Viel Lob für Universiade in Kasan

„Es war definitiv die beste der bisher veranstalteten Universiaden“, resümierte Claude-Louis Gallien, Präsident des internationalen Hochschulsportverbandes, am Ende des Studenten-Sportfestes, das vom 6.-17. Juli in der russischen Stadt Kasan stattfand.

Foto: Rossijskaja Gaseta

„Das war nicht möglicherweise die beste Universiade, sondern es war definitiv die beste der bisher veranstalteten Universiaden", erklärte Claude-Louis Gallien, Präsident der Fédération Internationale du Sport Universitaire (FISU), des internationalen Hochschulsportverbandes, zum Abschluss der 27. Studentenspiele, an denen mehr als 10.000 Sportler aus 162 Ländern teilgenommen haben.

Für die Vorbereitung und Durchführung der Universiade in Kasan wurden 228 Milliarden Rubel (etwa 5,7 Milliarden Euro) bereitgestellt und 64 neue Sportstätten und andere Einrichtungen gebaut. Zum Vergleich: Das Budget der Fußballweltmeisterschaft in Russland im Jahre 2018 beträgt nach offiziellen Angaben 664 Milliarden Rubel (etwa 16,6 Milliarden Euro).

Absoluter Höhepunkt war die Eröffnungsveranstaltung, die sich selbst hinter Olympischen Spielen nicht verstecken muss. Olympisches Niveau hatten auch die Fernseh-Einschaltquoten. Nach Angaben von Eurosport, dem offiziellen Partner der FISU, wurden die Wettbewerbe von doppelt so vielen Menschen verfolgt, als bei der vorangegangenen Universiade in China.

 

Russische Mannschaft im „Goldrausch"

Russland erzielte in der Mannschaftswertung ein Ergebnis, das wohl so schnell nicht zu überbieten sein wird. Die Gastgeber errangen allein 155 Goldmedaillen. Das ist mehr als China 2011 zusammen genommen an Gold, Silber und Bronze geholt hatte. Insgesamt sicherten sich die russischen Athleten 292 Mal Edelmetall, davon 155 Mal in Gold, 75 Mal in Silber und 62 Mal in Bronze.

Der Grund für diese Überlegenheit ist bei weitem nicht allein der Heimvorteil, obwohl es schon Wettbewerbe in typisch russischen Sportarten

gab, bei denen auf dem Siegertreppchen folglich ausschließlich russische Sportler anzutreffen waren.

Die zuvor ausgelobten Siegprämien für russische Medaillenträger konnten sich sehen lassen. Ein erster Platz wurde mit 160.000 Rubeln (etwa 4.000 Euro) belohnt. Die Studenten aus den anderen Ländern dagegen kamen nicht nur, um zu gewinnen, sondern auch um sich mit anderen Aktiven auszutauschen und sich zu erholen. Von früh bis spät zogen die Sportler in Scharen durch das Zentrum Kasans. Russen allerdings waren praktisch nicht dabei.

„Wir hatten überhaupt keine Zeit, uns irgendetwas anzuschauen – die ganze Zeit waren wir beim Training", erzählte die Synchronschwimmerin Alla Schischkina, die unmittelbar nach ihrem Goldmedaillengewinn abreiste, um sich auf die Weltmeisterschaft vorzubereiten.

Zu den Sonnenseiten der Universiade 2013 gehört ohne Zweifel die Unterbringung der Sportler. Sowohl bezüglich der Wohnbedingungen als auch der Verpflegung stand Kasan der britischen Hauptstadt London als Austragungsort der Olympischen Spiele 2012 in nichts nach. Im Universiade-Dorf muss das Essen dermaßen lecker und abwechslungsreich gewesen sein, dass die Sportler dies in nahezu jedem ihrer Interviews ausdrücklich erwähnten.

 

Universiade hat Kasan verändert

„Schauen Sie nur, wie die Universiade Kasan verwandelt hat. Es ist mittlerweile eine der schönsten Städte Europas", hatte Russlands Präsident Wladimir Putin bei einem Treffen mit Sportlern ausgerufen.

Tatsächlich: Die Stadt ist spürbar frischer geworden. Die Straßen wurden repariert, die Infrastruktur verbessert. Allerdings wurden nicht alle Projekte

fertig. Deshalb wurde zum Beispiel die nicht fertiggestellte Uferstraße mit Transparenten zugehängt. Bewohner Kasans haben berichtet, dass anstelle von den zugesagten 66 italienischen Straßenbahnwaggons 22 belarussische angeschafft wurden. Während der Universiade entgleiste die Tram dann auch einige Male.

Bei den Bewohnern der Stadt stieß das Sportfest völlig unerwartet auf große Begeisterung. Denn die Kasaner sind, genau wie die Moskauer, von Sportveranstaltungen übersättigt. Die ortsansässigen Eishockey-, Basketball- und Fußballvereine haben Mühe, ausreichend Besucher in ihre Stadien zu bekommen. Die Studentenspiele jedoch haben in Kasan einen regelrechten Boom ausgelöst, auf den die Organisatoren nicht gefasst waren. In den ersten Tagen kam es zu paradoxen Situationen: Die Zuschauertribünen waren nicht voll besetzt, aber Eintrittskarten waren käuflich nicht zu erwerben. Der Ansturm an den Kassen war so groß, dass es unter den Kartenverkäuferinnen zu massenhaften Kündigungen kam. Die Fans ließen den Kassiererinnen nicht einmal Zeit für eine Mittagspause. „Unser Ticketverkauf, das müssen wir leider bekennen, war nicht sehr effektiv", erklärte Rustam Minnichanow, der Präsident Tatarstans, noch während der Spiele.

Die Universiade war lediglich die erste einer ganzen Reihe sportlicher Großveranstaltungen in Kasan. Nächstes Jahr wird hier die Weltmeisterschaft im Wassersport stattfinden. 2018 ist Kasan

Austragungsort mehrerer Spiele der Fußballweltmeisterschaft.

„Schaut man sich das Schicksal der früheren Studentenspiele an, lässt sich erkennen, dass in der Regel in den Städten, in denen die Universiade durchgeführt wurde, in den darauffolgenden fünf Jahren Weltmeisterschaften in allen Sportarten der Studentenspiele stattfanden. So wird es auch bei uns sein. Wir befinden uns bereits in der aktiven Phase der Verhandlungen mit mehreren internationalen Sportverbänden", erklärte der Bürgermeister von Kasan, Ilsur Metschin. Mit der Wassersport-Weltmeisterschaft stehe die nächste Großveranstaltung bereits fest. Sie werde die Universiade in ihrer Dauer und der Zahl der Teilnehmer noch übertreffen, erklärte der Bürgermeister.

In etwas fernerer Zukunft befindet sich ein noch größeres Ziel: die Bewerbung um die Olympischen Spiele 2024. „Kasan kann eine Bewerbung abgeben. Die Chancen der Stadt auf den Zuschlag sind sehr groß", erklärte der Generalsekretärs des Olympischen Komitees Russlands, Marat Barijew, euphorisch.

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