Abgeschottet in Brasilien

Die Spieler der russischen Nationalmannschaft und der Chertrainer Fabio Capello beim Training in der brasilianischen Stadt Itu. Foto: RIA Novosti

Die Spieler der russischen Nationalmannschaft und der Chertrainer Fabio Capello beim Training in der brasilianischen Stadt Itu. Foto: RIA Novosti

Die russische Nationalmannschaft lebt in Brasilien komplett isoliert. Journalisten sind nur 20 Minuten am Tag zugelassen, Informationen über das Wohlbefinden der Mannschaft vor Ort gibt es wenige.

Das Mannschaftsquartier der russischen Nationalelf in Itu im brasilianischen Bundesstaat São Paulo erreicht man am besten mit einem Mietwagen. So kann man Unannehmlichkeiten wie etwa Raubüberfällen oder Diebstählen aus dem Weg gehen. Viele Urlauber vermeiden deshalb die Nutzung öffentlicher Fernbusse und fahren stattdessen mit dem Taxi. Und das, obwohl die Preise mit 320 Real (gut 100 Euro) für eine Strecke ziemlich hoch sind.

 

Hinter Stacheldraht

Die russischen Spieler wohnen im Fünf-Sterne-Hotel San Raphael, das auch die deutsche Nationalmannschaft in Erwägung gezogen hatte. Als der Spielplan des Turniers veröffentlicht wurde, entschieden die Deutschen sich aber für eine Unterbringung an einem anderen Ort. Schnell ergriff Fabio Capello die Gelegenheit und sicherte das begehrte Hotel dem russischen Team.

Die Ankunft der Russen in dem Hotel wurde gründlich vorbereitet. Man verriegelte das Gelände mit einem dichten und undurchsichtigen Zaun und befestigte an dessen oberem Rand dicke Stacheldrahtreihen. Die gesamte Anlage wird von bewaffneten Polizisten und Armeeangehörigen gut bewacht. Der Versuch, einen Blick hinter die Absperrungen zu ergattern, kann deshalb schmerzhaft enden. Die Journalisten sind gewarnt worden, sich dem Hotel zu sehr zu nähern.

Einige wenige Informationen über das Mannschaftsquartier konnten wir dennoch in Erfahrung bringen. Das Gelände erstreckt sich über mehr als 80 000 Quadratmeter. Der russischen Delegation stehen Tennisplätze, Saunen, ein Beach-Volleyballfeld, ein Schwimmbad sowie Massage- und Physiotherapieräume zur Verfügung. Die Zimmer sind sehr geräumig – zwischen 50 und 125 Quadratmeter. Das ist dann eigentlich auch schon alles, was sich über die Unterbringung der russischen Fußballer sagen lässt. Die Mitarbeiter des San Raphael geben keine Informationen heraus. Es heißt, jeder von ihnen habe schriftlich zugesichert, keine Einzelheiten über das Leben der Fußballer preiszugeben. Zuwiderhandeln werde mit einer empfindlichen Strafe belegt.

 

Capellos Aufstellung bleibt geheim

Die Spieler des russischen Teams trainieren neben dem Hotel, in der Arena Novelli Júnior, dem Heimstadion des lokalen Vereins FC Ituano. Interviewtermine mit Medienvertretern reglementiert Capello wie immer sehr streng: Zwanzig Minuten ist es Journalisten erlaubt, einen kleinen

Ausschnitt aus dem Training zu verfolgen und danach kurz mit zwei Spielern in einem speziellen Medienzentrum zu sprechen.

Fußballer sind in der Regel aber ohnehin nicht besonders erpicht auf Gespräche mit der Presse. Alexei Ionow, Mittelfeldspieler der russischen Nationalmannschaft und des Moskauer Clubs Dynamo, bekannte nach einem Routinetraining allein, er freue sich sehr auf das Auftaktspiel gegen Korea: „Das erste Spiel ist immer mit besonderen Emotionen verbunden. Das Spiel gegen Korea erwarten wir mit großer Spannung und haben hohe Erwartungen. Wir stellen uns auf Korea ein, bereiten uns vor und konzentrieren uns auf unseren Teamgeist." Die Journalisten versuchten, dem Spieler Aussagen über das Training und die Anweisungen von Fabio Capello zu entlocken. Doch der Fußballer blieb hart: „Die Spieler kommentieren den geheimen Teil des Trainings nicht. Alles, was Capello sagt, bleibt geheim", parierte er.

 

Speiseplan vom Chef

Während über die Freizeitgestaltung der Spieler des russischen Teams nichts nach außen dringt, ist ihre kulinarische Versorgung kein Geheimnis. Vor der Anreise des Teams in San Raphael wurden etwa 120 Kilogramm

Pasta, 50 Kilogramm Parmesan und 100 Flaschen Olivenöl angeliefert. Außerdem sah man die Köche des russischen Teams unter der Leitung von Nino Graziano auf einem Lebensmittelmarkt vor Ort, eine lange Einkaufsliste in den Händen haltend.

Wie die Marktverkäufer versichern, wählte Graziano in Begleitung von Hotelmitarbeitern persönlich Gemüse, Obst und Fisch aus. Die Händler berichten, dass die Köche der russischen Mannschaft im Voraus bestellte Fisch- und Fleischwaren wie Kabeljau, Lachs, Rindfleisch und Ente aus dem Essensplan genommen hätten. Während des Turniers sollen keine fettigen Speisen auf den Tisch kommen.

Man tut jedoch alles dafür, dass sich die Spieler des russischen Teams vielseitig ernähren. Gerüchten zufolge sind die Fußballer selbst sehr zufrieden mit ihrer Verköstigung. Allerdings können die Russen von einem Portwein, der dem portugiesischen Team kistenweise bereitgestellt wurde, oder dem Fass Bier, das im Quartier der deutschen Mannschaft eingetroffen ist, nur träumen – denn solche Köstlichkeiten verstoßen leider gegen die Hausordnung.

 

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Rossijskaja Gaseta.

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