Der erste Platz von Lokomotive Moskau ist die eigentliche Sensation des Jahres 2013. Foto: Wladimir Fedorenko/RIA Novosti
Am letzten Wochenende ist die Hinrunde der russischen Fußballsaison zu Ende gegangen. Die Mannschaften haben jetzt bereits 19 der insgesamt 30 Spieltage hinter sich. Im Gegensatz zum letzten Jahr ist in der russischen Premier Liga RFPL in dieser Saison noch kein klarer Meisterschaftsfavorit auszumachen. Die Tabelle wird von den punktgleichen Teams Zenit Sankt Petersburg und Lokomotive Moskau angeführt. Nur einen Punkt hinter dem Führungsduo rangiert Spartak Moskau, das in den letzten acht Spielen sechsmal als Sieger vom Platz ging.
Der erste Platz von Zenit und der starke Auftritt von Spartak sind in den vergangenen Jahren fast schon zur Routine geworden. Der Club aus der „Hauptstadt des Nordens" verfügt über einen Top-Kader und mit dem Italiener Luciano Spalletti auch über einen starken Trainer. Und Spartak investiert Saison für Saison erhebliche Summen in die Mannschaft, was in kleinen Schritten Früchte trägt.
Der erste Platz von Lokomotive Moskau ist die eigentliche Sensation des Jahres 2013. Letzte Saison belegte Lokomotive noch Platz neun in der Meisterschaft, was zur Entlassung des kroatischen Cheftrainers Slaven Bilić geführt hatte. Unter dem neuen Trainer Leonid Kutschuk, der sich in der letzten Saison durch seinen Auftritt mit Kuban Krasnodar wärmstens empfohlen hatte, legte die Mannschaft in allen spielerischen Aspekten zu: Die Abwehr agiert organisierter, der gegnerische Spielaufbau wird früh gestört und das Umschalten auf Angriff funktioniert blitzschnell. Aber Kutschuks Fähigkeit, den Spielern seine Spielphilosophie zu vermitteln, ist nicht der entscheidende Faktor für die Siege von Lokomotive Moskau.
Erstens ist „Loko" aufgrund seines schlechten Abschneidens im letzten Jahr nicht in den europäischen Wettbewerben vertreten. Somit sind die Moskauer nur einmal pro Woche gefordert und nicht zweimal wie die Konkurrenz, sodass sie sich ihre Kräfte im Laufe der Saison bequem einteilen können. Zweitens nutzte der Club den Ausverkauf bei Anschi Machatschkala zu einer Einkaufstour. Die Mannschaft wurde durch zwei Mittelfeldspieler der Extraklasse verstärkt: den Franzosen Lassana Diarra und den Marokkaner Moubarak Boussoufa. Diese beiden sind es auch, die dem Spiel von Lokomotive heute den Stempel aufdrücken, während sich ihr Ex-Club mit einem Platz im Tabellenkeller begnügen muss.
Kahlschlag bei Anschi Machatschkala sorgt für Negativrekord
Dabei sah es für die Mannschaft von Anschi vor der Saison gar nicht so übel aus. Aber Startschwierigkeiten führten zu einem kompletten Ausverkauf der Mannschaft und einer völligen Neuorientierung des Clubs.
3. Halbzeit: ZSKA gegen Spartak
Die Begegnungen zwischen den Moskauer Fußballvereinen Spartak und ZSKA gehören zu den aufregendsten Spielen im russischen Fußball.
Dabei war die Umwälzung derart radikal, dass das Team aus Machatschkala innerhalb von Wochen vom Titelanwärter zum ersten Abstiegskandidaten mutierte. 19 sieglose Spieltage toppt jeden Negativrekord der russischen Premier Liga. Wenn es nach den Buchmachern geht, ist der Verein aus Machatschkala, der letztes Jahr noch die weltweiten Spitzenclubs das Fürchten lehrte, Abstiegskandidat Nummer eins.
Auch andere namhafte Vereine in der höchsten russischen Liga haben mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Der amtierende russische Meister ZSKA Moskau hatte vor Saisonbeginn mit dem Unternehmen Rosseti einen potenten Sponsor gefunden, konnte seine Finanzlöcher aber dennoch nicht stopfen. Dadurch musste der Club seinen Top-Stürmer Vágner Love ziehen lassen. Der Brasilianer verdient seine Brötchen jetzt in China, während ZSKA in der Champions League lustlos auftrat, sich mit gehörigem Abstand hinter dem Führungstrio einordnen musste und am letzten Spieltag sogar den dritten Platz an Viktoria Pilsen verlor. Der Weggang von Keisuke Honda während des Transferfensters im Winter ist bereits beschlossene Sache, und die langjährigen Schlüsselspieler Igor Akinfejew, Sergej Ignaschewitsch und
Kirill Nababkin sind sich mit dem Verein noch nicht über eine Vertragsverlängerung einig geworden.
Die Torschützenliste führen zwei Spieler an, beide von Spartak Moskau. Das sind einmal die Sturmspitze der armenischen Nationalmannschaft Jura Mowsisjan mit zwölf Toren und zum anderen sein Kollege Artjom Dsjuba, der nach Rostow ausgeliehen wurde und den dortigen Club praktisch im Alleingang in den oberen Teil der Tabelle schoss. Bis zum achten Spieltag war die Mannschaft aus Rostow sogar in der Spitzengruppe zu finden, während sie heute nur noch den vergleichsweise bescheidenen achten Platz belegt.
Die große Entdeckung der bisherigen Saison war wohl der Torhüter von Zenit Juri Lodygin. Der vom kleinen griechischen Club Xanthi gekommene Torwart hat sich in vier Monaten zum russischen Nationaltorhüter und nach Meinung der Fans zum besten Spieler bei Zenit entwickelt.
Anfang März nimmt die russische Premier Liga ihren Spielbetrieb wieder auf. Bis dahin warten Urlaub und Vorbereitung auf die Spieler, während die Fans sich auf die Wintertransferperiode freuen.
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