Fünf Russen in der Formel 1

Daniil Kwjat ist Teil des Jugendprogramms „Red Bull", das junge Talente auf wichtige Wettkämpfe vorbereitet.Foto: Imago / Legion Media

Daniil Kwjat ist Teil des Jugendprogramms „Red Bull", das junge Talente auf wichtige Wettkämpfe vorbereitet.Foto: Imago / Legion Media

Der Formel 1 wird ein neuer russischer Name hinzugefügt: Daniil Kwjat. Seine Vorgänger Sergej Slobanin, Roman Rusinow, Witali Petrow und Sergej Sirotkin hatten in der Rennserie bislang nur mäßigen Erfolg – fünf kurze Porträts.

Das Formel-1-Team Toro Rosso machte ihren Vertragsabschluss mit dem russischen Rennfahrer Daniil Kwjat öffentlich. Der 19-Jährige, der in Ufa geboren ist und die Wertung um den Meistertitel in der GP3 anführt, setzte sich gegen die Konkurrenz um den Platz des Stammpiloten durch. Die Zeitung „Moskowskije Nowosti" stellte den neuen russischen F1-Piloten vor und erinnerte sich an seine Vorgänger in der Königsklasse.

Daniil Kwjat, Toro Rosso

Daniil Kwjat aus Ufa wurde zum ersten Russen, der in die Formel 1 nicht wegen des Geldes, sondern ausschließlich wegen seines Talents hineingekommen ist. Er begann die Saison in der GP3-Serie nicht sehr erfolgreich, machte dann aber mehrere beeindruckende Rennen und befindet sich momentan im Kampf um den Meistertitel. Vom derzeit führenden Facu Regalia trennen ihn in der Endphase der Saison lediglich sieben Punkte.

Kwjat ist den typischen Weg der russischen Tennisspieler gegangen: Fast alle von ihnen lebten und trainierten im Ausland und erzielten ihre Erfolge abseits der seltenen Heimatbesuche. Kwjat lebt in Italien, spricht mehrere Sprachen und hat keine Probleme, die Anweisungen der Ingenieure zu verstehen. Das Wichtigste aber: Er ist Teil des Jugendprogramms „Red Bull", das junge Talente auf wichtige Wettkämpfe vorbereitet.

Kwjats Auftritt in diesem Jahr und auch seine exzellenten Testergebnisse in Silverstone haben dazu geführt, dass die Wahl zu seinen Gunsten ausfiel. Interessant ist auch, dass Toro Rosso eine Tochtermannschaft von Red Bull ist, was heißt, dass Kwjat in Zukunft eine Chance hat, der Partner von Sebastian Vettel zu werden – seit Kurzem vierfacher Weltmeister.

Sergej Slobin, Minardi

Der erste russische Formel-1-Pilot war Sergej Slobin, den Gazprom mit dem Geld in die Königsdisziplin hineingeschoben hat. Im August 2002 wurde der russische Gasgigant Sponsor des Rennstalls Minardi und die Verhandlungen wurden unter Vermittlung der Managerin Oxana Kosatschenko geführt. Zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung wurde bekanntgegeben, dass das Cockpit ein russischer Pilot einnehmen würde.

Gazprom, der in der ersten Saison nur 1,5 der 6,5 versprochenen Millionen Euro auszahlte, kündigte den Vertrag einseitig. Slobin wurde zum Opfer der Situation und bekam schließlich keine Superlizenz für die Teilnahme an der Königsdisziplin. Andere Optionen, als den Platz eines selbstzahlenden Fahrers zu bekommen, hatte der Russe nicht, denn tatsächliche Erfolge in der Welt des Autosports konnte er nicht vorweisen.

Auch im Weiteren machte Slobin nicht von sich reden und tauchte in den Nachrichten nur noch zweimal auf: als 2007 sein Auto gesprengt wurde und als ihn die russische Justiz 2012 zu einer Zahlung von 365 000 Euro aufforderte.

Roman Rusinow, Midland

Nach Sergej Slobin versuchte Roman Rusinow sein Glück in der Formel 1. Doch er schaffte es trotz beträchtlichen Erfolgen doch nicht in die Königsdisziplin – Rusinow hatte keine russischen Sponsoren, die ihm den Platz des Piloten in der Midland-Mannschaft hätten sichern können.

