French Open: Scharapowa bleibt Williams auf den Fersen

Scharapowa gegen Williams – es lässt sich wohl nur schwer eine bessere Werbung für den "Roland Garros" vorstellen. Foto: AP

Scharapowa gegen Williams – es lässt sich wohl nur schwer eine bessere Werbung für den "Roland Garros" vorstellen. Foto: AP

Maria Scharapowa vermochte es nicht, ihren Titel beim Tournoi de Roland Garros, wie die French Open auch noch genannt werden, zu verteidigen: Trotz ihrer ausgezeichneten Form während des gesamten Turniers unterlag die Russin im Finale dem starken Spiel Serena Williams.

Der Pariser Center Court Philippe Chatrier hat bereits einige French-Open-Finale mit russischen Tennisspielerinnen erlebt: Vor neun Jahren, im Jahr 2004, fand hier das für die russische Tennisgeschichte historische Finale zwischen Anastasia Myskina und Jelena Dementjewa statt. 2006 musste Swetlana Kusnezowa im Finale den Sieg Justine Henin überlassen, 2008 unterlag Dinara Safina am Ende Ana Ivanovic. Ein Jahr später gab es dann das zweite rein russische Finale in der Geschichte der French Open. Auch diesmal schaffte es Safina bis ins Finale und verlor dort wieder, dieses Mal gegen Swetlana Kusnezowa. Im vergangenen Jahr schlug dann die Stunde von Maria Scharapowa: In der finalen Begegnung der French Open 2012 besiegte sie die Italienerin Sara Errani.

Zu den diesjährigen French Open fuhr Scharapowa als eine der größten Titelanwärterinnen. Seit dem Frühjahr befindet sich die Russin in ausgezeichneter Form: Die Siege bei den Masters im kalifornischen Indian Wells und dem WTA-Turnier in Stuttgart ließen die vielen Fans von Scharapowa hoffen. Erfreulich für die Anhänger und Bewunderer des russischen Tennis-Talents war zudem, dass Scharapowa fünf der sechs letzten Siege auf Sand gewonnen hatte.

Die Chancen der Russin auf eine Verteidigung ihres Titels bei den French Open in Paris wurden jedoch durch die phänomenale Form der Amerikanerin Serena Williams deutlich geschmälert. Zu dem zweiten Grand-Slam-Turnier des Jahres reiste die Amerikanerin mit einer beeindruckenden Bilanz von 24 gewonnenen Begegnungen ohne Niederlage und vier aufeinanderfolgenden Siegen in WTA-Turnieren an.

Die Bilanz der Begegnungen zwischen Scharapowa und Williams spricht eigentlich für sich: mit 13:2 zugunsten von Williams. Die Wettbüros kürten sie am Vorabend des Tournoi de Roland Garros einstimmig zur Favoritin. Aber trotz der für Scharapowa nicht sehr optimistischen Bilanz dieser Begegnungen traute man ihr als einzige der Top-Spielerinnen des internationalen Tennis zu, der Erfolgsserie der Amerikanerin ein Ende zu setzen.

Die erste Begegnung auf dem Pariser Center Court untermauerte die Prognosen der Experten: Scharapowa und Williams siegten sich ohne größere Probleme durch das Turnier und deklassierten dabei ihre Gegnerinnen. Scharapowa spielte als erstes erfolgreich gegen Hsieh Su-wei aus Thailand und anschließend gegen die Kanadierin Eugenie Bouchard, die Chinesin Zhèng Jié und die US-Amerikanerin Sloane Stephens.

Im Viertelfinale jedoch traf Scharapowa auf die Serbin Jelena Jankovic. Gleich zu Beginn des Spiels beging sie zahlreiche, vermeidbare Fehler. Im weiteren Verlauf des Spiels gelang es Scharapowa allerdings, ihren Rhythmus wiederzufinden; ihr Charakter setzte sich durch und sie ließ Jankovic in den nächsten beiden Sätzen keine Chance mehr.

Der Einzug ins Finale gelang Scharapowa infolge der Begegnung mit der Australian-Open-Gewinnerin des laufenden Jahres, Wiktorya Asarenka. Die Belarussin gehört zu der sehr kleinen Gruppe Tennisspielerinnen, die sich einer positiven Sieg-Niederlage-Bilanz in den Begegnungen mit Maria Scharapowa rühmen können. Vor dem Aufeinandertreffen in Paris spielten die belarussische und die russische Spielerin zwölfmal gegeneinander, siebenmal davon gewann Asarenka.

Williams besiegte ihrerseits auf ihrem Weg ins Finale unter anderem die Russin Swetlana Kusnezowa, die der erfahrenen Amerikanerin sehr hart zusetzte, und die Italienerin Sara Errani.

Scharapowa gegen Williams – es lässt sich wohl nur schwer eine bessere Werbung vorstellen, um ein riesiges Publikum auf die Zuschauerränge des Center Courts zu locken. Beide Spielerinnen sind weltweit extrem beliebt, und für die Organisatoren des Turniers ist solch ein prominentes Finale ein großer Erfolg. In diesem Fall entspricht der Hype um die Tennisspielerinnen in den Massenmedien allerdings ihrem sportlichen Niveau: Das Aufeinandertreffen der Nummer eins und der Nummer zwei des internationalen Tennis im Finale eines Grand-Slam-Turniers kann schließlich kaum als Sensation bezeichnet werden.

Vor dem Finale machte Scharapowa einen sehr siegessicheren Eindruck. „Ich bin recht zufrieden damit, dass ich gegen Serena in dieser Phase noch eine weitere Chance habe. Sie hat den Tennissport während des gesamten vergangenen Jahres über dominiert. Ihr Erfolg ist beeindruckend, aber im Finale der French Open wird das keine Rolle mehr spielen, da wir beide wieder bei null beginnen. Ich muss nur konsequent vom ersten bis zum letzten Aufschlag spielen und an mich glauben", erklärte Scharapowa während der Pressekonferenz vor dem Finale.

Das Finale erwies sich als recht erbitterter Kampf: Im alles entscheidenden Spiel wirkte Williams auf einmal nicht mehr wie ein Roboter, der

gleichmäßig ideale Schläge an die Grundlinie des gegnerischen Felds platziert und ein Ass nach dem anderen erzielt. Scharapowa gelang es jedoch nicht immer, sich die Fehler ihrer Gegnerin zunutze zu machen und verursachte schließlich auch selbst zu viele vermeidbare Fehler. Die Qualität des Spiels litt zudem unter dem extrem starken Wind, der an diesem Samstag über Paris hinwegfegte. Am Ende gelang Williams der Sieg in zwei Sätzen mit 6:4 und 6:4, beide Male erwies sie sich als genauer und etwas kaltblütiger als ihre Gegnerin.

Auf diesen Sieg musste Serena Williams lange warten und hart für ihn kämpfen: In Paris hatte sie seit 2002 nicht mehr gewonnen. Letztlich spielen zwar beide Sportlerinnen nicht gern auf Sandplätzen, doch sowohl Scharapowa als auch Williams waren in so herausragender Form, dass ihre Konkurrentinnen nicht die geringste Chance hatten.

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