stadt, die aber auch modern ist und eine Vorliebe für Jazzmusik hat. Aus diesem Grund bezeichnen manche Menschen sie als nördliche Hauptstadt.

 

Samstag: Kais, Jazz und Bandy

 

10 Uhr, Marktplatz

Bevor Sie aufbrechen, um Archangelsks Herz zu entdecken, beginnen Sie den Tag mit einem kleinen Rundgang über den örtlichen, überdachten Markt. Er befindet sich hinter dem Sportpalast. In dieser morgendlichen Stunde können Sie hier den kaufmännischen Puls der Stadt spüren. Zu dieser Zeit sind die Marktstände voll mit frischem Gemüse, Fisch und Fleisch, die eine typisch russische Harmonie bilden.

Weiter geht's auf der Straße Tschumbarowa-Lutschinskogo von Osten nach Westen. In dieser kleinen Fußgängerzone können Sie eine Reihe traditioneller, mehrstöckiger Holzhäuser bewundern, die für diese Region im Norden charakteristisch sind. Auf halbem Weg wird eine verrückte Statue Ihre Aufmerksamkeit erregen: Sie stellt einen Mann dar, der auf einer Forelle reitet. Sie zeigt Nalim Malinytsch, eine russische Märchengestalt, deren Erfinder aus Archangelsk stammt. Wenn Sie dieser Straße weiter folgen, erreichen Sie den Lenin-Platz. Neben seiner Statue, die im Zentrum des Platzes steht, fühlt man sich ganz unbedeutend.

 

11.30 Uhr, Spaziergang am Kai

Der Hafen von Archangelsk. Foto: Iwan Malkin

Nun erreichen Sie den sehr gut gestalteten Kai der Dwina. Hier gibt es eine schöne Promenade, die im Sommer ebenso wie im Winter einlädt. Gegenüber befindet sich der Hafen von Archangelsk. Er war bis zur Gründung Sankt Petersburgs im Jahr 1703 der einzige Seeort, von dem aus Handel mit dem Westen getrieben werden konnte.

Ein Spaziergang an den Kais entlang ist nicht nur angenehm, sondern auch lehrreich. Es gibt hier einige Statuen, die die Geschichte der Stadt erzählen. Eine Robbe aus Marmor erinnert an die Zeit des Hungers während des Großen Vaterländischen Krieges, als die Einwohner sich von Robbenfleisch ernähren mussten.

Ein wenig weiter sucht Admiral Nikolai Kuznetsow den Horizont ab, wie er es zu Sowjetzeiten tat. Sollten Sie inzwischen Hunger bekommen haben, bietet sich eine Pause im Restaurant Bobroff an, das sich am Kai (Popow-Straße 2) befindet. Dort gibt es traditionelle Gerichte aus der Region sowie Meeresfrüchte zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Probieren Sie auch eines der lokalen Biere, die ganz hervorragend sind. Sie werden durchschnittlich 25 bis 30 Euro pro Person zahlen.

 

15 Uhr, Besuch im Museum Gostinij Dwor

Nun gehen Sie wieder Richtung Stadtzentrum, bleiben aber an den Kais. Dabei stoßen Sie auf ein langes Gebäude mit zwei Kuppeln. Es handelt sich um die ältesten Mauern der Stadt: das Museum Gostinij Dwor, das ursprünglich ein Handelszentrum war. Heutzutage beherbergt es sehr gut dokumentierte Ausstellungen über die Geschichte der Stadt Archangelsk und der Region. Dafür sollten Sie ruhig anderthalb Stunden einplanen. Die Eintrittskarte kostet 200 Rubel (ungefähr 5 Euro).

In dem Gebäude, das vor kurzem renoviert worden ist, finden auch Konzerte (für 12 Euro) und Jazzfestivals statt, da die Menschen hier von diesem Musikstil besonders angetan sind. Etwas weiter, in der Teatralnij-Straße, verdient die herrliche Nikolski-Kirche mit ihren vergoldeten Zwiebeltürmen und bunten Mauern Ihre Aufmerksamkeit.

