FIS-Skisprung-Weltcup: Die Adler fliegen in Sibirien

Die Adler machten zum zweiten Mal in diesem Jahr Station in Russland. Foto: Pawel Lisizyn/RIA Novosti

Die Adler machten zum zweiten Mal in diesem Jahr Station in Russland. Foto: Pawel Lisizyn/RIA Novosti

Vom 12. bis zum 14. Dezember war der FIS-Skisprung-Weltcup in Nischni Tagil im Ural zu Gast. Die Adler, wie die Skispringer auch genannt werden, waren in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal zu Gast in Russland. Trotz Heimvorteil hatten die russischen Skispringer keine Chance auf den Sieg.

Vergangenes Wochenende feierte der FIS-Skisprung-Weltcup der Herren Premiere in der Ural-Stadt Nischni Tagil. Nach den Olympischen Winterspielen von Sotschi war der Skisprung-Zirkus damit zum zweiten Mal in diesem Jahr zu Gast in Russland. In Nischni Tagil wurde eigens dafür eine neue Sprungschanze errichtet, die von internationalen Stars wie dem Österreicher Gregor Schlierenzauer, dem Slowenen Peter Prevc oder dem Deutschen Severin Freund eingeweiht wurde. Die Schanze in Nischni Tagil ist die letzte von insgesamt drei kürzlich in Russland neu gebauten Anlagen. Die anderen beiden stehen in der Olympiastadt Sotschi und in Tschaikowski in der Region Perm. Die russischen Skispringer finden nun erstmals wieder optimale Trainingsbedingungen vor.

Der erste russische Skisprung-Wettbewerb fand 1912 in Jukki nahe Sankt Petersburg statt. Russische und finnische Skispringer traten dort gegeneinander an. Finnland gehörte damals allerdings noch zum Russischen Kaiserreich, sodass die Veranstaltung nur nationalen Charakter hatte. Da keine Aufzeichnungen von diesem Ereignis existieren, weiß bedauerlicherweise niemand, wer der Gewinner war.

Wer 1968 bei den Olympischen Spielen in Grenoble Gold holte, ist hingegen sehr wohl verbrieft: Es war der sowjetische Skispringer Wladimir Belousow. Die Sportart wurde recht populär in der UdSSR und im ganzen Land entstanden Sprungschanzen. Nach dem Zerfall der Sowjetunion verfielen auch die Sprungschanzen. Im Skisprung spielte die noch junge Russische Föderation zunächst keine Rolle mehr. Eine Ausnahme war Dmitrij Wasiljew, der in der Saison 2008/ 2009 den fünften Platz in der Weltcup-Gesamtwertung belegte und noch immer gute Leistungen zeigt. Bei den Olympischen Spielen in Sotschi sprang er auf der Großschanze beachtliche 144,5 Meter. Da er aber bei der Landung das Gleichgewicht verlor und sich im Schnee abstützen musste, bekam er große Punktabzüge. Der Pole Kamil Stoch holte sich schließlich die Goldmedaille mit einem Sprung auf 139 Meter. Es war nicht das erste Mal, dass sich Wasiljew bei Olympischen Spielen als Unglücksrabe erwies: Vier Jahre zuvor in Turin fiel er nach einem überragenden ersten Durchgang weit zurück.

 

Heimvorteil für russischen Adlernachwuchs

In Nischni Tagil gab Lokalmatador Wadim Schischkin sein Weltcup-Debüt und auch Wladislaw Bojarinzew war dabei. Als Gastgeber durfte Russland außerdem mit zusätzlichen Springern an den Start gehen, sodass sich auch andere vielversprechende russische Skisprungtalente präsentieren konnten. Bojarinzew wollte jedenfalls alles geben: „In Russland vor heimischem Publikum zu springen, ist eine große Ehre und eine große Verantwortung. Ich will die Fans nicht enttäuschen und werde mein Bestes geben", versprach er vor dem Wettbewerb. Die russischen Skispringer freuten sich über den Heimvorteil, die ausländischen Skispringer fürchteten, mit den Wetterbedingungen in Nischni Tagil nicht zurechtzukommen. Der österreichische Weltmeister und 53-fache Weltcupsieger Gregor

Schlierenzauer erklärte: „Nischni Tagil ist sehr weit weg und es soll laut Wettervorhersage sehr kalt werden – bis zu minus 27 Grad." Die Kälte konnte die russischen Skispringerinnen in der letzten Saison nicht von einem erfolgreichen Abschneiden abhalten: Beim Weltcup der Damen in Tschaikowski holte Irina Awwakumowa den Sieg.

Das Wetter hat allerdings auch Vorteile: Der erste Schneefall setzt früh ein und da das Thermometer nachts garantiert Minusgrade zeigt, ist auch die Kunstschneeherstellung kein Problem. Mit einer Absage wegen fehlenden Schnees musste in Nischni Tagil oder auch in Tschaikowski kaum gerechnet werden. Die Schanzen zählen zu den besten der Welt. Heute kommen internationale Skisprunggrößen zum Training nach Russland. Das ist eine gute Entwicklung, denn noch vor zwei Jahren trainierten selbst die russischen Skispringer im Ausland.

Doch auch die beste Schanze ist kein Erfolgsgarant. Um Sportler mit Weltklasse auszubilden, braucht es mindestens acht Jahre intensiven Trainings, am besten bei guten Trainern. Die waren in Russland zeitweise Mangelware. Zurzeit werden die russischen Skisprung-Herren von dem Slowenen Matyazh Zupan trainiert. Der glaubt an seine Mannschaft: „Unsere Zeit wird kommen. Wir werden Erfolg haben." Dmitrij Dubrowskij, Präsident des russischen Skisprungverbands, zeigt sich ebenso zuversichtlich: „Wir sind uns sicher, dass die in den vergangenen Jahren vorangetriebene Verbesserung des Materials, die Optimierung der methodischen Ausbildung unserer Trainer und auch die Ausrichtung internationaler Wettbewerbe auf höchstem Niveau bald Früchte tragen wird."

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