Premjer Liga: Zenit-Fans sorgen für Spielabbruch

Erneut kam es bei einem Spiel von Zenit Sankt Petersburg zu Krawallen. Foto: ITAR-TASS

Erneut kam es bei einem Spiel von Zenit Sankt Petersburg zu Krawallen. Foto: ITAR-TASS

Das Topspiel der russischen Premjer Liga zwischen Zenit Sankt Petersburg und Dynamo Moskau wurde am Sonntag abgebrochen, nachdem Zenit-Fans den Platz gestürmt hatten. Die russische Fußballunion verspricht, die Hooligans zu bestrafen.

Das richtungsweisende Spiel am 29. Spieltag der russischen Premjer Liga zwischen Zenit Sankt Petersburg und Dynamo Moskau entwickelte sich zu einem handfesten Skandal. Fünf Minuten vor Abpfiff, als es 2:4 für Dynamo stand, sprangen aufgebrachte Fans von Zenit Sankt Petersburg über den Stadionzaun und stellten sich hinter dem Tor von Dynamo Moskau auf. Einige aggressivere Fans stürmten das Feld und attackierten die Gästespieler. Ein Hooligan lief zum Dynamo-Verteidiger Wladimir Granat und schlug ihm ins Gesicht. Der Schiedsrichter entschied daraufhin, das Spiel abzubrechen.

Unmittelbar nach dem Spiel nahm die Polizei einige Hooligans fest. Der Granat-Angreifer konnte zwar entkommen. Laut Angaben der russischen Polizei wurde jedoch bereits festgestellt, um wen es sich bei dem Mann handelt.

Der Chef der Presseabteilung von Zenit Sankt Petersburg, Ewgenij Gusjew, erklärte gegenüber der Presse: „Der Fußballclub Zenit Sankt Petersburg drückt sein tiefstes Bedauern über die Zwischenfälle aus, die während des Spiels gegen Dynamo Moskau aufgetreten sind. Wir hoffen, dass den Schuldigen eine angemessene Strafe zuteilwird. Wir werden die Beziehung zu unseren Fans überprüfen."


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Nach den Statuten der russischen Fußballunion (Rossijski Futbolny Sojus) kann das Spiel mit einer technischen Niederlage von 0:3 gegen Zenit Sankt Petersburg gewertet werden. Außerdem könnte der Sankt Petersburger Verein dazu verpflichtet werden, bis zu fünf Heimspiele ohne Zuschauer austragen zu müssen. Weiterhin muss Zenit, dessen Hauptsponsor das russische Erdgasförderunternehmen Gazprom ist, eine Strafe von bis zu einer Million Rubel (etwa 21 000 Euro) zahlen. Das endgültige Strafmaß wird am 14. Mai bei der Sitzung des Disziplinarkomitees der russischen Fußballunion bekannt gegeben.

 

Heftige Reaktionen von offizieller Seite

Die Reaktion von offizieller Seite fiel wie erwartet hart aus. „Die Fangruppe ist sehr organisiert aufgetreten, das ist ein ernster Präzedenzfall. Wir werden gegen diese Hooligans die strengsten Sanktionen einleiten", sagte Sergej Prjadkin, Präsident der Premjer Liga, und fügte hinzu: „Natürlich ist es unrealistisch, alle Randalierer zu fassen, doch wenn man davon ausgeht, dass das Stadion vorschriftsmäßig mit modernen Überwachungskameras ausgestattet ist, werden wir die Rädelsführer identifizieren und hart bestrafen."

Auch der russische Sportminister Witalij Mutko verurteilte den Zwischenfall aufs Schärfste. „Mit den Fans muss man strukturiert und regelmäßig arbeiten, statt einfach nur den Verkauf der Eintrittskarten zu beschränken. Der Gastgeber des Spiels war nicht vorbereitet auf das, was geschehen ist, und hat die Sicherheit der Spieler nicht gewährleisten können", erklärte Mutko gegenüber dem Portal „sports.ru".

„So etwas hat es in unserer Stadt noch nie gegeben", erklärte Walerij Iljunin, langjähriges Mitglied der Sankt Petersburger Fanbewegung, gegenüber der Olinezeitung Gazeta.ru. „Während des Spiels deutete nichts

darauf hin, dass die Fans das Feld stürmen würden. Ja, der Verein hat verloren, aber Zenit hat nicht zum ersten Mal ein wichtiges Heimspiel verloren. Die Menschenmenge hat den Platz spontan gestürmt."

Eduard Latypow, ein weiterer Aktivist der Sankt Petersburger Fanbewegung sowie Präsident des Fanclubs „Russia Unites", vermutet Unmut und Stress als Ursachen für das unangemessene Verhalten der Fans. „Niemand hat die aggressiven Aktionen vorbereitet. Im Gegenteil, die Fans wollten eigentlich einen Sieg feiern. Doch dann kam die kalte Dusche durch die vier Tore von Dynamo. Danach kam es zu einer dynamischen Gruppenbewegung: Erst sind ein paar Leute aufgesprungen, dann noch ein paar. Nach und nach haben sie alle anderen mitgerissen. Etwas tröstlich ist, dass der Sicherheitsdienst im Großen und Ganzen vernünftig reagiert hat, auch wenn die Stadionordner die Menge, die auf das Feld gestürmt ist, nicht sofort aufhalten konnten. Letztendlich sind aber alle, die auf das Feld gelaufen sind, auch wieder zurückgegangen."

 

Das Image von Zenit ist im Keller

„Das, was im Stadion geschehen ist, widerspricht der Seele des echten Fußballs", klagte Boris Tschuchlow, Mitglied der Zenit-Meistermannschaft von 1984, in einem Interview mit der Zeitung Iswestija. „Die Leute, die auf das Feld gerannt sind, das Spiel abgebrochen und die Rangeleien angefangen haben, schaden zwar dem Verein, der Stadt und dem gesamten russischen Fußball, bleiben aber ungestraft. Man darf sie nie wieder auf die Tribünen eines Stadions lassen."

Und auch Aleksandr Panow, ein weiterer ehemaliger Spieler von Zenit, ist der Meinung, dass sich das Verhalten der Zenit-Fans negativ auf das Image des Vereins von der Newa auswirken werde. „Zenit hat sein Image

insofern beschmutzt, als dass die Stadt nicht für die Sicherheit der Stadionbesucher garantieren konnte, und auch nicht für die der Spieler", wird Panow von der Agentur R-Sport zitiert.

Die Fans von Zenit stehen nicht zum ersten Mal im Zentrum eines Skandals. Während des Achtelfinalspiels der Champions League gegen Borussia Dortmund im Februar 2014 blieb die Fankurve von Zenit leer – eine Strafmaßnahme der UEFA für das aggressive Verhalten der Zenit-Fans während eines Spiels in der Gruppenphase gegen Austria Wien. Ende 2012 haben die Fans von Zenit ebenfalls ein Spiel gegen Dynamo Moskau unterbrochen. Das Spiel musste abgebrochen worden, nachdem aus dem Bereich der Zenit-Fans ein Böller auf den Torhüter der Gastgeber geworfen worden war. Der Torwart trug bei dem Zwischenfall eine Verbrennung davon. Zenit musste eine Strafe in Höhe von 1,1 Millionen Rubel (etwa 23 000 Euro) zahlen und zwei Heimspiele vor leeren Rängen austragen.

Quellen: Kommersant, Gazeta.ru,Iswestija, R-Sport und Sports.ru

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