 

17 Uhr, Sport in Archangelsk

Wenn es in Archangelsk eine lokal beliebte Sportart gibt, so ist es Bandy, eine Variante des Eishockeys, die auf einem gefrorenen Fußballfeld gespielt wird. Die Mannschaft der Stadt Vodnik war neun Mal russischer Meister, was die allgemeine Begeisterung für diese Sportart erklärt. Im Stadion „Trud" (Lomonossow-Prospekt 252) können Sie sich das Training oder ein Spiel anschauen. Wenn Sie die Atmosphäre kennenlernen wollen, können Sie auch die Bar des Stadions aufsuchen.

 

19 Uhr, Entspannen beim Jazzkonzert

Und da ein guter Tag mit einem guten Abend abschließt, sollten Sie sich ins Stadtzentrum begeben und den Bar-Club „Jazz Masterskaja" (Ulitsa Pomorskaja 3) aufsuchen, um den Ruf der nordischen Jazz-Hauptstadt auf die Probe zu stellen. Hier finden jeden Samstagabend Konzerte statt.

Die Auswahl an Hotels ist groß. Wenn Ihr Budget klein ist, sollten Sie ein Bett in dem kleinen Hotel Lomonossow  für 12 Euro pro Nacht buchen. Doch Vorsicht: Die Regelungen hinsichtlich der Öffnungszeiten sind hier ziemlich streng. Die klassischere Variante ist das Hotel Stolica Pomorja, in dem eine Übernachtung pro Person rund 55 Euro und im Doppelbett etwa 75 Euro kostet.

 

Sonntag: Freilichtmuseum und Blinis


10 Uhr, Holzhäuser aus dem 16. Jahrhundert

Foto: Iwan Malkin

Aufbruch zum Malyje Karely, einem Museum unter freiem Himmel zur nordischen Architektur Russlands, das ungefähr 25 Kilometer außerhalb von Archangelsk liegt. Der Eintritt kostet 6 Euro. Dorthin bringt Sie der Bus Nummer 104т, der am Busbahnhof abfährt. Rechnen Sie mit 30 bis 40 Minuten Fahrzeit.

Sie werden begeistert sein. Auf einigen Hundert Hektar Fläche stehen Bauernhäuser, Kapellen und Kirchen. Alle Gebäude bestehen aus traditionellem Holz und wurden in der riesigen Region Archangelsk

errichtet. Die ältesten Häuser stammen aus dem 16. Jahrhundert. Die Bauwerke wurden an ihrem ursprünglichen Standort ab- und in diesem Freilichtmuseum unverändert wieder aufgebaut.

Wenn Sie auf dem Rückweg den Fluss Dwina beobachten, werden Sie vielleicht Baumstämme darauf treiben sehen. Tatsächlich ist die Holzindustrie der Region sehr bedeutend. Ursprünglich wurde die Gegend bevölkert, um deren Wälder nutzen zu können.

 

14 Uhr, Blinis zu Mittag

Nach Ihrer Rückkehr nach Archangelsk sollten Sie eine Pause in einem der zahlreichen „Blin House Cafés" einlegen und sich mit Blinis versorgen, denn hier sind sie gut und spottbillig. In der Gegend sind Blinis mit Kondensmilch besonders beliebt, die Sie für unter 2 Euro bekommen.

 

15 Uhr, Geschichte der Entdecker

Sollten Sie noch ein letztes Museum besuchen wollen, ist das über die Marine des Nordens empfehlenswert (Nab. Severnoi Dwini 86). Es befindet sich im Osten der Stadt, in der Nähe der Dwina-Kais. Das Museum beherbergt zwar keine außergewöhnliche Sammlung, doch Sie können hier die großen russischen Entdecker der Arktis kennenlernen – ihre Büsten sind vor dem Museum zu sehen. Hier erfahren Sie auch, wie weit die Entdecker vorgedrungen sind.

Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland

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