Baschkortostan: Die „russische Schweiz“ erwacht

Baschkortostan wird auch als die „russische Schweiz“ bezeichnet. Foto: Emmanuel Grynszpan

Baschkortostan wird auch als die „russische Schweiz“ bezeichnet. Foto: Emmanuel Grynszpan

Baschkortostan wird auch als die „russische Schweiz“ bezeichnet. Das Land ist reich an Bodenschätzen und hat ein großes touristisches Potenzial. Es ist vor allem für Menschen interessant, die sich gern abseits ausgetretener Pfade bewegen.

Langsam aber sicher erwacht beim baschkirischen Volk wieder das Bewusstsein für seine nationale Identität. Insbesondere der Tourismus ist für eine steigende Anzahl an Geschäftsleuten zu einer Möglichkeit geworden, das regionale Erbe der russischen Teilrepublik aufzuwerten und die Rückbesinnung auf die Ursprünge zu beschleunigen.

Anreise

Der Flug Paris-Ufa mit einem Zwischenstopp in Moskau dauert mindestens sieben Stunden. Für die Zugfahrt von Moskau nach Ufa muss man mit 30 Stunden und einem Fahrkartenpreis zwischen 60 und 130 Euro rechnen.

„Alles hat mit dem Wunsch begonnen, meine Ahnen zu ehren“, erklärt der Unternehmer Mars Julbarissow. „Die Idee kam mir, nachdem ich ein Monument zum Gedenken an meinen Ahnen Kijnsja Arslanow entworfen hatte. Ich sagte mir, dass ich seine Geschichte auch an meine Kinder weitergeben muss. Ich bin nach und nach zur Erkenntnis gekommen, dass es hilfreich und notwendig ist, unsere Geschichte unter einer größeren Anzahl an Menschen bekannt zu machen.“

Das baschkirische Volk hat einen halbnomadischen Ursprung und ist seit dem 20. Jahrhundert islamisiert. Es hat sich größtenteils an den südlichen Ausläufern des Urals niedergelassen. Die Baschkiren sind stolz darauf, das einzige Volk der Föderation zu sein, das nie unterworfen werden konnte.

Unterkunft

In Ufa haben Sie die Wahl zwischen dem neuen Posadskaja Hotel in der Nähe der Sergejewski-Kathedrale und dem noch aus Sowjetzeiten stammenden Baschkortostan Hotel, das sich ebenfalls im Zentrum befindet. Im Süden der Republik sollten Sie sich fürs Campen oder für Landgasthöfe/ Bungalows entscheiden. Informationen erhalten Sie bei den örtlichen Agenturen: www.bashile.ru und www.capova.ru

Von nun an gilt es, die Abhängigkeit vom Erdöl (60 Prozent der lokalen Wirtschaft) zu überwinden. Die baschkirische Wirtschaft muss sich diversifizieren, bevor es zu spät ist. Julbarissow ist in der Eisenbahnindustrie reich geworden und hat beschlossen, seine gesamten Gewinne in ein ambitioniertes Bauprojekt zu stecken. Dabei handelt es sich um ein Feriendorf für wohlhabende Kunden, die bereit sind, bis zu 1 500 Euro pro Nacht zu bezahlen sowie ein Hotel mit 50 Zimmern für die einfachen Touristen. „Ich habe bereits sieben Millionen Euro in das Projekt investiert, das nun in fünf Etappen verwirklicht wird.“

Der Bezirk Bursianski, in dem seine Vorfahren lebten, bietet herrliche Landschaften und wird deshalb als „russische Schweiz“ bezeichnet. Die Tier- und Pflanzenwelt zieht Liebhaber unberührter Natur an. Am Ufer eines Flusses befindet sich die Grotte Kapowa, die drei Kilometer lang ist und äußerst sehenswerte Höhlenmalereien aus der Altsteinzeit vor 14 500 Jahren bietet.

Baschkortostan wird in der Bibel nicht erwähnt. Doch zweifellos handelt es sich dabei um das Land Kanaan der Russischen Föderation – Milch und Honig fließen hier in Strömen. Und das Erdöl ebenfalls, aber das ist eine andere Geschichte. Baschkortostan ist im Hinblick auf die Milchproduktion führend in Russland. Sein Honig ist ähnlich berühmt wie der aus dem Altai.

Baschkirische Familie, die sich mit der Imkerei beschäftigt. Foto: Emmanuel Grynszpan

All diese Schätze bergen ein gut gehütetes Geheimnis. Wer träumt nicht davon, seinen Urlaub in Baschkortostan zu verbringen? Zurzeit sind es lediglich die Baschkiren selbst. „Unsere Hauptkonkurrenten sind Ägypten und die Türkei, die Lieblingsurlaubsziele der Russen“, erläutert Ural Khaliulline, der Tourismusvorreiter in seiner Region. „80 Prozent unserer Touristen sind Baschkiren, die anderen stammen größtenteils aus den Nachbarregionen, und lediglich zwei bis drei Prozent kommen aus Moskau oder aus dem Ausland.“

Die größten Hindernisse für die Entwicklung des Tourismus stellen die schlechte Infrastruktur und Mängel im Transportwesen dar. Die Straßen sind in einem schlechten Zustand. Um vom Flughafen Ufa in die Region Bursianski zu gelangen, muss man mindestens drei anstrengende Stunden auf der Straße verbringen. Als der baschkirische Regierungschef Rustem Chamitow zu den Mängeln im Straßennetz befragt wird, räumt er ein, dass die 500 Millionen Euro, die jedes Jahr dafür ausgegeben werden, das Problem nicht lösen können. „Wir können die Steuern nicht erhöhen. Doch wir beauftragen jetzt kompetentere Bauunternehmen als früher.“ Der Regierungschef äußert sich ansonsten vorsichtig zum Thema Tourismus. „In den nächsten fünf Jahren wird es zu keinen größeren Veränderungen kommen.“ Während sich die Personen des öffentlichen Lebens bemühen, die Perspektiven des Tourismus abzuschätzen, hat eine Handvoll Unternehmer bereits die ersten Pflöcke eingerammt. „Wir setzen jetzt auf das staatliche Programm zur Entwicklung des Tourismus, das im Prinzip die Finanzierung der Infrastruktur für die besten Projekte unterstützen muss“, sagt der Unternehmer Julbarissow.

Seine Kollegen und er wissen, dass das möglicherweise lange dauern wird. Man muss sich also entweder in grenzenloser Geduld üben oder alles selbst machen.

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