Eigentümer der Mannschaft war der kanadische Milliardär russischer Herkunft Alex Shnaider, der den Rennstall von Eddie Jordan gekauft und umbenannt hatte. Da die Mannschaft mit russischer Lizenz auftrat, erwartete der Geschäftsmann Unterstützung von russischen Sponsoren – doch er verrechnete sich. Anderthalb Jahre später verkaufte Shnaider die Mannschaft und konnte die Investitionen in die Formel 1 gerade noch wieder wettmachen.

Rusinow hätte im Gegensatz zu Slobin eine Superlizenz. Doch er kommt auch wunderbar ohne die Formel 1 aus: „Wenn ich jetzt ein Angebot bekommen würde, würde ich es mir gut überlegen. Meinen Platz in der Mannschaft G-Drive würde ich nicht einmal gegen den Platz in einer der schlechtesten F1-Mannschaften tauschen. Ein solcher Tausch ist uninteressant und unvorteilhaft für mich", sagte er den „Moskowskije Nowosti".

Witali Petrow, Renault/Caterham

Der zweite Versuch, den eigenen Rennfahrer in die Formel 1 zu bringen, ging für Oxana Kosatschenko gut aus. Alle Faktoren hatten gestimmt, doch ließ auch Witali Petrow als Vize-Champion von GP2 Sergej Slobin weit hinter sich zurück. Ende 2009 unterschrieb er mit Unterstützung russischer Sponsoren und in erster Linie dank der Hilfe seines Vaters, einem Leiter der Schiffwerft in Wyborg, einen Vertrag mit Renault. Eine Rolle spielte auch die enge Zusammenarbeit des französischen Riesen mit dem russischen AvtoVAZ.

Petrow blieb zwei Jahre bei Renault, belegte 2011 sogar den dritten Platz beim Grand Prix von Australien, wurde aber schlussendlich aus der Mannschaft verwiesen. Einer der Hauptgründe für die Kündigung waren die harschen Worte, die Petrow über die Mannschaft verloren hatte. Außerdem rechnete Renault mit dem Franzosen Romain Grozan und dem Ölriesen Total.

Petrow verbrachte das Jahr 2012 als Mitglied von Caterham, gewann einen mannschaftsinternen Zweikampf gegen den starken Finnen Heikki Kovalainen, war aber gezwungen, die Formel 1 zu verlassen. Daraufhin kündigte er sämtliche Beziehungen mit der Managerin Oxana Kosatschenko auf. Insgesamt hatten die russischen Sponsoren etwa 40 Millionen Euro für die Teilnahme Petrows an der Formel 1 gezahlt, doch das stellte sich als Verlustgeschäft heraus.

Sergej Sirotkin, Sauber

Ende August 2013 stellte der Russe Sergej Sirotkin, der erst 17 Jahre alt war, einen Rekord in der Formel 1 auf: Durch den Vertragsabschluss mit der schweizerischen Mannschaft Sauber wurde er zum jüngsten Piloten der Geschichte der Königsdisziplin.

Der Rennstall hatte starke finanzielle Probleme, die mithilfe von drei russischen Gesellschaften gelöst werden konnten: Das Nationale Institut für Luftfahrttechnologien (NIAT), die Staatliche Stiftung für die Entwicklung des Nord-Westen der Russischen Föderation und der Fonds für Internationale Investitionskooperation schlossen einen Vertrag über 380 Millionen Euro mit Sauber ab. Im Gegenzug setzten sie ihren eigenen Rennfahrer ins Cockpit.

In dieser Saison stieg Sirotkin zweimal aufs Podium der World Series by Renault, nahm aber insgesamt nur den neunten Platz ein. In seinem Alter ist es allerdings normal, dass sportliche Ergebnisse nicht konstant ausfallen.

Die Chance besteht, dass im nächsten Jahr bei dem Grand Prix von Russland in Sotschi zwei russische Piloten antreten werden.

 

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Moskowskije Nowosti.

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