Der Bau des Kasaner Stadions kostete dem Staatssäckel 14,5 Milliarden Rubel. Foto: ITAR-TASS
Fußballweltmeisterschaften locken bis zu einem Drittel der Weltbevölkerung vor die Fernsehgeräte. 2018 werden also wahrscheinlich mehr als zwei Milliarden Menschen dem Geschehen in elf russischen Städten, die die Austragungsrechte für die nächste Fußball-Weltmeisterschaft erhalten haben, gebannt verfolgen. Es verbleiben also weniger als fünf Jahre, um 660 Milliarden Rubel, umgerechnet ca. 15 Milliarden Euro, zu „verplanen". Diese Summe steht zur Organisation und Durchführung der Fußballgroßveranstaltung zur Verfügung.
Russland – das Land mit der großmütigen Seele
Russland ist es gewohnt, Veranstaltungen von internationaler Bedeutung in besonders großem Stile durchzuführen. Der Grund hierfür liege wohl an der großmütigen russischen Seele, sie die allgemeine Meinung. 2014 werden in Sotschi sagenhaft teure Olympische Winterspiele durchgeführt werden. Das Gesamtbudget für die Vorbereitung und Durchführung der Olympischen Spiele in Sotschi wird gegenwärtig auf 1,5 Billionen Rubel (38 Milliarden Euro) geschätzt. Zum Vergleich: Die Spiele in London im vergangenen Jahr kosteten die Briten 10,9 Milliarden Euro bei einem ursprünglich geplanten Budget von 7,2 Milliarden Euro – und es waren die Sommerspiele!
Der Kostenrahmen der Fußballweltmeisterschaft 2018 verspricht sämtliche Rekorde zu brechen – 660 Milliarden Rubel, ungefähr 15 Milliarden Euro, sind veranschlagt. Nach einer Einschätzung der Ratingagentur Standard & Poor's schlug die Weltmeisterschaft in Südafrika 2010 mit „gerade einmal" 4,6 Milliarden Euro bei einem ursprünglich geplanten Budget von 3,05 Milliarden Euro zu buche. Die geplanten Kosten der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien sind jetzt bereits von 6,87 Milliarden Euro auf 10,38 Milliarden Euro gestiegen.
Der Staat stellt aus seinem Etat 336 Milliarden Rubel (8 Mrd. Euro) für die Fußball-Weltmeisterschaft zur Verfügung, die restlichen Mittel sollen aus den regionalen Budgets bereitgestellt werden. Darüber hinaus rechnet die Regierung der Russischen Föderation mit der Unterstützung durch Privatinvestoren, die sich vor allem beim Ausbau der Infrastruktur engagieren. „Veranstaltungen eines solchen Ausmaßes sind eine hervorragende Möglichkeit zur Akquisition von Privatinvestitionen. Es wäre eine Schande, dies nicht auszunutzen! Wir müssen alles nur Mögliche unternehmen, um die Tourismusinfrastruktur im Land auszubauen. Denn zur Fußballweltmeisterschaft werden deutlich mehr Besucher anreisen als zu den Olympischen Spielen", erklärte der Ministerpräsident des Landes, Dmitri Medwedjew.
15 Milliarden pro Stadion
Die Begegnungen der Fußballweltmeisterschaft 2018 werden in zwölf Stadien in elf Städten des Landes stattfinden: Moskau, Kaliningrad, St. Petersburg, Wolgograd, Kasan, Nischni Nowgorod, Samara, Saransk, Rostow am Don, Sotschi und Jekaterinburg. Ein Großteil der Mittel fließt in die Sanierung der vorhandenen Stadien und den Bau neuer Arenen sowie in die Einrichtung von 113 Trainingsplätzen für die teilnehmenden Mannschaften.
