Wie kommt man nach Tschukotka, die abgelegenste Region Russlands?

Alexej Schiruchin, Wjatscheslaw Wiktorow
Sie können nicht einfach ein Flugticket kaufen, ein Hotel buchen und an den Rand des Kontinents fahren. Das heißt aber nicht, dass Sie dort nicht als Gast willkommen sind.

Eine wunderbare Welt aus arktischer Kälte, Nordlichtern und endloser Tundra – so lässt sich dieses ferne Land beschreiben. Tatsächlich ist Tschukotka der eigentliche Rand nicht nur Russlands, sondern auch des gesamten eurasischen Kontinents. Hier verläuft der 180. Meridian, der die westliche von der östlichen Hemisphäre trennt und als Bezugspunkt für die Datumsgrenze dient, die die Zeit in „gestern“ und „heute“ unterteilt. Auch befindet sich hier die Seegrenze zwischen Russland und den USA (die Entfernung zwischen der zu Russland gehörenden Großen Diomedes- und der zu den USA gehörenden Kleinen Diomedes-Insel  beträgt nur 4 km).

Die Menschen fahren dorthin, um die erstaunliche und fast ungezähmte Natur zu sehen, in der Braun- und Eisbären umherstreifen, um Walrosse zu beobachten (obwohl es immer noch die Frage ist, wer wen beobachtet) und im Sommer sogar mit Schneebällen zu spielen (Dank dem Permafrost!). Und auch, um sich selbst herauszufordern und den am weitesten entfernten Punkt Eurasiens, das Kap Deschnjow, zu erreichen. Schauen wir uns nun im Detail an, wie man dorthin kommt. 

Wer lebt in Tschukotka?

Tschukotka ist ca. doppelt so groß wie ganz Deutschland, aber dabei die am dünnsten besiedelte Region Russlands mit nur 50 000 Einwohnern, von denen die Hälfte Russen, ein Viertel Tschukschen und ein weiteres Viertel Angehörige andere ethnischer Minderheiten sind. Die nomadischen Völker in der Tundra betreiben hauptsächlich Rentierzucht, während die indigenen Küstenbewohner vor allem als Seejäger tätig sind.

Im Zentrum Tschukotkas liegt die Stadt Anadyr, die Hauptstadt der Region. Sie ist die teuerste Stadt Russlands (wir werden in den folgenden Artikeln darüber berichten), aber auch die lichteste. Alle Häuser dort sind in fröhlichen Farben gestrichen, um den Mangel an Vegetation für die Augen auszugleichen. In den Außenbezirken von Anadyr können Touristen die Hügel erklimmen und die Anadyr-Mündung mit dem Boot erkunden.

Der westliche Teil umfasst die Städte Bilibino (wo das weltweit einzige Kernkraftwerk auf Permafrostboden steht) und Pewek (die nördlichste Stadt Russlands), den Elgygytgyn-See und die Wrangel-Insel (die auch den Spitznamen Bäreninsel trägt).

Der Osten Tschukotkas ist der interessanteste Teil der Region. Hier können Sie Walrosse, Wale und Orcas in freier Wildbahn beobachten und die einheimischen Völker besuchen. Sie können auch eine Reise zum Kap Deschnjow unternehmen und den Punkt sehen, an dem sich der Arktische und der Pazifische Ozean treffen.

Nicht nur ein russisches Visum ist erforderlich

Normalerweise kann ein Ausländer eine Reise nach Russland selbst organisieren: ein Visum besorgen, ein Hotel buchen, Flugtickets kaufen bzw. ein Transportmittel mieten. Aber in Tschukotka müssen Sie sich an lokale Reiseveranstalter wenden und in einer Gruppe reisen – selbst wenn Sie sehr gut Russisch sprechen. Die gute Nachricht: Es ist billiger und sicherer, als eine Reise auf eigene Faust zu organisieren.

Neben einem russischen Visum benötigen Sie eine Genehmigung des regionalen FSB-Büros, da der Autonome Kreis Tschukotka ein so genanntes Territorium mit einem geregelten Besuchsregime ist. Bei einer Reisegruppe wird die Genehmigung vom Reisebüro organisiert.

Aber selbst wenn Sie eine Genehmigung auch auf eigene Faust beantragen können, stehen Sie vor einem weiteren Problem: Die Reise von einem Ort zu einem anderen ist manchmal nur per Flugzeug, Hubschrauber oder Geländefahrzeug möglich. Reisebüros können Charterflüge für die Gruppe buchen und Transfers organisieren. Dabei handelt es sich nicht um etwas Extremes, sondern um die übliche Art der Fortbewegung vor Ort. 

Auch aus Sicherheitsgründen ist es besser, in einer Gruppe zu reisen, denn die Bedingungen hier sind ungewöhnlich: wilde Tiere, raues und schnell wechselndes Wetter, kein Handyempfang außerhalb der Siedlungen.

Wie kommt man nach Tschukotka?

Es gibt drei Städte in Tschukotka, die diese Region mit dem Rest der Welt verbinden. Die meisten Reisen beginnen in Anadyr. Der Flughafen befindet sich in der Siedlung Ugolnyje Kopi auf der anderen Seite der Flussmündung, die je nach Saison mit einer Fähre oder einem Hubschrauber erreicht werden kann. Flugverbindungen gibt mit Moskau (8-9 Stunden), Irkutsk (5-6 Stunden), Nowosibirsk (6-7 Stunden), Wladiwostok (5-6 Stunden), Petropawlowsk-Kamtschatski (5 Stunden), Jakutsk (5-6 Stunden) und Chabarowsk (4-5 Stunden). Die zweitgrößte Stadt ist Pewek. Sie können von Magadan (5 Stunden) und Jakutsk (6 Stunden) hierher fliegen. Die drittgrößte Stadt ist Bilibino, die nur von Magadan aus angeflogen werden kann (3 Stunden).

Es gibt auch Flughäfen in (relativ) großen Dörfern: Egwekinot, Lawrentija, Prowidenija, Mys Schmidta, wo lokale Fluggesellschaften operieren.

Wegen der sumpfigen Böden und des Permafrosts gibt es keine Eisenbahnlinien. Auch Autostraßen wird man hier nicht finden, sondern nur unbefestigte Wege, die lediglich in einigen Siedlungen aus Betonplatten bestehen, da kein Asphalt diesem Klima standhalten kann. Im Winter benutzen die Menschen „Eisstraßen“.

Denken Sie daran, dass in Tschukotka das Wetter alles bestimmt: Der Winter dauert in der Regel etwa neun Monate, während es von Juni bis August so etwas wie einen windigen Sommer mit strahlender Sonne gibt. Aufgrund der Topographie kann das Wetter selbst innerhalb einer kleinen Region sehr unterschiedlich sein, also seien Sie vorbereitet!

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