Sechs Geheimnisse rund um den berühmten russischen Lebkuchen aus Tula

Wie macht man einen Heiratsantrag, ohne sich zu blamieren? Wie lernt man am besten das Alphabet? Mit Hilfe von Pfefferkuchen aus Tula natürlich! Wir lüften für Sie sechs spannende Geheimisse rund um das köstliche Gebäck.

1. Erbrezept nur für Männer

Die Geschichte des Tula-Lebkuchens geht bis ins 17. Jahrhundert zurück, in dem es noch nicht mal ein klar formuliertes Rezept gab. Jeder Bäcker in Tula hatte ein eigenes, das streng geheim war und nur an die männlichen Erben der Familie weitergegeben wurde. Zum Abwiegen der Zutaten wie Mehl und Honig wurden kleine Steine oder Metallstücke benutzt, die sich ebenso an einem geheimen Ort unter Verschluss befanden.

2. Lebkuchen als Wissensquelle

Man aß diese Pfefferluchen nicht nur, um den Hunger zu stillen. Er galt auch als Quelle des Wissens. In Buchstabenform gebacken, ließen sich einzelne Silben und Wörter voneinander trennen. Für ein Kind diente er als essbares ABC-Buch.

Bevor das Kind seine Buchstaben aber essen durfte, musste es ihn lernen und bekam erst dann die Leckerei als Belohnung. Manche dieser Lebkuchen trugen auch Namen wie Mascha, Wanja oder Sascha.

3. Vorboten einer Hochzeit

Im alten Russland gab es die Tradition, Paare vor der Hochzeit zu verkuppeln. Wenn ein Mann sich nicht sicher war, ob die Frau seinen Antrag annehmen würde, schickte er ihr zunächst einen solchen Tulaer Lebkuchen. Nahm die Frau den an, hieß das, dass sie auch seinen Antrag annehmen würde.

Zur Hochzeit selbst war es zudem üblich, dem frisch vermählten Paar Pfefferkuchen in Herzform zu schenken. Am nächsten Tag nahm das Ehepaar diese Lebkuchenherzen dann mit in das Haus der Brauteltern.

4. Dessert für einen „Riesen“

1778 wurde der Zarin Katharina II. zum jährlichen Stadtfest Sankt Petersburgs ein 30 Kilogramm schwerer und drei Meter hoher Lebkuchen aus Tula übergeben – ein Geschenk, das die Zarin durchaus beeindruckte.

Heute kann man ihn im Tulaer Prjanik-Museum bewundern, welches natürlich auch eine Ausstellung über die wichtigste Süßigkeit der Stadt zeigt. Dort gibt es auch einen 50-Kilo-Pfefferkuchen in Kreml-Form zu sehen.

Im Jahr 2014 wurde in der Stadt Tula dann auch ein 2,5 Meter großes Denkmal errichtet. Seine Vorderseite ziert die Inschrift: „Der Tula-Prjanik ist seit 1685 bekannt.“ Man sagt, dass das Stadtsymbol in jenem Jahr erfunden worden sei.

5. Lebkuchen als Bild

Genaugenommen handelt es sich bei dem Tulaer Pfefferkuchen um ein "gedrucktes" Produkt, denn zunächst muss seine Backform aus Birken- oder Pfirsichholz ausgeschnitten und fünf bis 20 Jahre gelagert werden. Dabei werden die Ecken der Form mit Teer oder Wachs eingeschmiert. Sobald die Form trocken ist, schnitzt ein Künstler mit Hilfe eines Spiegels die Zeichnung in das Holz. Die fertige Form kann dann bis zu 70 Jahren benutzt werden. Nach jeder Nutzung muss sie jedoch in kochendes Öl getaucht werden, um Teigreste effektiv zu entfernen.

6. Sport und Spiele

Im 20. Jahrhundert wurden dann neben dem gewöhnlichen Tulaer Lebkuchen auch besondere Varianten ohne Füllung populär. Sie wurden auf Jahrmärkten zur Unterhaltung genutzt und wie Diskusscheiben geworfen. Der Pfefferkuchen, der die weiteste Strecke flog, ohne dabei auseinanderzubrechen, gewann.

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