Moskau ohne Fußballstadien: WM 2018 wirbelt russische Liga durcheinander

Die neue Arena von Zenit St. Petersburg befindet sich noch bis 2016 im Bau. Foto: PhotoXPress

Die neue Arena von Zenit St. Petersburg befindet sich noch bis 2016 im Bau. Foto: PhotoXPress

Während die Naturgewalten die Moskauer Stadien auf ihre Festigkeit testen und die führenden Clubs zwingen, die Spiele außerhalb der Hauptstadt abzuhalten, beteuern Sportfunktionäre, es würde keine Probleme bei der Vorbereitung der Weltmeisterschaft 2018 geben.

Am 6. Oktober fand in Moskau ein historisches Ereignis statt: Das Fußballderby von ZSKA gegen Dynamo (0:2). Normalerweise wird dieses Spiel von ungefähr 30 000 bis 35 000 Fans besucht, doch diesmal waren im Stadion nur rund 6 000 Zuschauer zugegen. Die niedrige Nachfrage ist jedoch nicht im niedrigen Spielniveau von ZSKA begründet, zum vierten Mal in Folge ohne Torerfolg, und auch nicht in den bescheidenen Ergebnissen der rundum erneuerten Dynamo-Mannschaft unter der Leitung des Milliardärs Boris Rotenberg, neuer Präsident des Vereins.

Das Problem bestand darin, dass das hauptstädtische Spiel auf dem Ersatzstadion des FC Lokomotiv auf schlechtem Kunstrasen stattfinden musste. Der regenreiche Herbst in der russischen Hauptstadt und die schlechte Vorbereitung der Leiter des russischen Fußballs auf das Wetter ließen die Premier Liga, Russlands höchste Spielklasse, in einem bemitleidenswerten Licht erscheinen. In der Millionenmetropole Moskau gibt es im Moment nicht genügend Stadien, da die Baumaßnahmen für die Weltmeisterschaft 2018 in vollem Gange sind.

 

Moskauer Heimspiele müssen verlegt werden

Nachdem die Bosse der Premier Liga sahen, dass Spartak Moskau kein Stadion für das Spiel gegen Terek Grozny zur Verfügung haben wird, trafen sie die Entscheidung, das Spiel nach Jekaterinburg zu verlegen. Die Entfernung zwischen Moskau und der Hauptstadt des Urals beträgt über 1 700 Kilometer, dennoch hatten die Moskauer hier auf dem Papier das Heimrecht.

Spartak, das zumindest ein wenig Unterstützung haben wollte, stellt seinen Fans immerhin Unterstützung zur Verfügung: Alle Inhaber einer rot-weißen Dauerkarte konnten kostenlos mit einem speziellen Bus nach Jekaterinburg fahren – drei volle Tage Fahrt, unter der Woche. Es muss nicht extra erwähnt werden, dass nicht viele Fans von Spartak diese Möglichkeit wahrnahmen.

ZSKA musste sein Spiel der Champions League sogar nach Sankt Petersburg verlegen. Dies ist zwar viel einfacher zu erreichen als Jekaterinburg, aber das Stadion ist Heimstätte eines ihrer größten Rivalen – Zenit. Die UEFA entsprach der russischen Bitte und genehmigte das Spiel im Petrowski-Stadion. Am Dienstag spielte nun Zenit und gleich am folgenden Mittwoch wurde der Rasen Stadions durch die Fußballer von ZSKA und Viktoria Pilsen aus Tschechien in Mitleidenschaft gezogen.

 

Investitionen in den falschen Bereichen

Dynamo Moskau hingegen führte sein planmäßiges Spiel auf dem schlechtmöglichsten Stadion der Region, dem 3 000 Personen fassenden

Rodina in Chimki im Moskauer Umland, wo sonst nur Mannschaften der Amateurliga spielen. Das Luschniki-Stadion, sonst ein Retter in der Not bei solchen Fällen, ist momentan aufgrund von Baumaßnahmen geschlossen. „Das einzige, was sich im russischen Fußball im letzten Jahrzehnt geändert hat, sind die Transfersummen", erzählt Ewgenij Lowtschew, in seiner 21-jährigen Karriere als Profifußballer unter anderem sowjetischer Spieler des Jahres 1972. „Die Organisation von Spielen, der Bau von Stadien und Feldern, die Werbung um Zuschauer, das Training der Spieler, das hat man bisher nicht professionalisiert. Also haben wir auch ein wundersames Bild: Auf dem Feld waren Spieler, deren Wert den des Lokomotiv-Stadions wahrscheinlich bei weitem übersteigt."

 

Die WM soll nicht in Gefahr sein

Etwas mehr als fünf Jahre vor der Weltmeisterschaft 2018 besitzt Russland keine guten Fußballstadien. Beim Bau der neuen Arena von Zenit könnte bald wieder einmal die Baugesellschaft wechseln, der des Stadions für Dynamo wurde verschoben und die Region Krasnodar, in der Premier Liga mit zwei Clubs vertreten, scheiterte schon an der Einreichung eines Antrags.

Die russischen Fußballfunktionäre beschwichtigen trotzdem, all dies sei kein Grund zur Panikmache. Der Vizepräsident der Liga Sergej Tscheban erklärte, dass alle Stadien, die für die Weltmeisterschaft angemeldet wurden, im Zeitplan lägen. Die VTB-Arena werde im Oktober 2017 fertig

gestellt und die Zenit-Arena schon im Juli 2016. Die Arbeiten gingen in hohem Tempo voran und viele Städte würden schon im nächsten Jahr bereit sein, die Weltmeisterschaft durchzuführen.

„Ich verstehe, dass der Zustand der Spielflächen in diesem Herbst Probleme hervorruft. Eine solche Niederschlagsmenge hatten wir schon seit 80 Jahren nicht mehr. Man kann nicht gegen die Natur spielen, aber wir tun alles Mögliche, damit unsere Mannschaften auf entsprechend guten Feldern spielen", so der Funktionär.

„Man sollte aber auch nicht vergessen, dass die Weltmeisterschaft im Sommer stattfindet, wenn in Russland ein angenehmes Wetter herrscht. Ich bin überzeugt, dass wir das Turnier auf dem höchsten Niveau durchführen werden, wie es auch unsere Kollegen aus der Ukraine bei der vorigen Europameisterschaft taten."

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