Julia Lipnizkaja: "Die WM setzt mich unter Druck"

Foto: ITAR-TASS

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Die Team-Olympiasiegerin im Eiskunstlauf erzählt von der bevorstehenden Weltmeisterschaft, ihrer Kollegin Adelina Sotnikowa und ihrem Leben als Sport-Star.

Julia, in diesem Jahr stehen dir zwei sehr gefühlsbetonte Wettkampfprogramme bevor. Hast du keine Lust, in der nächsten Saison etwas anderes, Fröhlicheres zu machen?

Nein. Natürlich werde ich mich auch auf fröhlichere Programme einlassen, wenn man es von mir verlangt. Aber von mir wird dieser Impuls nicht ausgehen. Es gibt ja auch andere Sportlerinnen, die etwas ernstere Themen umsetzen. Da ist man auf dem Eis ausdrucksstärker. Zu meiner Persönlichkeit passt das Programm aus diesem Jahr am besten: „Schindlers Liste“. Ich bin auch das Programm „Säbeltanz“ gelaufen, das ist etwas anders, aber auch nicht eben fröhlich. Solche Programme entsprechen mir persönlich mehr und meinen Gefühlen, die ich vermitteln kann.

Olympia liegt jetzt schon fast einen Monat zurück. Wie hast du die ersten Tage nach den Spielen verbracht? Konntest du dich ein wenig erholen vor dem Start des Trainings für die Weltmeisterschaft?

Ich habe eine Woche lang nicht trainiert. Aber das war alles andere als Erholung. Wir waren jeden Tag mit irgendetwas beschäftigt, hatten jeden Tag Empfänge, Treffen, Events. Nach Sotschi waren wir sehr erschöpft. Ich weiß nicht, wie wir dabei noch irgendein Training überlebt hätten.

Was meinst du dazu, dass Adelina Sotnikowa die Weltmeisterschaft verpasst? Sollte eine Olympiasiegerin nicht ihren Titel bei einer WM bestätigen?

Das war die Entscheidung der Trainer. Sie ist ja gerade auf einer Show-Tournee. Wir wussten gleich, dass wir fahren würden.

Nach deinem großen Erfolg bei der Olympiade erwartet man von dir nur noch Höchstleistungen. Ist das nicht ein ziemlicher Druck?

Natürlich setzt mich das unter Druck. Trotzdem habe ich meine Ziele für diese Weltmeisterschaft. Ich muss mich einfach bemühen, saubere Läufe zu präsentieren.

Julia Lipnizkaja mit einem russischen

Model und Moderatorin Lena Lenina.

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Wie wirst du mit der Aufregung vor dem Start fertig? Hast du ein Rezept?

Aufgeregt ist man immer. Man muss sich eben gut vorbereiten und seine Sache machen. Wenn du gut trainiert bist und weißt, dass du jederzeit das bringen kannst, was du dir erarbeitet hast, dann fühlst du dich leichter. Wenn du tatsächlich bestimmte Schwächen hast, dann musst du dir über die Aufregung allerdings Gedanken machen, dich moralisch aufbauen, mit den Trainern sprechen.

Du musst dich, wie alle Spitzensportler, sehr einschränken. Was vermisst du am meisten von dem, was du nicht darfst?

Das ist eine sehr schwierige Frage. Ich lebe nach bestimmten Regeln. Ich musste praktisch auf alles verzichten. Vor Olympia gab es für uns nur Training, sonst nichts. Jetzt steht die Weltmeisterschaft bevor. Heute habe ich eigentlich nur einen Wunsch: Urlaub zu machen, das ganze tägliche Trainingsprogramm einmal hinter mir zu lassen.

Hast du schon Pläne für deinen Urlaub nach der Weltmeisterschaft?

Ich weiß noch gar nicht, wann genau wir Urlaub machen werden. Daher habe ich darüber noch nicht nachgedacht. Für die Zeit nach der Weltmeisterschaft haben wir noch viel vor. Das Training wird weniger intensiv sein, aber es ist einiges zu erledigen. Höchstwahrscheinlich verreisen wir im Juni. Ich würde wirklich sehr viele Orte auf der Welt gerne sehen. Gerade ist einer meiner Träume wahr geworden: Ich werde nach Japan fahren. Und das in einer Zeit, in der dort die Kirschblüten blühen. Ich glaube, das wird sehr schön. 

Hast du ein Vorbild im Eiskunstlauf?

Zurzeit ist Carolina Kostner für mich ein Vorbild. Man spürt ihre innere Haltung, von ihr geht einfach ein bestimmter Zauber aus. Ich möchte auch einmal mit so viel Freude auftreten wie sie.

Vor Kurzem konnte man im Internet ein Video von einer Modeparty sehen, auf der du anwesend warst. Wie hat dir diese Rolle gefallen?

Irgendetwas sagt mir, dass das die erste und letzte Erfahrung in dieser Richtung war. Man kündigte mir an, dass dort die Sportler von bestimmten Stars geehrt würden. Niemand bereitete uns darauf vor, was genau geplant war. Daher kam alles sehr unerwartet. Die Leute hatten mit Sport herzlich wenig zu tun. Es gab Szenen, die ich überhaupt nicht begriff. Ich dachte, ich bin im falschen Film.

Bist du den Medienrummel und deine Fans auch etwas leid?

Ja, ich habe manchmal genug davon. Aber daran muss man sich gewöhnen.

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