In den Team-Wettkämpfen der Männer standen sich im Finale die Nationalmannschaften Japans und Russlands gegenüber. Foto: Tatjana Andreewa / Rossijskaja Gazeta
Vom 25. bis 31. August 2014 traten in Tscheljabinsk im Ural 639 Sportler aus 110 Nationen zu den Weltmeisterschaften im Judo gegeneinander an. Die japanische Judo-Nationalmannschaft belegte mit vier Gold-, zwei Silber und drei Bronzemedaillen in den Einzelwettkämpfen den ersten Platz. Auf dem zweiten Platz lag Frankreich mit zwei Gold-, einer Silber- und vier Bronzemedaillen. Kuba und Brasilien teilten sich den dritten Platz mit jeweils einer goldenen und silbernen sowie zwei Bronzemedaillen. Die russischen Judokas holten insgesamt acht Medaillen, zwei Silber- und sechs Bronzemedaillen, und landeten damit auf dem elften Platz.
Überraschende Ergebnisse
In den dramatischen Wettkämpfen gab es viele Überraschungen. Die Niederländerin Kim Polling, amtierende Europameisterin in der Klasse bis 70 Kilogramm, und der russische Olympiasieger Tagir Chajbulajew (Klasse bis 100 Kilogramm) blieben in Tscheljabinsk erfolglos. Auch die Weltmeisterin von 2013, Rafaela Silva aus Brasilien, belegte in ihrer Gewichtsklasse (bis 57 Kilogramm) am Ende lediglich Platz fünf. Die US-Amerikanerin und Olympiasiegerin (bis 78 Kilogramm) von 2012 Kayla Harrison holte in Tscheljabinsk nur Bronze und konnte ihre Enttäuschung darüber nicht verbergen.
Prominentester Zuschauer war der russische Präsident Wladimir Putin, für den es keine Schande war, dass die Russen den Sportlern aus dem Mutterland des Judos unterlagen. Foto: Tatjana Andreewa / Rossijskaja Gazeta
Lokalmatador Kirill Denisow (bis 90 Kilogramm), der bei den Weltmeisterschaften 2013 noch Bronze holte, hatte keine Chance gegen den 30. der Weltrangliste, einen usbekischen Judoka. Denisow musste später wegen einer Rippenverletzung aufgeben.
Der Franzose Teddy Riner, Favorit im Superschwergewicht, erfüllte dagegen alle Erwartungen. Der Zwei-Meter-Mann wurde zum achten Mal in Folge Weltmeister.
In den Team-Wettkämpfen der Männer standen sich im Finale die Nationalmannschaften Japans und Russlands gegenüber. Prominentester Zuschauer war der russische Präsident Wladimir Putin, für den es keine Schande war, dass die Russen den Sportlern aus dem Mutterland des Judos schließlich 2:3 unterlagen.
Eine zauberhafte Eröffnungszeremonie
Die Weltmeisterschaft startete mit einer beeindruckenden Eröffnungszeremonie vor 7 000 Zuschauern. In einer Lasershow wurde die Geschichte des Judos gezeigt. Mehr als 1 000 Darsteller waren im Einsatz.
Das Maskottchen Zhorik gilt als Symbol für Hilfsbereitschaft und Großzügigkeit. Foto: Tatjana Andreewa / Rossijskaja Gazeta
Die Zuschauer erlebten die Wiedergeburt des Maskottchens Zhorik, das schon zur Judo-Europameisterschaft 2012, ebenfalls in Tscheljabinsk, aktiv war. Dazu ließ ein Zauberkünstler einen leibhaftigen Tiger unter einem schwarzen Tuch verschwinden. An dessen Stelle zauberte er das Maskottchen hervor.
Zhorik war ein kleiner Amur-Tiger, dem die stadtbekannte Tierärztin Karen Dallakjan vor fünf Jahren mit einer komplizierten Operation das Leben rettete. Zahlreiche Spenden ermöglichten nicht nur die Operation, sondern auch, den Tiger von seinen vorherigen Besitzern freizukaufen, bei denen er unter schlechten Bedingungen gehalten wurde. Zhorik gilt seitdem als Symbol für Hilfsbereitschaft und Großzügigkeit.
Lebendiges Rahmenprogramm
Den Zuschauern wurde einiges geboten. Vor der Wettkampfarena war auf einer Fläche von 5 000 Quadratmetern ein Themenpark aufgebaut. Im Russischen Haus gab es nachgebildetes russisches Dorf mit lebenden Tieren – einer Ziege, einem Hahn und Kaninchen. Natürlich fehlten auch die Samoware nicht, aus denen die Besucher köstlichen heißen Tee serviert bekamen. Als Souvenir konnten die Zuschauer vor ihren Augen hergestellte Münzen mit WM-Prägung mit nach Hause nehmen.
Vor der Wettkampfarena war auf einer Fläche von 5 000 Quadratmetern ein Themenpark aufgebaut. Foto: Tatjana Andreewa / Rossijskaja Gazeta
Die Sportler nutzten nach Training und Wettkämpfen die Zeit für Entdeckungstouren durch Tscheljabinsk. Die Judokas aus Afrika zeigten sich vom russischen Ballett begeistert und von den Straßenbahnen der Uralstadt. Die Kubaner suchten auf den Automärkten der Stadt nach Ersatzteilen für die in der Heimat beliebten Ladas.
Mark Borchert aus dem deutschen Trainings- und Organisationsstab hatte mit dem bekannten russischen Judoka Jurij Stjopkin einen einheimischen Reiseführer an der Seite. Stjopkin kennt er gut, er hat schon Workshops für die deutschen Judokas abgehalten. Borchert war beeindruckt, wie viel Werbung für die Weltmeisterschaft in Tscheljabinsk zu sehen war. „Sogar Busse, Straßenbahnen, Gebäude und Haltestellen waren in den Farben der Judo-Weltmeisterschaft angestrichen“, erzählt er. Die Begeisterung sei überall zu spüren gewesen.
Mark Borchert aus dem deutschen Trainings- und Organisationsstab war beeindruckt, wie viel Werbung für die Weltmeisterschaft in Tscheljabinsk zu sehen war. Foto: Tatjana Andreewa / Rossijskaja Gazeta
Borchert hat auch einen ganz neuen Sport entdeckt. In Deutschland geht er regelmäßig in der Früh joggen. „In Tscheljabinsk sorgte das eher für Erstaunen“, sagt er. In Tscheljabinsk ist dagegen Street-Workout sehr gefragt, vor allem bei jungen Leuten. Dabei wird die Stadt zum Fitness-Studio. Überall gibt es dafür Plätze und in Russland sogar nationale Meisterschaften.
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