Der Minister für Sport der Russischen Föderation Witalij Mutko. Foto: ITAR-TASS
Das Programm der Universiade umfasst 13 Pflichtdisziplinen und weitere 14 Disziplinen, die das Gastland bestimmt. Hat das Organisationskomitee Kasan 2013 die Wahldisziplinen zugunsten einer möglichst großen Medaillenausbeute des russischen Teams ausgewählt?
Keinesfalls. Wir waren um größtmögliche Ausgewogenheit bei der Zusammenstellung des Programms der Universiade 2013 bemüht. Eine Ehrerbietung gegenüber Tatarstan war die Aufnahme einer dort beheimateten Sportart, des Gürtelkampfes Kuresch. Unter den Wahlsportarten ist auch Sambo, eine ursprünglich russische Kampfsportart, und Schach, für das sich der Präsident des Weltschachbundes FIDE, Kirsan Iljumschinow, besonders eingesetzt hat. Wir haben auch Hockey berücksichtigt, eine Disziplin, in der Russland nie brillierte. Die Universiade ist nicht nur ein sportliches Großereignis, sie bietet jungen Menschen aus unterschiedlichen Ländern die Möglichkeit, einander kennenzulernen.
Im russischen Team der Universiade treten etwa zwanzig Olympiasieger und viele weitere Sportprofis an, die nicht in erster Linie Studenten sind. Verschleiern deren Erfolge dann nicht die Probleme des Hochschulsports in Russland?
Nein. In den vergangenen Jahren ist es uns gelungen, die krisenhafte Entwicklung in diesem Bereich, die in den 1990er-Jahren begann und fast zwei Jahrzehnte andauerte, aufzuhalten. Wir haben eine Strategie zur Entwicklung des Hochschulsports in Russland ausgearbeitet, und bei der Entwicklung der materiellen und technischen Infrastruktur wurde viel bewegt. Die Tradition landesweiter studentischer Meisterschaften wurde bei 13 Sportarten wieder aufgegriffen, jede der 14 Sporthochschulen des Landes wird sich ein spezielles Profil bei den Disziplinen aneignen, für die sie gute Voraussetzungen und Traditionen hat.
Trotzdem – wäre es nicht vielleicht sinnvoll, in Kasan nicht solchen Sportlern das Feld zu überlassen, die schon Goldmedaillen bei Olympischen Spielen geholt haben, sondern Studenten eine Chance zu geben, die erst am Anfang ihres Weges zu Olympia stehen?
Die russische Delegation besteht aus 663 Sportlern, von denen nicht einmal zwanzig Olympiasieger sind. Jeder einzelne von ihnen hatte den sehr großen Wunsch, an der Universiade im eigenen Land teilzunehmen. Eine weitere derartige Chance wird es in ihrer sportlichen Karriere möglicherweise nicht mehr geben. Wäre ich Student, ich würde alles darum geben, in das Universiade-Dorf einziehen zu können!
Wie schätzen Sie Russlands Chancen ein, Gastgeber der Winteruniversiade 2019 in Krasnojarsk zu werden?
Sehr wichtig wird es hier sein, wie schon bei der Organisation der Universiade in Kasan, ein optimales Modell der Vernetzung staatlicher Strukturen und regionaler Verwaltungen vorzulegen. Krasnojarsk ist sehr daran interessiert, Austragungsort zu werden, daher präsentieren Vertreter des Bewerbungskomitees der Winteruniversiade 2019 ihr Projekt auf allen großen studentischen Wettkämpfen. Die Chancen eines Siegs im Wettbewerb um die Durchführung dieser Wettkämpfe lassen sich allerdings nur schwer einschätzen. Es gibt sehr viele Anwärter auf diese begehrte Veranstaltung.
Belasten die heimatlichen Gefilde, in denen es bekanntlich schwer ist zu siegen, die russischen Studenten?
Natürlich sind die Erwartungen groß und die Gefühle kochen gelegentlich hoch. Wir haben jedoch ein sehr ausgewogenes Team, da die Debütanten auf Wettkämpfen solchen Formats von einigen erfahrenen Sportlern unterstützt werden. Jetzt kommt es darauf an, erst einmal ein paar Medaillen einzufahren, der Rest ergibt sich dann von selbst. Erinnern wir uns an die letzten Olympischen Spiele: Die ersten Tage waren immer die schwersten.
Welche Wettkämpfe der Universiade würden Sie gern als Fan verfolgen?
Idealerweise alle, aber das wird leider nicht möglich sein. Und die Auftritte der Sportler mit den Augen des Fans zu verfolgen, gelingt nicht immer. Man muss an allen Wettkampfstätten gewesen sein, um einschätzen zu können, wie die Hinterlassenschaften der Universiade genutzt werden können. Auf jeden Fall schaue ich im Dorf vorbei, in dem die Sportler untergebracht sind, und zwar mit einer positiven Mission: unseren Titelträgern und Medaillengewinnern zu gratulieren.
Die ungekürzte Fassung des Beitrags erschien zuerst bei gazeta.ru
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