Ufa: Multikulti auf Baschkirisch

Foto: Lori / Legion Media

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Die Republik Baschkortostan in Zentralrussland hat eine lange Geschichte, die reich an westlichen und östlichen Einflüssen ist. Im Mittelpunkt steht ihre Hauptstadt Ufa, die zum Entspannen und Entdecken einlädt.

Bei einem Kurzbesuch in der russischen Teilrepublik Baschkortostan bezeichnete Paris Hilton die Stadt Ufa als „wunderschönen Ort“ und „wunderbare Urlaubsdestination“. Obwohl natürlich nicht jeder Besucher der Republik auf dieselbe Art und Weise wie Paris Hilton empfangen wird, hat die freundliche Hauptstadt Ufa doch mit ihren über einer Million Einwohnern jede Menge zu bieten.

Ufa ist die Hauptstadt der nach dem hier lebenden Volk, den Baschkiren, benannten Republik Baschkortostan. Die einst halbnomadischen Baschkiren, deren Kultur sowohl von Zentralasien als auch von Europa beeinflusst worden ist, sind vor allem für ihre Gastfreundschaft berühmt. Ufa selbst wurde im Jahre 1574 auf Anordnung von Iwan des Schrecklichen als Festungsstadt gegründet. In der südwestlichen Region des Russischen Reichs sollte sie das Land vor dem Einfall feindlicher Truppen schützen. Die Stadt war außerdem Schauplatz des Pugatschow-Aufstands, bei dem zwischen 1773 und 1775 Bauern gegen den Zaren aufbegehrten. Der Aufstand wurde vom ehemaligen Leutnant Jemeljan Pugatschow entfacht und angeführt. Er endete mit einem Sieg der zaristischen Truppen sowie mit der Gefangennahme und Hinrichtung Pugatschows.

Hauptstadt der Kirchen und Moscheen

Die Republik Baschkortostan, in der Moscheen und orthodoxe Kirchen das Landschaftsbild prägen, ist wie ihre weiter im Westen gelegene Nachbarrepublik Tatarstan ein multiethnisches und multireligiöses Land, dessen Einwohner seit vielen Jahrhunderten friedlich zusammenleben. Das wohl prominenteste Bauwerk der Stadt ist die Moschee Ljalja Tulpan, die etwa 13 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt im Park Pobedy liegt. Sie ist vor allem für ihre Minarette bekannt, die 53 Meter hoch in den Himmel ragen. Damit ist die Ljalja Tulpan die dritthöchste Moschee Russlands. 2001 fand hier ein Gipfeltreffen des russischen Präsidenten Wladimir Putin und den wichtigen muslimischen Oberhäuptern Russlands statt.

Das berühmteste christliche Bauwerk der Republik ist die himmelblaue Roschdestwo-Bogorodskij-Kirche (Muttergottes-Kirche), die gegen Ende des 19. Jahrhunderts erbaut wurde. Ihr Glockenturm ragt 47 Meter in die Höhe. Bis 1934 diente das Bauwerk als Gotteshaus und zwischen 1950 und 1991 als Kino. 1991 wurde es an die Russisch-Orthodoxe Kirche zurückgegeben. Danach begann ein umfangreiches Sanierungsprogramm, das 15 Jahre lang andauerte. Inzwischen hat die Kirche ihr altes Antlitz zurückgewonnen und bietet Platz für mehrere tausend Gläubige.

Die Minarette in der Moschee Ljalja Tulpan ragen 53 Meter hoch in den Himmel. Foto: Maxim Bogodwid / RIA Novosti

Ufa kann sich auch mit einem prächtigen Park, dem Gostiny Dvor, rühmen, der sich an der Uliza Lenina befindet. An dieser zentralen Straße findet man auch eine alte Einkaufshalle, die noch aus Sowjetzeiten stammt und von Biergärten umsäumt ist. Hier kommt an milden Abenden die ganze Stadt zusammen. In der Shoppinghalle selbst kann man handgemachte Souvenirs kaufen, die an kleinen Ständen angeboten werden. Ein weiterer Ort, an dem man Souvenirs und kunsthandwerkliche Erzeugnisse kaufen kann, ist die Kunstgalerie. Sie ist in der Uliza Rewoljuzionnaja 34 zu finden.

Das bekannteste Symbol Ufas und Baschkortostans ist das Salawat-Julajew-Denkmal. Es wurde zu Ehren eines Anführers des Pugatschow-Aufstands und Begründers der baschkirischen Identität gebaut. Nachdem die zaristischen Truppen ihn 1774 gefangen genommen hatten, wurde er zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Er wurde gebrandmarkt, in Ketten gelegt und gemeinsam mit seinem Vater nach Paldiski, einer Hafenstadt in Estland, deportiert, wo er im Jahre 1800 schließlich verstarb. Das Denkmal steht auf einem Hügel, von wo aus man einen atemberaubenden Blick über den Fluss Belaja reka (wörtlich übersetzt „Weißer Fluss“) hat. Es ist das wahrscheinlich populärste Denkmal der Republik, denn mit ihm werden gerne Souvenirs und Preise geschmückt. Salawat Julajew zu Ehren wurde zudem eine kleinere Ortschaft und das örtliche Eishockey-Team benannt, das in der KHL, der Kontinental Hockey League, spielt.

