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Roman Pawljutschenko verkündete das Ende seiner Nationalmannschaftskarriere erst jetzt, obwohl er praktisch seit fast einem Jahr nicht mehr in den Kreis der Nationalmannschaft eingeladen wurde. Das letzte Mal wurde er für ein Freundschaftsspiel gegen die Elfenbeinküste am 15. August 2012 in das russische Aufgebot berufen; es war das Debüt von Fabio Capello als Nationaltrainer. Danach ließ der Italiener Pawljutschenko jedoch nicht mehr spielen. Entscheidend für die Zukunft von Super-Pav in der Nationalelf war die verhängnisvolle Europameisterschaft 2012, in der Russland bereits in der Vorrunde ausschied.
Pawljutschenko erreichte bei der Europameisterschaft 2008, wie die Mehrheit seiner Teamkollegen, den Höhepunkt seiner Karriere. Danach fiel seine Leistung ab. Während des Turniers war Pawljutschenko neben Andrej Arschawin die herausragendste Figur der russischen Nationalmannschaft. In den Gruppenspielen gegen Spanien und Schweden sowie auch im Viertelfinale gegen die Holländer schoss Pawljutschenko jeweils ein Tor. Zudem glänzte Pawljutschenko während der EM-Qualifikation im Heimspiel gegen Großbritannien. Ohne das Doppelpack seines Starspielers im Luschniki-Stadion wäre das russische Team nicht nach Österreich und in die Schweiz gefahren.
Die weitere Karriere des Stürmers verlief jedoch nicht nach Plan. Die britische Episode seiner Fußball-Laufbahn gestaltete sich wechselhaft. Pawljutschenko schaffte es nicht, sich bei den Tottenham Hotspurs festzuspielen, bei denen er von August 2008 bis Februar 2012 unter Vertrag stand. Er überzeugte nicht selten mit herausragenden Leistungen sowohl in der Meisterschaft als auch in der Champions League, gehörte jedoch nur selten zur Stammformation des Teams von Harry Redknapp. Im Februar 2012 wechselte Pawljutschenko in die Heimat zu Lokomotive Moskau. Hier hatte er aber noch weniger Glück. Nur vier Tore waren eine Bilanz, mit der sich der Spitzenstürmer nicht schmücken konnte.
Seine beste Zeit hatte Pawljutschenko als Spieler von Spartak Moskau, für das er von 2002 bis 2008 spielte. In fünf Spielzeiten hintereinander schoss er mindestens zehn Tore in der russischen Premier-Liga. Die wichtigsten Trümpfe des Stürmers waren sein vorzügliches Torgespür und die Schüsse aus mittlerer Distanz. Pawljutschenko hätte doppelt so viele Tore machen können, wäre da nicht seine „schlechte Angewohnheit“, frühzeitig aus Turnieren auszuscheiden. Dafür verlieh ihm Guus Hiddink den prägnanten Spitznamen „schlafender Gigant“. Mit seinem etwas lässigen Stil konnte er kein echter Star in Großbritannien werden, auch wenn ihm seine Tore für Tottenham bei den Fans Anerkennung einbrachten.
Pawljutschenko ist nicht der erste EM-Held von 2008, der sich von der russischen Nationalelf verabschiedet. Lediglich die Verteidiger und die Torhüter aus der damaligen Mannschaft spielen noch im Team von Capello. Dieser arbeitet bereits an der nächsten russischen Fußballgeneration, die vielleicht mit weniger bekannten Namen aufwartet, aber unter der Führung des italienischen Trainers bessere Leistungen bringen wird. Denn die russische Nationalmannschaft um Pawlotschenko erzielten unter Hiddink lediglich zwei wichtige Siege: im Heimspiel gegen Großbritannien und im Viertelfinale der EM 2008 gegen die Niederlande. Eine Fortsetzung dieser Triumphe blieb jedoch aus. In den folgenden vier Jahren trat die russische Mannschaft nur in zwei offiziellen Spielen gegen einen ernstzunehmenden Gegner an: gegen Deutschland in den Play-Offs zur Fußball-Weltmeisterschaft 2010. Beide Begegnungen endeten mit einer Niederlage.
Obwohl Pawljutschenkos Spiel zunehmend blasser wurde, sind verheißungsvolle Stürmeralternativen in Russland noch immer nicht in Sicht. So konnte der vielversprechende Alexander Kokorin bislang einige Hoffnungen wecken. Der beste russische Stürmer der letzten russischen Meisterschaft ist jedoch der 32-jährige Ruslan Muchametschin von Mordovia Saransk, ein bislang nur unter Experten bekannter Spieler.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei gazeta.ru.
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