Die sechs ungewöhnlichsten Kirchen Russlands

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Kirchen findet man in Russland an beinahe jeder Ecke – trotz der großen Zerstörung, die der Kommunismus mit sich brachte. RBTH nimmt Sie mit auf eine Reise zu den sechs ungewöhnlichsten Gotteshäusern des Landes, die mit Charme, architektonischen Besonderheiten und ihrer Geschichte begeistern.

1. Der Tempel aller Religionen in Kasan

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Trotz der muslimischen Halbmonde und den christlichen Kreuzen auf dem Dach, wurde der „universelle Tempel“ nicht als ein Ort für Menschen verschiedener Religionen konzipiert.

Ildar Chanow, Künstler und Philanthrop aus Kasan, baute den Tempel in der Hoffnung, dass religiöse Konflikte bald der Vergangenheit angehörten und ein universeller Monotheismus als Religion für alle Menschen entstehen würde. Deshalb finden in ihm keine Gottesdienste statt. Seit dem Tod des Künstlers im Jahr 2013 wurde der Tempel zu einer beliebten Touristenattraktion und seine Erhaltung wird durch Sponsoren finanziert.

2. Die Wladimir-Kirche in Bykowo

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Dieses zweistöckige neogotische Schloss in der Siedlung Bykowo, rund 40 Kilometer von Moskau entfernt, erinnert so gar nicht an eine gewöhnliche Dorfkirche. Der Bau wurde Ende des 18. Jahrhunderts von General Michail Ismajlow angeordnet, der Herr des Anwesens in Bykowo war. Er beauftragte den Architekten Wassili Baschenow, der zuvor Katharina die Große mit seinem Entwurf für die Moskauer Residenz in Zarizyno verärgert hatte. In den 1930er-Jahren wurde die Kirche entweiht, geplündert und zunächst als Lager genutzt. Später beherbergte sie eine Näherei. Seit der Renovierung im Jahr 1989 ist die Kirche jeden Tag geöffnet. Gottesdienste finden samstags und sonntags statt.
 

3. Die Kirche Muttergottes vom Zeichen in Dubrowizy

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Prinz Boris Golizyn, ein Unterstützer des angehenden Zaren Peter I., errichtete die Kirche Muttergottes vom Zeichen im Jahr 1703 in Dubrowizy, einem seiner Anwesen nahe Moskau. Die Kirche, die so alt ist wie die Stadt Sankt Petersburg, wurde im frühen 20. Jahrhundert in ein Museum umgewandelt. Sie überlebte die Zerstörungswelle der 1930er-Jahre und öffnete ihre Türen für Gläubige erst 60 Jahre danach wieder.

 

4. Das Höhlenkloster Kostomarowo

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Wer die Höhlen gegraben und die Kirchen in den kalkhaltigen Felsen in der Region Woronesch, 800 Kilometer von Moskau entfernt, gebaut hat, ist bis heute umstritten. Historiker vermuten entweder hiesige Mönche im 17. Jahrhundert oder Christen aus dem Byzantinischen Reich im Zeitalter des Bildersturms im 8. Jahrhundert hinter dem architektonischen Meisterwerk. Das Kloster in Kostomarowo gehört aber in jedem Fall zu den ältesten Hochburgen des Christentums im heutigen Russland.

Nach der Oktoberrevolution wurde es zunächst geschlossen. Viele Einsiedler lebten jedoch heimlich in den Höhlen weiter. Im Zweiten Weltkrieg war das Kloster von 1942 bis 1943 besetzt. Einheimische kamen, um in den Felsen Zuflucht zu finden.

Im Jahr 1997 begannen die Bewohner schließlich, wieder Gottesdienste zu veranstalten. Im Sommer werden diese im Höhlentempel des Erlösers abgehalten. Im Winter finden sie an der Oberfläche in der Kirche des Heiligen Theotokos statt.
 

5. Die Kirche "Osterkuchen Pascha" in Sankt Petersburg

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Das unkonventionelle Design dieser Kirche aus dem 18. Jahrhundert stammt nicht aus der Feder eines Architekten: Der Bau wurde von Prinz Alexander Wjasemski angeordnet. Das Ensemble besteht aus einer Kirche und einem Glockenturm und erinnert an traditionelle Gedichte der russischen Küche: Pascha, ein pyramidenförmiges Dessert aus Quark und Kulitsch, sowie Osterkuchen, ein Gebäck aus süßem Teig mit einem kugelförmigen Aufsatz. Diese Gerichte werden nur an Ostern zubereitet – und oft in der Kirche gesegnet. 
 

6. Die Perlenkirche der Heiligen Anastasia von Sirmium auf der Krim

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In der Schlucht Tash-Air auf der Krim, an einem Berghang in der Nähe der Höhlenstadt Kachi Kalyon, rund 1 500 Kilometer von Moskau entfernt, hängt ein kleines Porträt der Heiligen Anastasia von Sirmium, das sich vor den Blicken Fremder versteckt. Der Weg vom Fuß des Berges zur Perlenkirche dauert nur rund 15 Minuten. Er führt über einen schmalen Pfad, der mit Autoreifen gepflastert und längst zugewachsen ist.

Wie die meisten christlichen Bauwerke wurde auch diese Kirche in der Sowjetunion zerstört. 1932 sprengte man sie. Der Wiederaufbau begann erst im Jahr 2005. Da die Eingangsschächte jahrzehntelang vernachlässigt worden waren, sammelte sich feuchte Luft in den Räumen, die die Zeichnungen an den Wänden schnell zerstörten. Deshalb dekorierten die Mönche die Höhle mit Tausenden von Perlen und bunten Steinen. Jedes Stück ist dabei einzigartig.

Seit dem 8. Jahrhundert erlebte die Krim viele Veränderungen, sowohl ihrer Einwohner als auch der Machthaber über die Halbinsel. Die Kirche der Heiligen Anastasia überlebte all dies. Im 19. Jahrhundert war sie unter Reisenden sehr beliebt und bleibt bis heute für „Erforscher“ der Krim interessant.

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