Von Kamtschatka bis zu den Lena-Felsen: Russlands Naturschätze im Fernen Osten

Für RBTH bereist Joe Crescente einige der 26 Stätten des russischen Unesco-Weltnaturerbes im Osten des Landes. Dabei lässt er sich von der Schönheit Kamtschatkas und der Wildheit der Lena-Felsen bezaubern.

Vulkane gibt es überall auf der Welt, doch nirgendwo prägen sie die Landschaft auf eine so spektakuläre Art und Weise wie auf Kamtschatka. Als ich auf der Halbinsel ankam, hatte ich das Gefühl, auf einem anderen Planeten gelandet zu sein – ich war von der vielfältigen Gebirgslandschaft, die aus dem Boden ragte und von dichtem Nebel umhüllt war, einfach überwältigt. Besonders imponierend war die Tatsache, dass die Halbinsel sowohl über eine ganze Reihe an verschiedenen Vulkanarten verfügt – insgesamt gibt es dort etwa 300 feuerspeiende Berge – als auch eine der höchsten Konzentrationen an aktiven Vulkanen auf der ganzen Welt aufweist. Ihre prächtige Vielfalt an Vulkan- und Gletscherlandschaften und ihre Lage im Pazifik machen die Halbinsel zu einem wahren Naturwunder, das kaum von einem anderen Ort auf der Welt übertroffen werden kann.

Aber auch die einzigartige Artenvielfalt auf Kamtschatka beeindruckt. So findet man beispielsweise Schwarzbären, Seeotter und Riesenseeadler. Zudem verfügen die Flüsse der Halbinsel über die größte Vielfalt an Fischen aus der Lachsfamilie, darunter den Lachs selbst, aber auch Lachsforelle, Saibling und Äsche. Außerdem ist man nie weit von einer Thermalquelle entfernt. All dies bringt die Besucher Kamtschatkas dazu, sich damit zu rühmen, schon einmal wahre Naturschönheit gesehen zu haben.

Das Sichote-Alin-Gebirge – Unesco-Weltnaturerbe seit 2001

Foto: Lori/Legion Media

Das Hochgebirge im Fernen Osten Russlands erstreckt sich über zwei russische Regionen, Chabarowsk und Primorje, und verfügt über drei Gipfel, die höher als 1 900 Meter sind. Die Gebirgslandschaft, die sich von Wladiwostok aus mehr als 500 Kilometer nach Norden und Osten erstreckt, beherbergt viele Tierarten, die typisch für die Taiga sind. Zu diesen zählen beispielsweise Rentiere und Ussuri-Braunbären. Aber auch Bewohner, die man sonst eher in tropischen Gefilden vermutet, wie etwa Amur-Leoparden und asiatische Schwarzbären, sind in der prächtigen Gebirgslandschaft heimisch. Das Gebirge wurde zum Unesco-Weltnaturerbe ernannt, da es auch stark vom Aussterben bedrohte Spezies wie den Sibirischen Tiger, den Schuppensäger – eine sehr seltene Rotschnabelente – und den Riesen-Fischuhu beherbergt.

Die Wrangelinsel – Unesco-Weltnaturerbe seit 2004

Foto: Alamy/Legion Media

Die Wrangelinsel ist ein Naturschutzgebiet, das die Vorstellung von der Arktis als leblose Landschaft ad absurdum führt. Denn das in der Region Tschukotka zwischen Alaska und dem sibirischen Festland gelegene Gebiet umfasst die gebirgige Wrangelinsel und die sich in der Nähe befindende Heraldinsel – Regionen der nördlichen Hemisphäre, die von den Eismassen der letzten Eiszeit weitgehend unberührt blieben. Daher sind diese Inseln als wahre Naturwunder mit einer überwältigenden Artenvielfalt bekannt. Ihre Küsten beherbergen die meisten Pazifischen Walrösser und ihre Jäger – Polarbären. Darüber hinaus bieten sie auch Grauwalen zeitweise ein Zuhause, die auf ihren Wanderungen von den Küsten Mexikos bis hierher oft viele tausende Kilometer zurücklegen. Zudem ist die Insel Brutstätte für über 100 Vogelarten.

Die Wrangelinsel ist auch dafür bekannt, dass hier einst die letzten Wollhaarmammuts der Erde lebten, bis sie vor etwa 4 000 Jahren ausstarben. Seit 1976 ist es daher auch verboten, Gegenstände von der Insel mitzunehmen. Eine Ausnahme wird für einige wenige Fundstücke gemacht, die zu wissenschaftlichen Zwecken genutzt werden.

Die Lena-Felsen - seit 2012 Unesco-Weltnaturerbe

Foto: Wadim Gippenreiter

Das Naturschutzgebiet rund um den Fluss Lena und seine Gebirgsformationen ist ein gutes Beispiel für den jährlichen Wandel, den das Klima in der Republik Sacha in Jakutien durchlebt. Denn die markanten Formationen entlang der Lena sind entstanden, weil das Gebiet extremen Temperaturschwankungen unterworfen ist – Maximalwerte von bis zu plus 40 Grad Celsius im Sommer wechseln sich mit Rekordtiefen von bis zu minus 60 Grad Celsius im Winter ab.

Durch die ständigen Temperaturschwankungen haben sich aufgrund von Erosion im Laufe der Zeit schroffe Säulen gebildet, die durch tiefe Furchen voneinander getrennt werden. Die hohen Steinsäulen bestehen aus Kalkstein, Mergel, Dolomit sowie Schiefer und beinhalten viele Fossilien, die von Wissenschaftlern auf die Kambrium-Epoche datiert werden, die vor mehr als 500 Millionen Jahren endete. Sie ragen entlang der Flussufer 100 bis 300 Meter in die Höhe und machen die Landschaft so zu einem einzigartigen Ort.

Joe Crescente ist freiberuflicher Wirtschafts- und Reisejournalist, Autor und Redakteur bei Russia Beyond The Headlines.

Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland

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