Erstmals seit zehn Jahren: Russische Degenfechterinnen gewinnen WM in Budapest. Foto: AFP/East News
Bei der Weltmeisterschaft im Fechten in Budapest errang die Nationalmannschaft Russlands elf Medaillen: dreimal Gold, fünfmal Silber und dreimal Bronze. Dieser überzeugende Auftritt sicherte den russischen Sportlern den ersten Platz in der Gesamtwertung. Der Angstgegner, die Nationalmannschaft Chinas, landete abgeschlagen auf dem zehnten Platz.
Der Wettbewerb wurde am 5. August eröffnet, und nach zwei Tagen zermürbender Qualifikationskämpfe rangen die Sportlerinnen der russischen Nationalmannschaft untereinander um die Medaillen. Nach den Olympischen Spielen in London, wo die Nationalmannschaft keine einzige Goldmedaille holte und sich mit einmal Bronze bei den Männern und zweimal Silber bei den Frauen zufriedengeben musste, lechzte das Team nach einer Revanche.
Die erste Medaille bei der Fecht-Weltmeisterschaft holte für Russland Inna Deriglasowa, die Bronze im Wettbewerb der Florettfechterinnen errang. Die Sportlerin ließ erfolgreich eine Gegnerin nach der anderen hinter sich, bis sie dann letztlich im Halbfinale an der späteren Siegerin, der Italienerin Arianna Errigo, scheiterte.
Reschetnikow vergoldet erfolgreichen Sommer
Am gleichen Tag konnte die russische Nationalmannschaft zwei weitere Erfolge verbuchen. Im rein russischen Finale des Männer-Einzel der Säbelfechter besiegte Weniamin Reschetnikow Nikolai Kowaljow mit 15:13. Für beide Sportler waren das die ersten Medaillen auf diesem Niveau, auch wenn Reschetnikow vor wenigen Wochen bei der Universiade in Kasan bereits eine bronzene Medaille erfechten konnte. Der Franzose Nicolas Rousset, Favorit in dieser Waffengattung, schied bereits in der zweiten Runde aus.
Am nächsten Tag baute die russische Nationalmannschaft ihren Vorsprung im Medaillenspiegel aus: Für die Degenfechterin Anna Siwkowa, die in einem dramatischen Finale der Estin Julia Beljajeva unterlag, reichte es am Ende für Silber, und Pawel Suchow holte Bronze im Degen der Männer.
Die entscheidenden Siege errang die russische Mannschaft dann an den Wettkampftagen am 10. und 11. August. Die Säbelfechterin Jekaterina Djatschenko und der Florettfechter Artur Achmatchusin holten beide eine Silbermedaille. Den Auftritt Achmatchusins kann man als wahren Sieg bezeichnen: Der 24-jährige Sportler aus Kasan zeigte die beste Leistung
seiner Karriere, und bei Djatschenko hätte es fast für Gold gereicht. Die erste Runde musste sie der Ukrainerin Olga Charlan mit einem Ergebnis von 1:8 überlassen. In der zweiten Runde fand Djatschenko nicht nur in den Kampf zurück, sondern konnte auch auf 12:12 ausgleichen. Aber für ein Wunder reichte die Kraft bei der Russin dann doch nicht mehr aus. Charlan besiegte sie mit 15:12 und sicherte sich den Weltmeistertitel.
Die russischen Degenfechterinnen beschlossen, sich für die Niederlage ihrer Kollegin zu revanchieren und bezwangen im Finale die chinesischen Sportlerinnen. Ihre männlichen Kollegen in dieser Disziplin hatten weit weniger Erfolg – sie landeten am Ende auf einem bescheidenen 13. Platz. Den Sieg bei den Degenfechtern trug am Ende die Nationalmannschaft Ungarns nach Hause.
Der letzte Wettkampftag erwies sich als der dramatischste. Das Finale des Mannschaftswettbewerbs bei den Säbelfechterinnen wird den Anhängern dieses Sports wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Die Russinnen und die Ukrainerinnen waren bis zum Ende des Turniers einander dicht auf den Fersen. Bei der entscheidenden Begegnung trafen Dina Galiakbarowa und Olga Charlan aufeinander. Die Ukrainerin landete drei Treffer hintereinander und führte mit 44:42. Galiakbarowa konnte auf 44:44 ausgleichen, aber danach versetzte Charlan den Goldträumen der Mannschaft den Todesstoß und markierte den Treffer zum 45:44-Sieg.
Gute Ausbildung und hoher Einsatz als Fundament des Erfolgs
Nach Meinung des Chef-Trainers der Degenfechterinnen, Alexander Glasunow, hat die Nationalmannschaft Russlands bei der Weltmeisterschaft ein beeindruckendes Ergebnis geliefert. „Die Mädels haben bei den
Einzelwettkämpfen eine ausgezeichnete Leistung gezeigt und im Mannschaftsvergleich einfach nur geglänzt. Jede der russischen Teilnehmerinnen ist bis an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit gegangen und hat absoluten Siegeswillen gezeigt. Und natürlich hat jede von ihnen eine ausgezeichnete Fechtausbildung hinter sich. Diese Faktoren haben zweifelsohne eine entscheidende Rolle für den Sieg bei der Weltmeisterschaft gespielt." Glasunow ist insgesamt sehr zufrieden mit der Saison: „Unser Plan zur Vorbereitung und Teilnahme an der Weltmeisterschaft ist vollständig aufgegangen. Auch die Männer haben gute Ergebnisse erzielt, aber sie wissen selbst, dass für sie noch mehr zu holen ist."
Der Erfolg der russischen Fechter bei der Weltmeisterschaft lässt auch auf Goldmedaillen in diesen Disziplinen bei den Olympischen Spielen in Rio hoffen. „Wir haben eine junge Mannschaft, die noch vieles erreichen kann. Die Sportler müssen nur auch weiterhin an sich arbeiten und ihren Siegeswillen festigen", so Glasunow.
Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland
Abonnieren Sie
unseren kostenlosen Newsletter!
Erhalten Sie die besten Geschichten der Woche direkt in Ihren Posteingang!