ZSKA Moskau holt Meistertitel

Nach fünf erfolglosen Jahren ist ZSKA wieder russischer Meister geworden. Foto: AP

Nach fünf erfolglosen Jahren ist ZSKA wieder russischer Meister geworden. Foto: AP

Der Moskauer Verein ZSKA ist zum vierten Mal in seiner Geschichte russischer Fußballmeister geworden. Der Armeeklub hat den Titel vorzeitig, ein Spiel vor dem Saisonende, errungen.

Der Armeeklub gewann den russischen Titel bereits zum vierten Mal. Die diesjährige Meisterschaft hat allerdings einen besonderen Wert: Im Unterschied zu den früheren Erfolgen wurde dieser in einer Phase errungen, in der der Einfluss des Klubs im eigenen Land nachzulassen schien. ZSKA dominierte den russischen Fußball zu Beginn der Zweitausenderjahre. In dieser Zeit lagen die größten Erfolge der Rot-Blauen: die Meisterschaften 2003, 2005 und 2006 sowie der UEFA-Cup-Sieg 2005.

In der aktuellen Saison 2012/2013 dagegen sah der Klub lange Zeit nicht wie der Favorit aus. Als größter Anwärter auf den Meisterschaftstitel galt im Herbst 2012 noch der Meister der letzten beiden Spielzeiten, Zenit Sankt Petersburg, der vom Italiener Luciano Spalletti trainiert wird. Eine ernsthafte Gefahr stellte auch Anschi Machatschkala dar, das sich mit Schwergewichten wie den Stars Samuel Eto'o und Lassana Diarra verstärkt hatte.

ZSKA jedoch wollte keine Millionenbeträge für irgendwelche Stars ausgeben und konzentrierte sich stattdessen auf die Suche nach Talenten aus der zweiten Reihe. In den Niederlanden stießen die Scouts auf zwei Schweden, Pontus Wernbloom und Rasmus Elm, die das Mittelfeld in ein undurchdringliches Bollwerk verwandelten. Ebenso in den Niederlanden spürten die Talentsucher des ZSKA den begnadeten Nigerianer Ahmed Musa auf. Im entscheidenden Augenblick vertrat er den besten Torschützen des Teams, den verletzten Seydou Doumbia, den man übrigens bei den Schweizern, die auch über eine sehr angesehene Liga verfügen, gefunden hatte.

Neben den treffsicheren Spieleeinkäufen sehen die Fachleute noch einen weiteren Grund für den Erfolg des Armeeklubs: das enge Verhältnis zwischen dem Präsidenten und dem Chef-Trainer. Jewgenij Giner, der

 Präsident des ZSKA, setzte bereits im Jahr 2009 auf den talentierten, aber damals noch erfolglosen Trainer Leonid Sluzkij. Er legte eine für heutige Sportdirektoren sehr seltene Geduld an den Tag und entließ Sluzkij in der letzten Saison nicht – auch dann nicht, als der Klub schließlich nicht nur den Titel, sondern auch noch den zweiten Platz verpasste.

Der Auftakt in der neuen Spielzeit war ebenso alles andere als gelungen. Im Europacup ging der Armeeklub gnadenlos unter; in der Europa League kam er über die Vorrunde nicht hinaus. Dieser Misserfolg trug jedoch wesentlich dazu bei, dass die Mannschaft am Ende dieses hervorragende Ergebnis erzielte. ZSKA musste den gesamten Titelkampf über aufgrund von Verletzungen auf eine Reihe seiner Stammspieler verzichten, vor allem auf die Angriffsformation, den Tschechen Tomáš Necid und Seydou Doumbia von der Elfenbeinküste. Als Mittelstürmer sprang der Nigerianer Ahmed Musa ein, der ursprünglich als Flügelspieler eingekauft worden war. Aufgrund verschiedenster Verletzungen fielen zu unterschiedlichen Zeiten der Serbe Zoran Tošić, der Japaner Keisuke Honda und der Chilene Mark González aus. Sluzkij gelang es allerdings, seine Mannschaft auch ohne diese Spieler zum Erfolg zu führen.

Den entscheidenden Beitrag zum Titelgewinn von ZSKA lieferte jedoch die Rückkehr des Lieblings der Armee-Ultras, des Brasilianers Vágner Love, in die Mannschaft. Ein seltenes Glück, denn sein Transfer kostete dem Armeeklub nicht einen Euro: Der brasilianische Verein Flamengo, der in finanziellen Schwierigkeiten steckte, war gezwungen, den Spieler zurückzugeben, obwohl er die Ablösesumme noch nicht einmal vollständig abbezahlt hatte. Wie der Held eines Hollywood-Blockbusters war Vágner Love im richtigen Moment zur Stelle: vor Beginn der heißen Phase im Kampf um die Meisterschaftsschale. Der Brasilianer übernahm nicht nur die Aufgabe eines Stürmers, sondern auch die des Spielmachers. In dieser Rolle war er besonders wertvoll – just zu der Zeit, als Keisuke Honda, der

wichtigste Aufbauspieler von ZSKA, über neun Spiele hinweg verletzungsbedingt auf der Bank sitzen musste. In diesen neun Begegnungen lieferte Vágner Love fünf Vorlagen und schoss ebenso viele Tore selbst.

Einen rührseligen Moment gab es nach der siegreichen Begegnung mit Kuban aus Krasnodar: Vágner Love lief mit der Meisterschaftsschale zu Jewgenij Giner, streckte seinem Chef die Trophäe entgegen und schrie auf Russisch: „Eto dlja tebja" (zu Deutsch: „Das ist für dich"). Nach fünf erfolglosen Jahren hat es der Armeeklub nun endlich wieder geschafft, die Meisterschaft in der Premier Liga zu holen. Schlussendlich haben sich die Kontinuität, die Geduld und die Beharrlichkeit der Geschäftsführung der Rot-Blauen als erfolgreicher erwiesen als die millionenschweren Transfers von Zenit und Anschi.

 

Zusammengestellt aus Materialien der Zeitung Kommersant und des Portals Lenta.ru.

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