Gleich in der Nähe des Denkmals befindet sich der Kongresssaal von Baschkortostan, ein Messe- und Wirtschaftszentrum, das außerdem ein Museum, einen Konzertsaal, ein baschkirisches Restaurant sowie ein großes Shopping-Center beherbergt.

Das bekannteste Symbol Ufas und Baschkortostans ist das Salawat-Julajew-Denkmal. Foto: Lori / Legion Media

Die Belaja reka ist ein langer Fluss, der sich durch ganz Baschkortostan windet. An den Wochenenden gehen viele Paare und Familien mit Kindern an seinen Ufern entlang spazieren. Die Uferpromenade ist ein ruhiger Ort, an dem man im Sommer in sympathischen Cafés gerne eine Pause einlegt. Die Belaja reka mündet in der Nähe der Innenstadt in die Ufa, sodass die Einwohner der Stadt stets das Gefühl vermittelt bekommen, nahe am Wasser zu leben. In Ufa gibt es außerdem die Möglichkeit, Bootsrundfahrten zu unternehmen. Ein beliebter Ausgangspunkt dafür ist das „Freundschaftsdenkmal“ (Monument druschby), das zu Ehren der 400-jährigen Vereinigung Russlands und Baschkortostans erbaut worden ist. Wer an einer entspannten Rundfahrt auf der Belaya reka interessiert ist, kann hier hilfreiche Tipps und Informationen einholen.

Ufa ist zudem ein wichtiger Ort der russischen Literatur. Hier wurde 1941 Sergej Dowlatow geboren, nachdem seine Familie im Zweiten Weltkrieg aus Leningrad evakuiert worden war. Seine ersten drei Lebensjahre verbrachte der Schriftsteller in der Uliza Gogloja 56 im Appartement Nummer 20. In den 1970er-Jahren war er einer der bekanntesten kritischen Autoren der Sowjetunion. Die letzten elf Jahre seines Lebens verbrachte er in New York, wo er 1990 schließlich verstarb.

Auch der 1791 geborene russische Schriftsteller Sergej Aksakow, der mit Iwan Turgenew und Lew Tolstoj befreundet war und als ein enger Anhänger Nikolaj Gogols galt, stammte aus Ufa. Der für seine Geschichten über das russische Alltagsleben bekannte Autor verbrachte einige Jahre seiner Kindheit an den Ufern der Belaja reka. Heute ist das Haus in der Uliza Rasulewa 4, in dem der bekannte Schriftsteller einst lebte, ein Museum. Gleichzeitig ist es ein gutes Beispiel für die Holzarchitektur des 18. Jahrhunderts in dieser Region Russlands.

Einheimische Delikatessen

Baschkortostan ist berühmt für seinen Honig. Dieser kann zwar in allen russischen Supermärkten gekauft werden, jedoch erhält man ihn in Ufa zu einem wesentlich günstigeren Preis. Als besondere Delikatessen gelten weißer Honig und Lindenblütenhonig, die auch in Baschkortostan ihren Preis haben. Empfehlenswert ist die untere Ebene des Zentralnij Rynok in der Uliza Tsyurupy 97, wo sich nicht nur einmaliger Honig kaufen lässt, sondern sich auch das Café Aschtau befindet. Dieses hübsch eingerichtete Café befindet sich im obersten Stock des Marktes.

Weitere Restaurants und Cafés, in denen man Köstlichkeiten aus der baschkirischen Küche genießen kann, sind das Restaurant Idel in der Uliza Mendeleeva 137 und alle Puschka Cafés, die über die ganze Stadt verteilt sind. Wer die türkische Küche bevorzugt, kommt in Ufa auch nicht zu kurz. Ein Geheimtipp ist das Restaurant Evren, das einen einladenden Garten hat und in der Uliza Lenina 16 zu finden ist.

Foto: Lori / Legion Media

Wer auf der Suche nach usbekischen Delikatessen ist, kommt im treffend benannten Restaurant Usbetschka in der Uliza Tsyurupy 27 voll auf seine Kosten. Der Erfolg dieses Restaurants ist auf seine Besitzer zurückzuführen, die beide aus der Stadt Taschkent stammen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite, in der Uliza Tsyurupy 42, befindet sich übrigens der Pub Watson mit einer verlockenden Speisekarte, in die man unbedingt einen Blick werfen sollte. Um nach einem gelungenen Essen den Abend richtig ausklingen zu lassen, bietet sich ein Abstecher im McHighlander an, einer Bar mit schottischem Flair und jungen Kellnern, die in Kilts Getränke servieren. Diese Bar hat es sich zum Ziel gesetzt, die schottischen Wurzeln von Ufa zu betonen, war doch der erste Stadtarchitekt Ufas ein Schotte. Die Bar befindet sich in der Uliza Karla Marksa 24/1.

Auch außerhalb der Stadtgrenzen gibt es vieles zu sehen – der Ökotourismus in Baschkortostan erlebt gerade seine Blütezeit. So ist der See Asylykul vor allem im Sommer ein beliebtes Ausflugsziel. Der größte See von Baschkortostan kann von Ufa aus in etwa zwei Stunden erreicht werden. Auch Höhlenbegeisterte und Wildwasserliebhaber finden außerhalb von Ufa tolle Sportangebote. Die Agentur Otdych w derewne organisiert eine Vielzahl an Freizeit- und Sportaktivitäten wie Rafting- und Fischer-Touren, Jagdausflüge und Exkursionen in kleine Dörfer. Die meisten ihrer Ausflüge enden mit dem Besuch einer russischen Sauna.

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