Arschawin kehrt in die Heimat zurück

Der langjährige Kapitän der russischen Nationalmannschaft unterzeichnete einen Vertrag bei seinem alten Verein Zenit, nachdem seine internationale Karriere ins Stocken geriet. In der vergangenen Saison wurde Arschawin bei Arsenal London nicht mehr oft eingesetzt.

Andrej Arschawin hat sich mit Zenit St. Petersburg über die Bedingungen seines Vertrages geeinigt. Der Vertrag mit dem 32jährigen Spieler, der die letzten viereinhalb Jahre für Arsenal London aktiv war, ist auf zwei Spielzeiten mit der Option einer Verlängerung um eine weitere Saison ausgelegt.

2008 war der Name Andrej Arschawin in Europa in aller Munde. Der Gewinner des UEFA-Cups in den Reihen von Zenit war maßgeblich am dritten Platz der russischen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft 2008 beteiligt. Arsenals Chef‑Trainer Arsen Wenger fuhr damals extra in die Schweiz, um sich den russischen Star genauer anzusehen. Der Liebling der St. Petersburger Fußballfans stellte der Vereinsführung von Zenit quasi ein Ultimatum indem er erklärte, er würde seine Karriere beenden, wenn man ihn nicht zu Arsenal wechseln ließe. Das Management von Zenit beugte sich seinem Schicksal und legte Andrej keine Steine in den Weg.

Am 21. Februar 2009 debütierte Arschawin im Heimspiel seiner neuen Mannschaft gegen Sunderland. Zum endgültigen Liebling der Arsenals-Fans wurde Andrej nach dem 4:4 Unentschieden gegen Liverpool, bei dem er alle vier Treffer für die „Gunners" erzielen konnte. Die Saison 2008/ 2009 blieb die Beste in Andrejs Karriere – während der anschließenden Spielzeiten in der englischen Premier League gelang ihm nicht mehr viel.

Zum Schlüssel-Spieler der „Gunners" brachte es Arschawin leider nie. Er verlor mit der Zeit seine Kondition und wurde allmählich Stammgast auf der Ersatzbank des Londoner Vereins. Zwar hielt der Trainer der russischen Nationalmannschaft, Dick Advocaat, bis zum Schluss an seinem Kapitän fest, doch nach dem Einbruch bei der Europameisterschaft 2012 glaubten selbst Arschawins hartnäckigste Fans nicht mehr an die Stärken ihres einstigen Idols.

Unter den russischen Fußballfans hatte Arschawin aufgrund seiner oft harten Statements ein recht ambivalentes Image. Weil er häufig Interviewanfragen ablehnte war er auch unter Journalisten nicht sonderlich beliebt. Große Verärgerung rief Arschawins Teilnahme an diversen Webekampagnen hervor – sein Werbeauftritt für eine Kartoffelchips-Marke

ließ ihn zum öffentlichen Gespött werden. Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat, war die Äußerung des Kapitäns der Nationalmannschaft nach der Blamage bei der Europameisterschaft 2012: „Dass wir eure Erwartungen nicht erfüllt haben, ist nicht unser Problem, sondern euer Problem."

Der neue Trainer der russischen Nationalmannschaft, Fabio Capello, sieht für Arschawin ebenfalls keinen Platz mehr. Selbst Zenit kann ihm einen Stammplatz in der ersten Mannschaft nicht mehr garantieren. Der Trainer der St. Petersburger Mannschaft, Luciano Spalletti, hat bereits mehrfach zu verstehen gegeben, das er von der Rückkehr des verloren Sohnes nicht sonderlich viel hält. Für Andrej Arschawin beginnt also alles noch einmal von vorne – auch wenn er bereits 32 Jahre alt ist.

 

Die vier Höhepunkte in Arschawins Karriere:


1. Russische Meisterschaft 2007, 30. Spieltag, Saturn - Zenit – 0:1.

2007 stand Zenit am letzten Spieltag unmittelbar vor dem Gewinn der ersten russischen Meisterschaft seit 1984. Diesen Titel hatten die St. Petersburger zu einem großen Teil Arschawin zu verdanken, der über die gesamte Spielzeit hinweg überragende Leitungen bot.

 

2. UEFA-Cup 2007/08, Finale, Zenit - Glasgow Rangers – 2:0.

Einer der größten Augenblicke in Arschawins Karriere war der Gewinn des UEFA‑Cups. Zenit war in der Geschichte des Wettbewerbs erst der zweite russische Verein, dem dieses Kunststück gelang. In Finale erzielte Arschawin zwar keinen Treffer, lieferte aber die Vorlage für die beiden St. Petersburger Tore.

 

3. Europameisterschaft 2008, Viertelfinale, Niederlande - Russland – 1:3.

Dieses Spiel wird bei den russischen Fußballfans wohl noch lange als eines der besten Spiele in der Geschichte der russischen Nationalmannschaft in Erinnerung bleiben. Den Eröffnungstreffer erzielte Roman Pawljuschenko mit einem wohlplatzierten Schuss in der 56. Minute. Die Begegnung wurde über lange Zeit von der russischen Mannschaft beherrscht, aber vier Minute vor Spielende schoss der niederländische Stürmer van Nistelrooij den Ausgleichstreffer und die Partie war wieder vollkommen offen. Die Nachspielzeit jedoch dann zur Sternstunde der russischen Nationalmannschaft: In der 112. Minute brachte Dmitrij Torbinskij nach einer Flanke Arschawins den Ball im gegnerischen Tor unter und wurde von seinen jubelnden Mannschaftskollegen fast erdrückt. Vier Minuten später machte Arschawin mit seinem Treffer den Sack zu – Russland war seit 20 Jahren mal wieder Halbfinale einer Europameisterschaft.

 

4. Englische Premier League 2008/09, 33. Spieltag, Liverpool - Arsenal – 4:4.

Der Höhepunkt für Arschawins Karriere auf der Insel und wohl sein bestes Spiel überhaupt war die Begegnung zwischen an der Anfield Road. Das Spiel endete 4:4, Andrej schoss alle vier Tore für Arsenal, eines schöner als das andere. Das war der erster „Poker", also vier Treffer hintereinander, in seiner Laufbahn. Zudem war er der erste Spieler in 63 Jahren, der an der Anfield-Road vier Tore in einer Partie erzielen konnte. Nach diesem Spiel wurde er zum Idol von Millionen Arsenals-Fans. Aus ganz England kamen Zuschauer nach London, nur um ihn spielen zu sehen. Ihm wurden zahlreiche Liebesbekenntnisse weiblicher Fans zu Teil. Er war zum Halbgott auf Zeit geworden. Vielleicht kommt es zur Renaissance in St. Petersburg?

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