Gegenwärtig werden fünf Stadien gebaut: in Sotschi, Kasan, Saransk, St. Petersburg und die Spartak-Arena im Moskauer Stadtteil Tuschino. Die
Sportanlagen in Kasan und Sotschi sollen als erste übergeben werden, denn diese kommen auch als erste zum Einsatz: bei der Universiade, den Weltsportspiele der Studenten, im nächsten Jahr und bei den Olympischen Spielen. Der Kostenplan für die Errichtung dieser Objekte wurde per Gesetz limitiert und auf 15 Milliarden Rubel (350 Mio. Euro) gedeckelt.
Der Bau des Kasaner Stadions kostete dem Staatssäckel übrigens tatsächlich nur 14,5 Milliarden Rubel. Nach den Worten des Sport-Ministers Russlands, Vitali Mutko, sollen die Arenen in Samara und Saransk zwölf Milliarden Rubel (280 Mio. Euro), die in Wolgograd 15,1 und die in Jekaterinburg 12,5 Milliarden Rubel kosten. Der Minister versprach, dass er die Einhaltung des Kostenplans persönlich kontrollieren werde und fügte hinzu, dass der Bau der Arenen von jedem Interessenten im Internet online mit verfolgen werden kann.
Bauen oder modernisieren?
Der Bau des Zenit-Stadions auf der Krestowskij-Insel in St. Petersburg, der bereits im Jahre 2007 begonnen wurde, beunruhigt den Minister Mutko und die Organisatoren des Turniers am meisten. Der Kostenplan wurde bereits mehrfach nach oben korrigiert. Momentan ist die Rede von 34 Milliarden Rubel (800 Mio. Euro), der Generalauftragnehmer ist das Unternehmen Inschtransstroj.
Der Termin für die Fertigstellung des Baus wurde mehr als einmal nach hinten verschoben, doch die Petersburger haben versprochen zur vereinbarten Deadline fertig zu werden – bis Mitte 2016. Laut Mitteilung der Presse sind die Bauarbeiten bisher zu 35% ausgeführt. Die neue St. Petersburger Arena soll während der Weltmeisterschaft 68 000 Menschen fassen, die maximale Auslastung sogar 84 000 Zuschauer betragen.
Was mit dem Moskauer Luschniki-Stadion passieren soll, ist nach den Worten Vitalij Mutkos noch nicht ganz sicher. Für die Arena, die noch in der Stalinära erbaut wurde, gibt es drei mögliche Entwicklungsszenarios: Abriss, grundlegende Modernisierung oder Teilsanierung. Die FIFA plädiert für den Abriss der Arena und den Bau eines neuen Stadions an gleicher Stelle. Die Moskau Stadtverwaltung dagegen neigt dazu, das baugeschichtliche Objekt zumindest teilweise zu erhalten. Wie der Generaldirektor der Luschniki AG, Alexander Pronin, gegenüber Gazeta.ru erklärte, betragen die geschätzten Kosten des Projektes 765 Millionen Euro, und der Generalauftragnehmer für die Sanierung soll bis Ende nächsten Jahres ermittelt werden.
Das Wichtigste ist die Sicherheit
Neben dem Bau der Sportstätten, ließ der Vize-Ministerpräsident der Russischen Föderation, Igor Schuwalow, verlauten, sei für die
Modernisierung der Sicherheit und für das Erreichen der geforderten Sicherheitsstandards 700 Millionen Euro nötig.
Außerdem umfasst das Programm zur Vorbereitung der Fußballweltmeisterschaft 2018 den Ausbau der Infrastruktur in den Städten, in denen die Begegnungen stattfinden. Zum organischen Bestandteil des Projektes könnte die Eisenbahn-Schnellzugstrecke Moskau – Kasan werden.
Laut dem Chef der Russischen Eisenbahnen RZD, Wladimir Jakunin, wären hierfür Investitionen in Höhe von 22 Milliarden Euro notwendig, wovon 15 Milliarden der Staat übernehmen würde. Dieser sagenhafte Betrag fließt allerdings nicht in den Kostenrahmen der Fußball-Weltmeisterschaft mit ein. Auch der Fertigstellungstermin dieses Projektes wurde bisher auch noch nicht bekannt gegeben.
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