Die russische Fußball U17-Mannschaft nach dem Sieg gegen Italien im Finale der Europameisterschaft. Foto: Reuters
Der Chef-Trainer der U-17-Nationalmannschaft Russlands, der ehemalige ZSKA-Innenverteidiger Dmitri Chomucha, schwor vom ersten Tag des Finales der Europameisterschaft 2013 sein Team auf den Sieg ein. „Ich denke, dass meine Jungs bereit sind, sogar die schwersten Aufgaben zu bewältigen. Wir werden um den Sieg im Turnier kämpfen", gab sich der Trainer kämpferisch.
Seinen Worten ließ Chomucha dann auch Taten folgen. In der Auftaktbegegnung mit der Auswahlmannschaft der Ukraine erzielten die Russen drei Tore ohne Gegentreffer und fuhren einen leichten Sieg ein. Ein solch überzeugender Start verlieh der Mannschaft natürlich den notwendigen Glauben an die eigenen Fähigkeiten. Auch in den weiteren Begegnungen ließ Fortuna die Russen nicht im Stich. Das jeweils schwer erkämpfte Unentschieden mit den Favoriten der Europameisterschaft, den Kroaten und den Italienern, sicherte Russland den Gruppensieg.
Einen wesentlichen Anteil am Erfolg der Auswahlmannschaft hatte nicht zuletzt der Spielmacher des Teams, der Innenverteidiger des Moskauer Vereins Lokomotive Dmitri Barinow. Dieser war praktisch an allen Treffern der russischen Mannschaft bei dem Wettbewerb beteiligt. Ob das die Eltern
Fußball-WM 2014: Keine russischen Pfiffe
des jungen Talents aus dem im Moskauer Gebiet gelegenen Dorf Ogudnewo wohl vorausgesehen haben? Im Alter von acht Jahren trat Dima auf eigenen Wunsch der Fußballschule im nahegelegenen Schtscholkowo bei. Trotz der 30 Kilometer Entfernung der Stadt von seinem Heimatdorf versäumte er nicht eine einzige Trainingseinheit. Die nicht gerade begüterte Familie Barinows hatte weder das Geld für die Ausrüstung, noch für die Busfahrten zur Sportschule übrig. Dieses Problem löste sein erster Trainer Viktor Tichonow. Er kümmerte sich um Dima, wie um sein leibliches Kind. Aber Tichonow starb wenige Jahre später an einer unheilbaren Krankheit. Die Sportschule half dabei, Barinow in einem Fußballinternat unterzubringen, wo er sich zu einem richtigen Star entwickelte. Im Alter von 15 Jahren unterschrieb er einen Vertrag bei Lokomotive. Gegenwärtig bereitet Barinow sich auf seinen Einsatz im A-Kader des Vereins vor.
Nach der Qualifikation in den Gruppenspielen trafen die Russen auf die Auswahlmannschaft Schwedens. Das Kräfteverhältnis war den größten Teil der Begegnung über ausgeglichen, sodass der Sieger im Elfmeterschießen ermittelt werden musste. Hier sorgten dann der überragende Torhüter der Russen, Anton Mitrjuschkin, sowie die klaren Treffer seiner Mannschaftskollegen für den verdienten Sieg von 10:9.
Torwart Mitrjuschkin stammt aus einer Sportlerfamilie. Sein Vater spielte Bandy beim Krasnojarsker Verein Jennisej, mit dem er mehrfach Meister wurde. Als Anton sieben Jahre alt war, zog seine Familie von Krasnojarsk nach Rostow um, wo Mitrjuschkin dem dortigen Klub SKA beitrat. Mit 14 Jahren fiel Anton den Talentescouts von Spartak auf. Auf der Stelle nahm er ihre Einladung nach Moskau an. Nachdem Mitrjuschkin zwei Jahre in der Akademie der Rot-Weißen verbracht hatte, wurde er in die Jugendmannschaft aufgenommen, mit der er gleich in der ersten Saison Meister wurde. Antons Führungsqualitäten beeindruckten den Trainer der Nationalmannschaft Dmitri Chomucha derart, dass er ihn zum Kapitän ernannte.
Vor der finalen Begegnung mit den Italienern erklärte Dschamaldin Chodschanijasow, ein anderer Star der Mannschaft, dass die Elf alles aus sich herausholen werde, um den Titel zu gewinnen. „Wir sind diesen langen Weg nicht gegangen, um nun im Finale zu scheitern", erklärte er angriffslustig. Chodschanijasow, dessen Idol der legendäre Libero und Kapitän der deutschen Nationalmannschaft Franz Beckenbauer ist, wurde in Turkmenien geboren. Seine Entdecker kamen aus der Fußballakademie in Toljatti in die ehemalige Sowjetrepublik gereist und nahmen den zehnjährigen Dschamaldin nach Russland mit. Dieses Jahr wechselte er zum St. Petersburger Zenit.
In der Begegnung mit Italien zeigte sich Chodschanijasow von seiner besten Seite und kämpfte um jeden Ball. Auch die anderen Spieler präsentierten sich in Bestform. Ungeachtet dessen, dass die Italiener sich einen Tag länger ausruhen konnten, waren die Russen in einer besseren Verfassung als die Squadra Azzurra. Auch dieses Spiel ging ins Elfmeterschießen. Der russische Torhüter Anton Mitrjuschkin schaffte das schier Unmögliche und hielt drei von sieben Schüssen. Seine Mannschaftskollegen standen dem Helden der Jugend-Europameisterschaft 2013 nicht nach und trafen besser als der Gegner. Schließlich endete die Partie 5:4.
Nach dem verdienten Sieg, sagte der beste Spieler des Turniers, Anton Mitrjuschkin, routiniert: „Alle sind sehr froh – der Sieg wurde uns nicht
geschenkt. Aber wir dürfen uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen und müssen jetzt noch härter trainieren".
Der Chef-Trainer der „goldenen" Elf, Dmitri Chomucha, ergänzte, dass sich seine Mannschaft nun ein neues Ziel gesetzt habe, den Sieg bei der Weltmeisterschaft. „Diese Mannschaft hat einen starken Charakter", analysierte Chomucha. „Die Europameisterschaft ist eine einmalige Erfahrung, die durch nichts ersetzt werden kann. Da wir die Europameisterschaft gewonnen haben, glaube ich, dass wir auch bei der Weltmeisterschaft versuchen werden, auf Sieg zu spielen. Ich hoffe, dass das erst der Anfang ist".
2006 wurde die Jugend-Auswahlmannschaft U17 Russlands bereits einmal Europameister. Nun fährt die Nationalmannschaft zur Weltmeisterschaft in die Vereinigten Arabischen Emirate, die vom 17. Oktober bis zum 8. November 2013 stattfinden wird.
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