Von links nach rechts: Alexandru Csepreghi ("Constance", Rumänien), Eldar Nasyrow, Artjom Wischnewskij ("Universität Lesgaft - Newa", Sankt Petersburg) während des Champions League Spiels. Foto: ITAR-TASS
In der neuen Handball-Liga sind die Länder Serbien, Kroatien, Makedonien, Bosnien, Ungarn, die Slowakei, Belarus, Montenegro und Russland vertreten. Die offizielle Bezeichnung der neuen Handballmeisterschaft lautet „South Stream" in Anlehnung an die geplante Pipeline mit dergleichen Bezeichnung.
Russland soll in der neuen Liga vom Handball-Landesmeister „Tschechowski Medwedi" („Tschechower Bären") vertreten werden. Im Klub selbst nahm man diese Nachricht mit Begeisterung auf: „Als Basisteam für die russische Handball-Nationalmannschaft würden wir gerne in höheren
Spielklassen als der nationalen Liga spielen", so Alexander Arawin, Direktor der „Tschechower Bären". Man habe sich, so Arawin weiter, sehr über die Nachricht, dass Gazprom ein Übereinkommen mit den Nachbarn vom Balkan treffen konnte, gefreut. Gerade in dieser Region werde Handball auf einem hohen Niveau gespielt.
Die Pläne zur Gründung einer neuen supranationalen Handball-Liga wurden von Gazprom zunächst als streng vertraulich behandelt und erst nach der Unterzeichnung der Verträge durch Makedonien am 20. April öffentlich gemacht.
Die neue „South-Stream-Liga" basiert auf der Southeast Handball Association -Liga (SEHA-Liga). Bei SEHA kriselte es ohnehin gerade. Mitte April wurde Sandi Šola, SEHA-Präsident, Präsident des kroatischen Handballverbandes sowie Schatzmeister der Internationalen Handball-Föderation, wegen Verdachts auf illegale Finanzgeschäfte verhaftet. Šola trat kurz darauf auch vom Präsidentenposten der SEHA-Liga zurück. Am nächsten Tag bekam die Liga einen neuen Präsidenten, einen neuen Namen sowie einen anderen Sponsor.
Was die Kosten der neu gegründeten Liga anbelangt, so wird „Gazprom" nicht zu tief in die Taschen greifen müssen. Denn der russische Konzern wird lediglich die Reise- und Unterbringungskosten der Mannschaften übernehmen sowie, möglicherweise, noch einen, eher bescheidenen, Prämienfond bilden.
So hat der russische Gasriese derzeit folgendes Prämiensystem für die ersten vier Mannschaften der SEHA-Liga festgelegt: 35 000 Euro für den ersten Platz, 25 000 Euro für den Zweitplatzierten, 15 000 Euro für den Drittplatzierten und 5 000 Euro für den vierten Platz. In diesem Sinne wird die gesamte neue Liga, wenn man Flug- und Unterbringungskosten, Kosten für die Schiedsrichter sowie für den Prämienfonds zusammenrechnet, nicht mehr als das Grundgehalt des brasilianischen Fußballstars und Spielers von Zenit St. Petersburg Hulk ausmachen.
Noch benötigt die „South-Stream-Liga" allerdings die Akkreditierung durch die Internationale Handball-Föderation. Probleme, so Beobachter, dürfte es dabei jedoch keine geben. Die Balkan-Lobby, die sich für die neue Liga einsetzt, sei in der Föderation ausreichend stark vertreten.
Als Prototyp für die Gründung der neuen internationalen Handball-Liga gilt die Kontinentale Hockey-Liga (KHL). Die VTB United League, eine internationale Basketball-Liga, verhandelt noch immer mit der Russischen Basketball-Föderation bezüglich der Rechte an einer russischen Basketball-Meisterschaft.
Ähnlich steht es um die Russische Volleyball-Meisterschaft. Auch wenn sie eine offene Meisterschaft ist, in der ein ukrainischer und ein weißrussischer Klub spielen, kann sie nicht als länderübergreifende Liga betrachtet werden. Ähnlich verhält es sich mit der geplanten russisch-ukrainischen „Fußball-Superliga". Ihre Gründung wird wegen der damit verbundenen zu hohen Kosten sowie der Schwierigkeiten einer Einigung mit der FIFA und der UEFA hinausgezögert. Dadurch bekommt die neue Handball-Liga „South Stream" alle Chancen, zur „Musterliga" mit einer ernstzunehmenden politischen Komponente aufzusteigen.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Moskowskie Nowosti.
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