Was wurde aus den Helden von Sotschi-Olympia?

Im Februar vergangenen Jahres fanden in Sotschi die 22. Olympischen Winterspiele statt. Russlands Athleten konnten mit insgesamt 33 Medaillen überzeugen. Was ist ein Jahr später vom Ruhm übrig geblieben? Nicht alle Olympia-Helden konnten an ihre Erfolge anknüpfen.

Alexander Subkow: Der Fluch des Fahnenträgers


Foto: Wladimir Astapkowitsch/RIA Novosti

Der Bobpilot Alexander Subkow war der Fahnenträger des russischen Olympiateams. Der Fluch russischer Fahnenträger bei den olympischen Spielen keine Goldmedaille zu gewinnen, traf Subkow zunächst nicht. Zweimal stand er in Sotschi ganz oben auf dem Siegertreppchen und beendete seine Karriere mit diesem sportlichen Höhepunkt. Doch der Fluch des Fahnenträgers holte schließlich auch ihn ein. Im Mai zerstörten Unbekannte Subkows Auto und schlugen ihn zusammen, als er sie daran hindern wollte. Aus seinen Plänen, Trainer des russischen Bob-Nationalteams zu werden, wurde auch nichts. Die ihm angebotene Stelle als Jugendtrainer empfand er als Demütigung und lehnte ab. Auch seine Familie hatte Pech. Seine Tochter Elisaweta wurde im Oktober aus dem nationalen Skeleton-Team ausgeschlossen. Die Teamführung unterstellte ihr, zum deutschen Nationalteam wechseln zu wollen. Außerdem wurde ihr vorgeworfen, den ihr vom Team zur Verfügung gestellten Schlitten gestohlen zu haben. Die Familie Subkow weist alle Anschuldigungen von sich. Wie auch immer die Sache ausgehen wird: Es ist fraglich, ob Alexander Subkow jemals als Trainer in Russland tätig sein wird.

 

Julija Lipnizkaja: Sturz vom Olymp


Foto: Wladimir Pesnja/RIA Novosti

Für den Nachwuchsstar der Spiele in Sotschi, die damals erst 15 Jahre alte Eiskunstläuferin Julija Lipnizkaja, entwickelte sich der atemberaubende Erfolg der Olympischen Spiele zu einem echten Albtraum. Während sie in Sotschi beim Teamwettbewerb noch absolut überzeugte, konnte sie die hohen Erwartungen des Publikums nach Olympia nicht erfüllen und enttäuschte. Beim Cup of China in Peking im November vergangenen Jahres zeigte sich, dass Lipnizkajas Nerven blank lagen. Sie verschlief die Siegerehrung und musste dafür heftige öffentliche Kritik einstecken. Schon in Sotschi soll das Leben für die junge Eiskunstläuferin nicht einfach gewesen sein. Es gab Gerüchte über Konflikte mit Teamkollegen und Spekulationen über einen Trainerwechsel. Die angespannte Atmosphäre hatte Folgen: Bei den russischen Meisterschaften im Januar erreichte Lipnizkaja lediglich den neunten Platz und schaffte es daher nicht in die Auswahl für die Europameisterschaften. Daraufhin beendete sie die Saison vorzeitig.

 

Wiktor Ahn: Neue Heimat Russland


Foto: Maxim Bogodwid/RIA Novosti

Short-Track-Spezialist Wiktor Ahn war einer der erfolgreichsten russischen Sportler in Sotschi. Drei Gold- und eine Bronzemedaille holte der aus Südkorea stammende Eisschnellläufer für seine Wahlheimat Russland. Ahn lebt seit vier Jahren in Russland und wurde eingebürgert. Er spricht

Russisch und hat sich an den russischen Alltag, das Klima und selbst an die ewigen Staus in Moskau gewöhnt. Ahn ist noch immer ein gern gesehener Gast auf Veranstaltungen. Die große Aufmerksamkeit durch Medien und Politik ist ihm jedoch nicht zu Kopf gestiegen. In Interviews tritt er noch immer sehr bescheiden auf.

Er fühlt sich Russland verbunden. Zurzeit richtet er gemeinsam mit seiner Frau Nari das neue Haus ein – ein Geschenk des russischen Staates für seine Leistungen in Sotschi. Das nächste sportliche Ziel steht auch schon fest: Ahn will die Erwartungen der Fans, von denen einige nur seinetwegen kommen, bei der Moskau-Meisterschaft im März nicht enttäuschen.

 

Roman Petuschkow: Superstar der Paralympics


Foto: Konstantin Tschabalow/RIA Novosti

Seit London 2012 stehen auch die Paralympics bei den Zuschauern hoch im Kurs. Die Winterspiele in Sotchi setzten diesen Trend fort: Der „Wettkampf der Supermenschen" war auch in Russland keineswegs nur ein

flüchtiger Schatten der Olympischen Spiele.

Roman Petuschkow war der russische Superstar der Paralympics. Die Spiele 2006 verfolgte er vom Krankenbett aus, nachdem ihn ein LKW auf einer Landstraße erfasst hatte. Petuschkow verlor bei dem Unfall beide Beine. An seine Genesung glaubte damals niemand. Vier Jahre später schaffte er es in Vancouver gleich zweimal auf das Siegertreppchen. In Sotchi brach der 36-Jährige alle Rekorde und holte sechsmal Gold. Die Verletzung habe seinem Leben eine neue Richtung gegeben, sagt er. Er versucht heute, Kinder zum Sport zu motivieren und unterrichtet dazu in Schulen. Auch für Wettkämpfe findet er noch Zeit. Im Januar nahm er an der Weltmeisterschaft in den USA, der sogenannten Cable 2015, teil, brachte allerdings keine Medaille mit nach Hause.

 

Lesen Sie weiter: Sotschi,  ein Jahr nach Olympia. Eine Reportage vor Ort

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